Interview

Lisa Feller: „Mein Sohn, der Öko“

Wir sprachen mit Komikerin Lisa Feller über Kondome, Kompost und das Kochen – und wie man als alleinerziehende Mutter den Lockdown überlebt.

Wir treffen uns zur Mittagszeit im Sattgrün in der Kölner Innenstadt. Lisa Feller holt sich eine Linsensuppe – und los geht’s.

Für meine Kollegin Gabriele, selbst Mutter, soll ich fragen, wie Sie während des Lockdowns Ihre Kinder ruhiggestellt haben: Zucker, Medien oder Ritalin?

Mit allem: Ritalin-Schokolade vor dem Fernseher (lacht), nein, wir haben Ausgangsbeschränkungen und Home Schooling gut hinbekommen. Meine Kinder fanden die Coronazeit toll: keine Schule und Mama zuhause, so kann es weitergehen. Ich habe versucht, den Tagen einen Rhythmus zu geben. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, Ausflüge gemacht, sind Fahrrad gefahren, und das Trampolin im Garten war wichtig. Aber klar: Die Jungs haben mehr ferngesehen als sonst. Natürlich nur Arte und 3sat (lacht).

Lisa Feller

... wurde im Mai 1976 in Düsseldorf geboren. Eigentlich wollte Lisa Feller Grundschullehrerin werden, schlug dann aber einen anderen Weg ein: Radio und Bühne wurden ihr Beruf. Den Durchbruch als Komikerin hatte sie durch die Comedyserie „Schillerstraße“. Auch im „Quatsch Comedy Club“ und bei „Nightwash“ war sie zu sehen. Seit 2019 moderiert Lisa Feller die ARD-Kabarettshow „Ladies Night“. Im selben Jahr erschien ihr zweites Buch „Mir geht’s gut, nur meine Brüste lassen sich hängen“. Ihre Tour „Ich komm’ jetzt öfter“ konnte dank ausgearbeiteter Hygienekonzepte kurz vor Redaktionsschluss wieder starten. Mit ihren beiden Söhnen lebt sie in Münster.

Eigentlich sollten Sie seit Monaten mit Ihrem Programm „Ich komm’ jetzt öfter“ durch Deutschland touren. Die Kollegin wollte wissen, wie man das als berufstätige, alleinerziehende Frau schafft mit dem „öfter Kommen“ …

Oh, da muss sie sich meine Show angucken, wenn ich hoffentlich bald wieder damit unterwegs bin. Da erkläre ich, wie das geht (lacht). So ein Titel muss natürlich plakativ sein. Ich kann das Programm ja nicht „Frau Feller erzählt schon wieder irgendwas“ nennen. Der Plan war natürlich schon, dass „Ich komm’ jetzt öfter“ stimmt. Jetzt müsste es eher heißen: „Ich komme jetzt doch nicht“ oder „Ich komme jetzt öfter, aber leider zu nix!“

Und der Grund fürs Nicht-Kommen ...

Naja, ich war während des Lockdowns fast immer zu Hause, kam kaum vor die Tür, konnte niemanden kennenlernen ...

Meine Kollegin Gabriele hat mir ein Geschenk für Sie mitgegeben: Öko-Kondome aus Naturkautschuk ...

Oh weh, die werden wahrscheinlich Kompost sein, bevor ich sie brauche. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt (lacht). Dankeschön! Einen lieben Gruß zurück, wir Mädels müssen zusammenhalten und aneinander denken.

Ich komme jetzt öfter, aber leider zu nix!

Lisa Feller, Komikerin

Während des Corona-Lockdowns haben Sie als „Komikerin auf Eis gelegt“ Instagram gefüttert.

Ja, das war ein bisschen aus der Not geboren: Alle um mich herum meinten plötzlich, sie müssten total aktiv sein. Da habe ich mir gesagt: Ich mache jetzt täglich ein kleines, lustiges Filmchen. Das hat prima geklappt. Ich war erstaunt, wie viel Spaß es gemacht hat und wie viel Kontakt man dadurch zum Publikum behält. Ich überlege, ob ich das nicht noch einmal aufleben lasse.

