Wohnen

Wie ihr eine Küche nachhaltig einrichtet

Von Küchenmöbeln bis zu den Geräten: Was ihr beim Küchenkauf beachten solltet, was eine Öko-Küche kostet und welchen Siegeln ihr vertrauen könnt.

Was heißt das eigentlich: Nachhaltigkeit in der Küche? Darauf finden sich verschiedene Antworten. Es kommt wohl auf die Perspektive an. Die Sarah-Wiener-Stiftung in Berlin etwa wurde mit dem Preis für „Esskultur und Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet und propagiert saisonal zu denken, bewusst einzukaufen und ressourcenschonend zu kochen. Und das Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main, gegründet von Trendforscher Matthias Horx, notierte bereits 2015: „Immer mehr Menschen wollen einen Schritt weitergehen und hinterfragen die Nachhaltigkeit alltäglicher Dinge und Geräte, die bisher nicht im Fokus der Debatte standen.“ – Alltägliche Dinge und Geräte in der Küche? Es wird konkret.

Küchen aus Holz - was ist zu beachten?

Ralf Finkemeyer, der Geschäftsführer des Massivholz-Küchen-Spezialisten Annex aus Ostwestfalen, sagt: „Wer Wert legt auf vernünftige Lebensmittel, legt auch Wert auf ein entsprechendes Umfeld.“ Seine Firma verwendet Holz aus heimischen Wäldern mit PEFC- und FSC-Siegel (siehe Kasten). Team7, Marktführer für Öko-Designmöbel aus Österreich, verfolgt ein anderes Konzept: „Wir verarbeiten Holz zu hochwertigen Dreischichtplatten, die besonders verzugssicher sind“, sagt Geschäftsführer und Eigentümer Georg Emprechtinger. „Wir lassen das Holz reifen – zum Teil über Jahre.“

Beide Hersteller behandeln das Holz mit Naturölen, etwa mit Leinöl. Ohne Zusatz von Lösungsmitteln. Lackierte Oberflächen sind tabu. Emprechtinger: „Das Holz bleibt atmungsaktiv, sprich: Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie sukzessive wieder ab. Das Raumklima ist so immer angenehm.“

Konventionelle Küchenmöbel aus Span- und Sperrholzplatten können Formaldehyd, Styrol und andere Binde- und Lösungsmittel enthalten. Öko-Test hat zuletzt im Jahr 2013 Küchenmöbel untersucht – und eindringlich gewarnt: „Was neu oder stark nach Spanplatte riecht, sind meistens Schadstoffe.“

Was kosten nachhaltige Küchenmöbel?

Manch junge Familie würde deshalb gerne eine Öko-Küche kaufen. Aber reicht ihr Budget dafür? Der Preisunterschied ist jedenfalls kleiner als beim Auto, wo ein Kleinwagen im Schnitt rund 15.000 Euro, eine Luxuskarosse dagegen mehr als 100.000 Euro kosten kann. Deutschland ist nicht nur Autoland, sondern auch Land der hochwertigen Küchen. Anders als sonst üblich in der Möbelindustrie, werden Küchen hierzulande produziert. Deshalb sind sie teuer, egal ob man sie im Küchenstudio oder Möbelhaus kauft. Der Trend geht zur hochpreisigen Küche, analysiert das Nürnberger Institut für Marktentscheidungen: Höhere Preissegmente gewinnen an Bedeutung, Küchen über 10.000 Euro machen die Hälfte des Gesamtumsatzes aus.

Wer eine Holzküche haben möchte, fängt mit einer Grundausstattung etwa bei 5.000 Euro an und erweitert dann Stück für Stück. Ralf Finkemeyer vom Küchenhersteller Annex hatte neulich eine Familie im Laden: „Oma brauchte eine neue Küche. Der 18-jährige Enkel war mit dabei. Der sollte sie mal erben.“ Im Unterschied zu Autos sind Küchen 25 Jahre und länger in Gebrauch. Hersteller wie Annex und Team7 haben Ersatzteile auf Jahre hinaus vorrätig.

Umweltsiegel für Küchenmöbel: Wofür die Zeichen stehen

RAL-RG 430: Gütezeichen für Möbel. Garantiert Langlebigkeit und Schadstoff-Freiheit.

Goldenes M: Siegel der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Das Möbelstück muss die gleichen Anforderungen wie beim Blauen Engel, dem Umweltzeichen der Bundesregierung, erfüllen.

ÖkoControl: Siegel des Europäischen Verbands ökologischer Einrichtungshäuser; kennzeichnet hochwertige, schadstoffgeprüfte Massivholz- und Holzwerkstoffe.

FSC: Siegel für Holz aus umweltgerechten, sozial verträglichen und ökonomisch bewirtschafteten Wäldern. Strenger als PEFC. Garantiert, dass das Holz nicht aus illegaler Abholzung stammt.

PEFC: Bewertet das Holz, nicht das Möbelstück. Siegel eines globalen Wald-TÜV. Findet sich auf Papier- und Holzprodukten, Vollholzmöbeln, Furnieren, Holzwerkstoffen und Spanplatten.

(Quelle: Küchen-Atlas)

Nachhaltige Arbeitsplatte, Elektrogeräte und Küchenherde

Die Arbeitsplatte sollte fugenlos und leicht zu reinigen sein. Der Kern von laminierten HPL(High Pressure Laminate)-Platten sollte aus emissionsarmen Holzwerkstoffen bestehen. Granitplatten sollten aus europäischer Fertigung stammen. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Stein durch ausbeuterische Kinder- oder Zwangsarbeit in Indien oder China gewonnen wurde.

Küchengeräte sollten möglichst energieeffizient arbeiten. Beim Finden solcher Geräte helfen die Listen von Ecotopten. Sparsamen Verbrauch erkennt man an der Energieeffizienz-Klasse A+++. Wer außerdem seinen Kühlschrank optimal einstellt auf +7 Grad Celsius und das Gefrierfach auf -18 Grad Celsius, hat schon einiges richtig gemacht. Denn viele Kühlschränke sind zu kalt eingestellt.

Die Frage nach dem perfekten Herd ist schon etwas schwieriger zu beantworten. Soll es ein Gas-, Ceran- oder Induktionsherd sein? Gasherde erhitzen schnell und punktgenau. Ceran- bzw. Glaskeramikkochfelder, die heutigen Klassiker, verbrauchen etwas mehr Energie. Mit Induktionsherden lässt sich Wärme sehr gut dosieren. Doch ob ihr Magnetfeld harmlos oder schädlich ist, dazu gibt es bislang wenig Studien – aber das ist ein Thema für sich. Wer einstweilen nachhaltig Nudeln kochen will, der erhitze sein Wasser im Wasserkocher. Das spart bis zu 40 Prozent Strom.

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