Bei uns zuhause ist dicke Luft. Ich schreibe diese Zeilen am Montagmorgen. Flach atmend, denn seit Freitag stinkt’s hier gewaltig. Als ich spätabends nach Hause kam, lief ich gleich im Flur gegen eine Wand aus Düften. Es war ein Potpourri aus Moschus, Kettenöl, WC-Ente, Hubba-Bubba-Kaugummi und einer Note, die an einen übermäßig deodorierten Cowboy im Sonnenuntergang erinnerte. Kurzum, es war das, was ein Werbeslogan aus den 90ern versprach: „Der Duft, der Frauen provoziert.“
Was riecht hier so? - Unser Sohn
Meine Familie schlief schon, und ich nahm schnuppernd die Fährte auf. Der Geruch war penetrant und klebte überall. Am schlimmsten war (und ist) es im Badezimmer. Türgriff, Waschbecken, Seife – es riecht atemberaubend. „Was stinkt denn hier so?“, fragte ich am Samstag in aller Frühe meinen Mann. „Unser Sohn“, antwortete er.
Bitte?!? Der Bursche ist zehn Jahre alt. Bisher roch er ausschließlich nach Fußballplatz, Chlor oder Naturkosmetik-Waschlotion ohne Duftstoffe. Eigentlich ist er nämlich sehr geruchsempfindlich. Von meinem Parfüm, so klagt er regelmäßig, werde ihm im Auto noch übler als ohnehin. Dieser vermeintlich olfaktorisch hochsensible Kerl also hatte den Freitagnachmittag bei seinem Freund verbracht und die beeindruckende Kosmetiksammlung von dessen großem Bruder durchstöbert. Da gab es diverse Haargele und -wachse, ein Pulver, das die Frisur stabiler und die Haare dunkler machen soll – und diverse Düfte. Die beiden Fünftklässler nahmen von allem, und zwar reichlich.
Synthetische Düfte? - Sofort Lüften
Ich rechne es meinem Mann hoch an, dass er unseren Sohn bei Heimkehr nachdrücklich auf die Gefahren synthetischer Düfte hinwies. Und dass Chemiebomben auf der Kinderhaut allerlei Schaden anrichten können. „Wir sind ja nicht verrückt“, sagte der Nachwuchs gekränkt. „Wir haben natürlich nur die Kleider besprüht!“ Die wollte er dann aber freiwillig wechseln. Die Haare wusch er sich vor dem Zubettgehen auch. Samstagfrüh kam er müde angeschlurft. „Kann nicht mehr schlafen“, jammerte er. Offenbar hatte ihn sein eigener Odor geweckt. „Da hat er was draus gelernt“, sagte mein Mann und öffnete alle Fenster.
Sonntagabend kam unser Sohn aus dem Fußballstadion nach Hause. Euphorisch schwenkte er eine Fahne, die er von Besuchern des Fanblocks geschenkt bekommen hatte. Sie steht jetzt im Flur und dünstet einen neuen Duft aus – den von ollem Bier und kaltem Zigarettenqualm. Leider nicht genug. Gegen den Rest kann selbst sie nicht anstinken.
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