Wir treffen uns am Wannsee in Berlin und kommen sofort auf den aktuellen Dreh von Mina Tander zu spechen.
Für Ihren nächsten Film wollen Sie lernen, rasend schnell Gemüse zu schnippeln. Wie schnell sind Sie schon?
Ich bin noch nicht da, wo ich hin möchte für den Dreh. Durch den Lockdown hatten die Kochschulen lange zu, deshalb habe ich bisher nur mit Tutorials im Internet gearbeitet. Ich koche sehr, sehr gerne, aber dieses professionelle Schneiden habe ich nie gelernt. Ich bin noch auf der Suche nach den richtigen Tricks, die mich weiterbringen.
Was kochen Sie zu Hause am liebsten?
Ich habe jetzt nicht das eine Super-Lieblingsgericht. Bei mir ist das saisonal sehr verschieden. Mit zwölf Jahren bin ich schon Vegetarierin geworden. Mein Mann, der immer mal zwischen ganz wenig und gar keinem Fleisch wechselt, isst zur Zeit sogar vegan. Wir kochen also ausschließlich vegetarisch. Ich persönlich verzichte seit einem Jahr auch auf alle Milchprodukte. Natürlich muss ich auch immer gucken, was die Kinder gerne essen. Ich koche oft mit asiatischem Einschlag, weil das sehr lecker vegetarisch oder auch vegan geht. Am Wochenende gibt es bei uns einen veganen Sonntagsbraten.
Zur Person: Mina Tander
Mina Tander wurde vor 42 Jahren in Köln geboren. Schon während ihrer Zeit auf dem Gymnasium spielte sie in Theater-AGs mit. Mit 16 Jahren stand sie zum ersten Mal für einen Fernsehfilm vor der Kamera. Drei Jahre später, 1998, dann der erste Kinofilm: „Hinter dem Regenbogen“. Es folgten viele Engagements in Kino- und Fernsehfilmen. Besonders erfolgreich waren die Kinokomödien „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ und „Männerherzen“. Von 2016 bis 2019 war Mina Tander außerdem in der US-amerikanischen Serie „Berlin Station“ zu sehen.
Mina Tander ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Berlin.
Wo kaufen Sie Ihre Lebensmittel?
Das klingt jetzt so, als würde ich mich bei Schrot&Korn total einschleimen wollen. Ich würde sagen: zu 90 bis 95 Prozent tatsächlich im Bio-Laden. Ich finde, es geht ja nicht nur darum, dass der Nährstoffgehalt eventuell höher ist, sondern auch darum, wie der Boden kultiviert wird, was das für unsere Umwelt bedeutet. Am liebsten esse ich Gemüse und Obst. Und da habe ich beim Bio-Laden ein viel besseres Gefühl.
War Tierwohl der Grund, erst vegetarisch und dann mehr und mehr vegan zu essen?
Ja, definitiv. Ich habe vor Jahren mal auf Milchprodukte verzichtet, nachdem ich meine Tochter bekommen hatte. Ich habe sie gestillt und irgendwann gedacht: „Hallo? Es ist doch merkwürdig, dass ich Kuhmilch trinke, die für Kälbchen gedacht ist.“ Der Verzicht hatte also erstmal keine gesundheitlichen Gründe. Aber ich habe gemerkt, dass alle meine Allergien, die ich sonst immer hatte, komplett weg waren. Deshalb lasse ich Tiermilch jetzt weg.
Wie streng sind Sie in Sachen „vegan“?
Ich esse vegan, aber nicht dogmatisch. Honig esse ich zum Beispiel. Und wenn ich bei Freunden bin und da ist irgendwo Schafskäse drin, dann hungere ich nicht den ganzen Abend. Bei mir in der Nähe gibt es freilaufende Hühner. Diese Eier esse ich auch, aber nur ganz selten. Meist backe ich nur damit.
Seit ich Tiermilch weglasse, sind meine Allergien weg.
Wem Tierwohl wichtig ist, dem ist Umweltschutz meist auch ein Anliegen.
