Interview

Mala Emde: „Ich lerne jeden Tag!“

Mit politischen Filmen ist die Schauspielerin Mala Emde bekannt geworden. Auch privat äußert sie sich zu Monopol-Konzernen, Fast Fashion und ihren Einsatz für Umwelt und Klimaschutz.

Kaum steht die Online-Verbindung zu Mala Emde, schon sind wir ganz selbstverständlich beim Du. Sie ist bei ihren Eltern zu Besuch und hat sich für Schrot&Korn an den PC gesetzt.

Du hast im vergangenen Jahr die Leute unterstützt, die in Hessen gegen das Roden im Dannenröder Wald protestiert haben. Warum?

Bäume abhauen für den Bau von Autobahnen? Das geht gar nicht! Das ging noch nie! Ich bin durch Freundinnen darauf gekommen, die mit den Aktivisten und Aktivistinnen im Danni in Kontakt waren. Die brauchten dringend Unterstützung. Sie haben gefragt, ob wir nicht zusammen hingehen könnten, ob ich meine öffentliche Position, die ich habe, nutzen wollte. Und das hat sich irgendwie sehr richtig angefühlt. Als ich da war, habe ich mich geärgert, dass ich nicht schon sehr viel früher hingefahren bin. Ich war erst ziemlich am Ende da, da gab es nur noch einen kleinen Streifen Wald. Eine Woche später ist der letzte Baum gefallen ...

Im Dannenröder Wald ging es ja auch um Widerstand, ähnlich wie in Deinem Film „Und morgen die ganze Welt“. Wie weit soll, wie weit darf Widerstand gehen?

Zunächst möchte ich sagen: Auch wenn ich diese politischen Filme mache, will ich nicht mit dem identifiziert werden, was ich spiele. Das ist mir persönlich ganz wichtig! Ich bin nun mal Schauspielerin. Ich habe ja auch schon eine Islamistin gespielt ...

Vollkommen klar, ja, eine Nazi-Frau auch schon ...

Genau! Mir ist wichtig, dass wir das trennen. Ich bin keine Expertin, ich bin einfach nur eine junge Frau, die versucht, richtig zu handeln. Und ich habe natürlich meine persönliche Meinung: Ich finde Widerstand wichtig – aber er muss in der jeweiligen Situation immer wieder austariert werden. Ich bin gegen die Gewalt an Menschen.

Über Mala Emde

Mala Emde kam vor gut 25 Jahren in Frankfurt/Main zur Welt. Schon als Kind und Jugendliche spielte sie in Theaterstücken und Filmen mit. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie bekannt, als sie vor sieben Jahren im Film „Meine Tochter Anne Frank“ die Hauptrolle spielte. Emde erhielt dafür den Nachwuchsförderpreis des Bayerischen Fernsehpreises. Zu sehen war sie in den folgenden Jahren auch in der Fernsehserie „Charité“, im Fernsehfilm „Brecht“ und im Kinofilm „Und morgen die ganze Welt“. Ab 17. März ist Mala Emde in der Magenta-TV-Serie „Oh Hell“ zu sehen.

Also: Widerstand gegen Personen nur ohne Gewalt, aber Blockieren ist kein Problem, richtig?

Definitiv! Schön nervig sein! Das ist okay und sogar wichtig! Deswegen waren ja die Proteste um den Wald so faszinierend: Es war klug und lustig, was die Menschen sich da ausgedacht haben, friedlich und trotzdem sehr hartnäckig. Ich glaube, dass es notwendig ist, so etwas auch größer zu denken. Wir müssen es schaffen, dass Politiker Entscheidungen gegen das Klima und für Autobahnen erst gar nicht mehr treffen.

Wie schaffen wir das?

Wir müssen wählen gehen; das schon mal an erster Stelle. Und dann müssen die Menschen die richtigen Politiker und Politikerinnen wählen. Ich weiß nicht, wie man Menschen verändert. Sag‘ Du‘s mir! Ich glaube, dass man ewig im Gespräch bleiben muss, dass man versucht aufzuklären, dass man bildet. Ich habe auch keine Antwort. Ich würde manchmal gerne so viele Menschen schütteln. Aber das ist ja auch nicht die Lösung (lacht).

Sprache, Sprache, Sprache – das ist unser Instrument

Mala Emde, Schauspielerin

Die Maxime „im Gespräch bleiben“ ist für Dich in jedem Fall ganz wichtig?

Ja! Sprache, Sprache, Sprache – das ist einfach unser Instrument, wodurch wir Menschen uns von anderen Lebewesen abgrenzen. Letztlich sind wir durch Sprache in diese Klimakrise gekommen. Alle haben geredet, aber kaum einer hat etwas fürs Klima getan. Und genauso ist die Sprache das Instrument, das uns da wieder rausholen kann: Wir müssen darüber reden, diskutieren, wie wir endlich ins Handeln kommen, um unser Klima global zu retten!

Seit wann engagierst Du Dich für Umwelt und Klima? Gab es da ein Aha-Erlebnis?

Vielleicht gab es das tatsächlich: Ich erinnere mich, dass ich mit 12 in meiner Schule eine ganz einfache PowerPoint-Präsentation geguckt habe, die ältere Schülerinnen und Schüler über „global warming“ gemacht hatten. Dieser Power-Point-Vortrag hat irgendwie mein Leben verändert. Ab dem Moment wurde ich plötzlich wach.

Und dann kam immer mehr dazu …

Ja, man lernt ja dazu; ob nun zum Thema Klimaschutz oder zum Feminismus. Vor drei Jahren hätte ich viel weniger dazu gewusst; ich lerne jeden Tag. Und Menschen wie die Regisseurin Julia von Heinz oder Luisa Gaffron, mit der ich gespielt habe, sind natürlich auch sehr inspirierend. Ich versuche mit Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, denen ich vertraue und bei denen ich das Gefühl habe: „Mit denen können wir etwas erzählen, was andere Menschen vielleicht dazu bringt, über viele Sachen mehr nachzudenken.“

Worauf legst Du denn sonst noch Wert? Ernährung, Mode, Öko-Strom – wie sieht es da bei Dir aus?

Ich bin da in der Schiene der Hipster und der ökologisch bewussten Menschen. Klamotten kaufe ich entweder Second Hand oder solche, bei denen ich das Gefühl habe: „Die werde ich sehr lange – also zehn, zwanzig Jahre – tragen!“ Ich kaufe keine Fast Fashion. Es ist so absurd, neue Dinge zu kaufen, wenn schon so viel vorhanden ist.

Du hast im vergangenen Jahr monatelang nichts auf Instagram gepostet. Absicht oder Faulheit?

(lacht) Nein, das war beabsichtigt. Nachdem die Whistleblowerin Frances Haugen schlimme Interna über Facebook ausgeplaudert hat, dass es da nur um Profit und nicht um Moral geht, hatte ich einfach keine Lust mehr, diesen Konzern mit Facebook/Instagram/WhatsApp zu unterstützen. Zu WhatsApp gibt es gute Alternativen, aber zu Insta habe ich noch keine gefunden. Da schwanke ich nun hin und her und weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll.

Im vergangenen Jahr hast Du zum ersten Mal Theater gespielt. Was ist besser: Film oder Theater?

Genau das macht es gerade aus: beides zu tun! Der Körper und diese Direktheit – ich habe es wieder gemerkt, als ich im Theater war. Ich weiß nicht, wie es Dir ging mit Kino und Theater. Als ich als Zuschauerin wieder rein durfte, nachdem sie wieder geöffnet hatten, habe ich erst gemerkt, wie sehr ich es vermisst habe. Also, das ist jetzt ein kleiner Aufruf an alle, die noch nicht wieder da waren: Geht in Kino und Theater, dann wisst Ihr wieder, wie schön es ist.

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