Merlin, du spielst in der Comedy-Serie „Die Discounter“ den Ladendetektiv Jonas. Ist das eine Rolle, die dir schwergefallen ist?
Jonas ist ein Held. Oder eher ein Antiheld. Er verkörpert das Klischee des nerdigen Typs, der in der Schule gehänselt oder vielleicht sogar gemobbt wird, weil er anders ist. Aber was heißt schon anders! Was ist denn normal? Warum fallen solche Leute so oft raus? Ich finde es toll, dass Jonas in seiner Andersartigkeit selbstbewusst ist und als Figur viel positive Aufmerksamkeit bekommt. Und die Herausforderungen, die ich als Jonas bestreiten muss, sei es besonders zu tanzen, irgendwelche Stunts oder akrobatische Kampfkünste zu machen, nehme ich gerne an.
Wäre Ladendetektiv ein Job für dich, wenn es mal mit der Schauspielerei nicht mehr so klappt?
Auf keinen Fall! Das würde ich nicht lang aushalten. Und schon gar nicht in so einem Supermarkt.
Eher in einem Bio-Laden? Was fällt dir zu dem Satz ein: Nur weil ich nachhaltig einkaufe, wird die Welt nicht besser.
Das ist die Antithese aus einer Werbung, bei der ich mitgemacht habe. Die These ist: Natürlich kann die Welt besser werden, wenn ich nachhaltig einkaufe. Es braucht aber jede einzelne Person, um etwas zu ändern.
Warum sollte die Welt denn überhaupt besser werden?
Es geht den Bach runter mit der Welt und das hat konkret mit unserem Lebensstil zu tun. Wenn man sich anschaut, wie viel Kohlendioxid zum Beispiel unser Fleischkonsum durch die Massentierhaltung produziert. Ich frage mich schon, wie die Welt in 30 Jahren aussieht. Wo stehen wir, wenn die Rekorde der Erderhitzung sich jedes Jahr überschlagen? Das wird furchtbar. Wasser versiegt und die Ressourcenknappheit führt zu Kriegen. Es ist wirklich beängstigend.
„Es ist toll, dass Jonas in seiner Andersartigkeit so selbstbewusst ist.“
Warum lohnt es sich, für diese Welt alles zu geben?
Weil sie die einzige ist, die wir haben. Es ist keine Alternative, auf dem Mars zu leben. Ich stelle es mir da nicht so schön vor.
Einer, der Merlin heißt, kann doch zaubern, oder?
Leider bin ich da sehr talentfrei und kann keinen einzigen Zaubertrick.
Das ist schade. Und wenn du doch zaubern könntest, was dann?
Dann würde ich tatsächlich den Weltfrieden her- und die AfD wegzaubern und noch einiges mehr. Wenn ich das könnte, das wäre toll. Kürzlich habe ich mit einem Freund darüber gesprochen, wie das Leben unserer Eltern war. Wir dachten: Die hatten eigentlich gar keine Probleme, sie sind einfach in easy Times aufgewachsen. Klimakrise war kein großes Thema. Zumindest schien in den Siebzigern alles noch sehr weit entfernt. Das konnte man gut ignorieren. Aber jetzt ist diese Zukunft da. Jetzt wird es eng.
Gibt es etwas, was du der Generation deiner Eltern gerne mitteilen würdest?
Ich habe manchmal das Gefühl, die ältere Generation sagt: Wir können ja auch nichts mehr machen. Macht ihr das mal! Wir sind ohnehin bald weg. Denen würde ich gerne widersprechen und sagen: Oh doch! Ihr könnt etwas tun! Ganz egal, ob es mit Klimaschutz zu tun hat, mit dem Thema Biodiversität, mit einer pluralistischen Gesellschaft oder mit Gender-Gerechtigkeit. Es ist die Welt von uns allen. Viele dieser Themen sind sehr brisant und akut. Es geht uns alle an. Beschäftigt euch damit und unterstützt, wo ihr nur könnt. Ganz egal, wie alt ihr seid ...
... übernehmt Verantwortung, solange ihr hier seid?
Ja, in welcher Form auch immer. Es brennt an allen Ecken und Enden. Wir sind alle zusammen. Hier und jetzt.
Zur Person

Merlin Sandmeyer in einer Filmszene aus "Die Discounter" als Ladendetektiv Jonas am Grill. Im Hintergrund die Kolleginnen und Kollegen vom Discounter bei einer kleinen Betriebsfeier.
Der Schauspieler Merlin Sandmeyer wurde 1990 in Saarbrücken geboren. Seit 2019 ist er Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters. Zu sehen war er u.a. im Fernsehfilm „Ruhe! Hier stirbt Lothar“. Derzeit lebt er in Hamburg.
Tragen Theater und Film dazu bei, dass die Welt besser werden kann?
Im besten Falle tun sie das. Denn Film und Theater fördern den Dialog und die Begegnung. Kultur ist essenziell für eine Gesellschaft, für Geist und Herz. Kunst hat die Aufgabe, mit der Welt in einen Dialog zu treten. Sie regt unsere Gedanken an und unser Fühlen. Das kann Tiefes und Schweres sein, Lachen und Leichtigkeit.
Was steht als nächstes bei dir an?
Im Sommer kommt „Das Kanu des Manitu“ in die Kinos. Da spiele ich mit. Es ist eine Neuauflage von „Der Schuh des Manitu“. Ich bin gespannt, wie es ankommt. Und ich habe in einer Episodenserie von David Schalko mitgespielt. Der schreibt sehr lustige, schräge, pointierte Geschichten. Die Serie wird bei der ARD ausgestrahlt, ich weiß noch nicht wann. Das war meine Lieblingsarbeit im vergangenen Jahr.
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