Hat Ihnen in der Pandemie Ihre Lebenseinstellung geholfen: Immer auch das Positive sehen, das Lustige?

Definitiv, ja! Ich bin weder hinter – und schon gar nicht auf der Bühne ein trauriger Clown, sondern bin wirklich mit einer sehr positiven Sicht auf die Dinge gesegnet: Ich begegne Menschen sehr offen; das führt natürlich dazu, dass man mal irgendwie danebengreift, ausgenutzt wird oder ein bisschen zu leichtgläubig wird. Aber ich glaube, dass es unterm Strich glücklicher macht, wenn man eine positive Lebenseinstellung hat.

Wir haben gehört, zur Lebenseinstellung der Lisa Feller gehört Bio. Wie bio sind Sie denn?

Es wäre gelogen zu sagen: „Wir sind komplett bio.“ Aber durch meinen ältesten Sohn werden wir es zunehmend. Er ist Vegetarier – immer schon – und sehr engagiert. Er sammelt gerade sein Lego zusammen, weil er es bei Ebay verkaufen möchte, um das Geld einer Umweltorganisation zu spenden. Wir versuchen, möglichst wenig Müll zu produzieren. In unserem Bio-Supermarkt gibt es jetzt eine Unverpackt-Abteilung. Da gehen wir oft mit unseren Dosen und Gläsern hin. In den Bio-Laden fahren wir mit dem Fahrrad. Dafür ist vor allem mein Sohn verantwortlich: Er hat mich gefragt, warum ich die Strecke mit dem Auto fahren muss. Damit ich die Diskussion gar nicht erst habe, nehme ich direkt das Fahrrad.

Schwanger will man jedenfalls immer alles astrein machen; da will man wirklich nur von Elfen an Vollmond gepflücktes Quellwasser ... Etwas anderes darf nicht ran ans Kind.

Lisa Feller, Komikerin und Mutter zweier Söhne

Wie kamen Sie zu Bio?

Mit Linsen und Sprossen bin ich schon aufgewachsen. Meine Mutter hat viel im Reformhaus eingekauft, Bio ist also bekanntes Terrain. Als Studentin hatte ich dann nicht viel Geld, da musste es schnell gehen und ich hab’ mich eher ungesund ernährt. Dann hat aber gegenüber von unserer WG an der Ecke ein Bio-Supermarkt aufgemacht. Da sind wir rein und haben vielleicht mal ein Paket Nudeln gekauft oder so. Das Fleisch noch nicht, weil das damals zu teuer war für uns.

Und kam durch die Kinder dann noch mal ein bisschen mehr Bio dazu?

Ja, natürlich. Wenn man schwanger ist, fängt man plötzlich an, darüber nachzudenken, was man in seinen Körper so reinballert. Es wäre total schlau, das vorher schon zu machen, aber, na ja, wie es halt so ist ... Schwanger will man jedenfalls immer alles astrein machen; da will man wirklich nur von Elfen an Vollmond gepflücktes Quellwasser ... Etwas anderes darf nicht ran ans Kind. Ich glaube, durch die Schwangerschaft habe ich die wirkliche Bio-Initialzündung bekommen; und das ist dann hängengeblieben. Wenn ich für die Kinder koche, koche ich natürlich etwas, bei dem ich das Gefühl habe, dass es ihnen guttut.

In einer Fernsehsendung sagten Sie, dass Sie nicht so gerne kochen ...

Das stimmt. Das macht mein Sohn lieber. Er entdeckt mehr und mehr das Kochen für sich. Er ist 13, kocht jetzt schon seit zwei, drei Jahren und ist dabei total kreativ. Das finde ich wirklich super. Er nimmt sich die Reste aus dem Kühlschrank und legt los. Letztens sagte er: „Ah, ich habe jetzt hier Kartoffeln und Nektarinen, ich mache da mal eine Gemüsepfanne draus.“ Das finde ich für einen 13-jährigen Jungen extrem experimentierfreudig. Und dann hat er noch ein bisschen Senf, Meerrettich und noch einen Joghurt dazu getan, abgeschmeckt mit Honig und Zitrone: Das war so lecker! Selber wäre ich auf diese Kombi nie gekommen.

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