Aus der cosmia

Die lieben Großen

Cosmia-Kolumnistin Jutta Koch sieht, wie ihre Kinder immer schneller groß werden und inzwischen vieles alleine machen möchten. Aber dann und wann wird ihre Hilfe doch noch gebraucht.

Jetzt sind meine Kinder schon elf Jahre alt. Bei uns zu Hause sind alle Kindersicherungen längst wieder aus den Steckdosen gepult (Teenager brauchen ja auch ungeheuer viele Steckdosen!), die Treppen im Haus sind nicht mehr gesichert, sogar am Herd hantiert der Nachwuchs souverän. Beide Kinder sind oft allein unterwegs (auf ihren eigenen ausdrücklichen Wunsch ohne mich) und gedanklich gestalte ich schon die Kinderzimmer um. Eines in ein Atelier – oder wenigstens in einen Pilatesraum –, das andere in ein Kolumnenschreibzimmer. Denn im Nullkommanix sind die lieben Kleinen groß. Und dann möchte ich bereit sein für die große Freiheit. Für Farbe auf Leinwand oder zumindest perfekt lackierte Fingernägel, für tägliche Pilates-Atmung und gute Bücher, die ich im Zweifel selbst schreibe.

Einer blökt immer dazwischen

Aber der Weg dorthin ist holprig – und er scheint länger zu werden als gedacht. Neulich fuhr ich mit meiner Tochter und ihrer Freundin in den Kletterpark. Mein Sohn wollte nicht mitkommen. Allein unter Mädchen, no way. Er zog lieber mit ein paar Jungs los. Wir waren noch nicht angekommen, da rief er mich an. Stimmlage: mittlere Alarmstufe. „Mama, ich hab was im Auge! Was soll ich machen?!“ Ich gab detaillierte Instruktionen und sprach Mut zu. Keine Viertelstunde später: „Das geht nicht raus und tut weh!“ Ich schickte den Kerl zum Nachbarn, einem Mann für alle Fälle. Zwanzig Minuten später: „Der hat’s auch nicht rausgekriegt!!!“ Kurzum: Ich hatte einen Nachmittag lang Notfall-Sprechstunde. Und keine ruhige Minute. 

Das schrieb ich meiner Kollegin, Mutter dreier erwachsener Kinder und gerade im Kurzurlaub. Sie versicherte mir, dass diese Phase noch lange nicht enden wird. Volljährigkeit hin oder her. Gerade war sie mit ihrem Mann zum zweisamen Wochenende im neuen Camper aufgebrochen. Am Stellplatz angekommen, rief die Tochter aus ihrer frisch bezogenen Wohnung an: „Dürfen wir Löcher in die Fliesen bohren, um eine Duschwand zu befestigen?“ Am selben Tag der Anruf des älteren Bruders: „Ich bin gestürzt. Hab mir die Nase gebrochen. Muss operiert werden. Bin jetzt daheim.“ 

Als alle Telefonate beendet waren, hätten im Camper doch noch Ruhe und Romantik einkehren können. Aber nur theoretisch. „Wusstest Du, dass Schafe auch nachts ganz laut blöken?“, schrieb mir die Kollegin spätabends. So ist das mit der Freiheit: Sie kommt in Sichtweite und man will sie feste umarmen und feiern. Aber einer blökt einem immer dazwischen. Egal wie klein oder groß.

Auch interessant:

Kosmetik

Naturkosmetik für Teenager

Was junge Menschen sich von Kosmetik erhoffen und was ihnen guttut.

Veröffentlicht am

Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

cosmia

Magazin finden

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge