Aus der cosmia

Mit Mami beim Barber

Für eine neue Trend-Frisur nimmt man schon mal weitere Wege auf sich. Das hat unsere cosmia-Kolumnistin Jutta Koch kürzlich erfahren müssen, als ihr 11 Jahre alter Sohn einen Besuch beim Barber unternahm.

„Mama, darf ich mit Joni zu seinem Friseur gehen?“, fragte mich mein Elfjähriger neulich und schob schnell hinterher: „Seine Mutter hat’s erlaubt.“ Da ich Jonis Mutter nicht nur in puncto Stil blind vertraue, stimmte ich zu. „Wo ist denn der Friseur?“, fragte ich noch, der Vollständigkeit halber. „In der Nähe“, behauptete mein Sohn. Auf unserem Kiez gibt es zwei Friseure. Der, zu dem wir gehen, seit die Kinder dreieinhalb Jahre alt sind, und einen anderen. Der musste es sein. Macht mal, dachte ich, und sagte: „Wenn es eine schreckliche Frisur wird, musst du sie von deinem Taschengeld bezahlen.“

„Wasserrutsche“ und „Taper Fade“

Am vereinbarten Tag zogen die Jungs nach der Schule los zum Haareschneiden. Gegen Abend rief ich bei Jonis Eltern an und erfuhr, dass die Kinder noch unterwegs sind. Ich stutzte. Was machten die denn so lange? Das letzte Mal, als ich auf einen Mann gewartet habe, der beim Friseur war, war ich 16 Jahre alt. Mein Freund hatte anderthalb Stunden Verspätung, weil er sich in einer langwierigen Prozedur einen Fußball auf den Kopf hatte färben lassen – weißblonde Grundierung mit schwarzen Fünfecken darauf. Ich schluckte. Auch mein Sohn ist Fußballfan ... Jonis Mutter versuchte mich zu beruhigen: „Naja, ist ja ein ganzes Stück mit der U-Bahn.“ U-Bahn?!? Die Kerle waren tatsächlich in den überübernächsten Stadtteil gefahren. Zum „Barbershop des Vertrauens“ von Jonis älterem Bruder – eine Stilikone in den Augen meines Sohnes. 

Ich seufzte. Es war abzusehen, dass das passieren würde. Die Jungs in der Schule und auf dem Sportplatz ändern ihre Frisur schneller als ich die Klorollen im Badezimmer. Der Renner war jüngst „die Wasserrutsche“: Haare über die Stirn nach vorne gestriegelt und mit der Rundbürste schwungvoll nach oben geföhnt. Der Junge, mit dem mein Sohn bis vor Kurzem morgens zur Schule radelte, kommt jetzt zu Fuß. Warum? Ich verwette zehn Flaschen Haarkur darauf, dass er den Fahrradhelm nicht aufsetzen will, um die Frisur nicht zu ramponieren. Und ohne Helm darf er nicht fahren.
 

Das nächste Mal mit Mami

Mein Kind kam an besagtem Abend doch noch nach Hause. „Dass der Friseur so weit weg ist, hast du mir aber nicht gesagt“, schimpfte ich. „Dann hättest du mir ja nicht erlaubt hinzufahren“, konterte er. Sein neuer Look nennt sich „Taper Fade“ – hinten ist das Haar raspelkurz, vorne wuschelig. Er ist sehr zufrieden damit, kriegt ziemlich viele Komplimente und will bald wieder mit Joni zum Barber fahren. Ich werde es ihm großzügig erlauben – und mitteilen, dass wir Mamis dieses Mal mitkommen. Rache muss sein.

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Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

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