So früh hat‘s noch nie angefangen. Ich weiß noch, dass ich das im vergangenen Jahr auch schon gedacht habe, als ich kurz nach den Sommerferien die ersten Lebkuchen in den Läden gesehen habe. Gekauft habe ich keine – dazu war ich Ende August nicht in Stimmung. Dieses Jahr aber ertönte meine innere Weihnachtsouvertüre mit Pauken und Trompeten. Und das ganze vier Wochen früher, nämlich schon am 31. Juli.
Ausgerechnet im Sommerurlaub in Kroatien. Dorthin war ich mit meiner Familie gereist. Tollkühn – sind wir doch inbrünstige Dänemark-Liebhaber. Keinen Pullover in einen Koffer zu packen? Für uns unvorstellbar. Eine Freundin mit kroatischen Wurzeln hatte uns überredet, mitzukommen. Wirkliche Sommerferien habe man erst erlebt, wenn man sie einmal an der dalmatinischen Küste verbracht hat. Wir fuhren also los, und ich gebe zu: Ich war skeptisch. Und dann das. Mich erwartete nichts geringeres als ein Weihnachtswunder.
Ein warmes Herz bei 40 Grad
Zur vielköpfigen Reisegruppe unserer Freunde gehörte auch Monty, ein sehr gut gelaunter, gesprächiger 14-Jähriger, der mir auf einer Autofahrt durch karge Berglandschaft von seiner Leidenschaft für Weihnachten erzählte – just in dem Moment, als das Thermometer im Wagen erstmals mehr als 40 Grad anzeigte und ich vor Hitze nur noch flach atmen konnte. Er zeigte mir seine App, die die Tage bis Weihnachten rückwärts zählt. 156 Tage waren es da noch bis Heiligabend. Er schwärmte: von seinem sich selbst beschneienden Weihnachtsbaum, seinen besten Bastelideen, den Lieblingsplätzchen.
„Am meisten magst Du Weihnachten aber wegen der Geschenke, oder?“, fragte mein Sohn listig von der Rückbank. „Nein“, beteuerte Monty. „Ich liebe alles. Es ist diese besondere Zeit, das Gefühl, das Fest!“ Ich staunte. Mir geht’s genauso. Tatsächlich konnte ich es augenblicklich fühlen: Weihnacht im Herzen. Temperaturrekord hin oder her.
Weihnachten: Saison? Gefühl!
Ein paar Tage später kam ich mit meiner Tochter beim Stadtbummel durch die Küstenstadt Zadar an einem „Christmas Shop“ vorbei – das Schaufenster voller Dekoartikel. Wir machten ein Foto für Monty. Und ich weiß schon jetzt: An Heiligabend werde ich an den Sommer denken. An die flirrende Hitze, die unvergesslich schöne Reise mit unseren Freunden – und an Monty. Er und ich wissen: Weihnachten hat keine Saison. Es ist ein Gefühl.
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