Ja, auf jeden Fall. Auch da muss ich sagen, dass ich mit diesem Denken irgendwie schon groß geworden bin; ich bin ein typisches Kind der 80er (lacht): Mülltrennung, Wasserhahn zu beim Zähneputzen, Tür zu in einem Raum, wenn die Heizung läuft. All das habe ich total verinnerlicht.
Fahren Sie deshalb ein Elektroauto?
Ja, da war das Elektroauto eigentlich eine logische Konsequenz – übrigens schon vor sieben Jahren. Dadurch, dass ich am Stadtrand wohne, kann ich nur schwer auf ein Auto verzichten. Natürlich ginge es, aber ich muss ganz ehrlich sagen: Mit zwei Kindern und dem Beruf wäre es schon ziemlich schwierig. Also fand ich ein Elektroauto eine gute Alternative, auch, weil wir Ökostrom beziehen.
Wenn Mina Tander morgen Bundeskanzlerin wäre, was wäre die erste Entscheidung?
Oh nein, wie schwer! Ich glaube, da sind wir wieder beim Thema Tierschutz. In der Schweiz gibt es die Diskussion, die Rechte der Tiere auf eine ganz andere Ebene zu bringen. Dort überlegt man, Tiere rechtlich als menschenähnlich zu behandeln. Die logische Schlussfolgerung wäre, dass wir sie nicht mehr so halten dürften, wie wir es jetzt im Moment tun. Das wäre auch eine Idee für Deutschland. Dem Thema Tierwohl würde ich mich auf jeden Fall widmen. Ein anderes Thema: Man muss neue, alternative Energiegewinnung subventionieren. In meiner Wunschvorstellung würde ich diese beiden Themen angehen.
Muss sich die Politik verändern – oder die Menschen?
Beides! Aber es hat sich ja auch schon viel verändert: Als ich 1991 aufgehört habe, Fleisch zu essen, hat man in fast keinem Restaurant ein vegetarisches Gericht bekommen – vielleicht Spaghetti Napoli. Das ist jetzt anders.
Die meisten Menschen essen aber noch immer meist täglich Fleisch!
Ja, früher gab es das einmal pro Woche: den Sonntagsbraten. Sich jeden Tag Fleisch zu leisten, war damals völlig utopisch. Wer sich heute zu Hause ein schnelles Essen machen will, sagt sich: „Ich haue mir mal eben ein Steak in die Pfanne!“ Früher war es etwas Besonderes, jetzt ist es das Einfachste.
Aber wenn man die Menschen fragt, dann ist ihnen Tierschutz sehr wichtig. Wie können wir diese Schere zwischen Aussagen und Verhalten schließen?
Ich verlange nicht, dass alle Veganer werden müssen. Aber wir leben in einer Welt von Billigfleisch, von Dumpingpreisen für Milch und völlig überzüchteten Tieren, nur damit man daraus billigste Lebensmittel herstellen kann. Wenn die Menschen aber weiter immer nur das Billigste kaufen, dann ist vielleicht ein radikaler Schritt nötig. Dann muss man halt ein bisschen strenger sein und auch mal an Verbote denken.
Eigentlich sollte jetzt der Film „Hui Buh und das Hexenschloss“, in dem Sie mitspielen, in den Kinos laufen …
Die Pandemie hat viel durcheinander gebracht. Ich habe im vergangenen Jahr zwei Kinofilme gedreht. Aber die Kinos waren ja monatelang zu. Ich will nicht meckern: Mir geht’s gut, ich konnte arbeiten, wenn auch weniger. Meine Sorge gilt den Kinos! Vor allem den kleinen. Und was passiert mit Filmen, die nicht in die ganz großen Kinos kommen, also keine Blockbuster sind? Ich sorge mich um die Menschen, die mit den kleinen Filmen zu tun haben, die eigentlich auf Festivals laufen und dann vielleicht kurz in einem Arthouse-Kino. Ich habe Angst, dass sowas komplett ausstirbt.
Die Schauspielerin Mina Tander traf Schrot&Korn-Redakteur Manfred Loosen am Berliner Wannsee.
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