Was steht im Koalitionsvertrag zum Ökolandbau?
Zur ökologischen Landwirtschaft stehen im 146 Seiten starken Koalitionsvertrag ganze vier Sätze:
„Für uns sind konventionelle und ökologische Landwirtschaft gleichwertige Bewirtschaftungsformen. Der Ökolandbau ist ein wichtiges Element einer nachhaltigen und klimaschonenden Landwirtschaft und ein wichtiger Innovationsmotor. Mit einer Biostrategie werden wir den Ausbau des Ökolandbaus deutlich stärken, indem wir die Mittel für die Forschung und Bildung für den Ökolandbau erhöhen, das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) und Nachfrageimpulse stärken, zum Beispiel durch Standards bei Gemeinschaftsverpflegungen. Gleichzeitig reduzieren wir Hindernisse bei Erhalt und Ausbau des Ökolandbaus.“
Ökolandbau: Zwischen Versprechen und Realität
Die potentielle neue Regierung kündigt an, den Öko-Landbau „deutlich“ zu stärken. Doch die Gleichstellung mit der konventionellen Landwirtschaft und das Fehlen des 30-Prozent-Ziels wecken Zweifel. Entsprechend gemischt fallen die Reaktionen der Bio-Verbände aus.
Tina Andres, Vorstand des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), lobt die grundsätzliche Richtung:
„Union und SPD erkennen in ihrem Koalitionsvertrag die besonderen Nachhaltigkeitsleistungen von Bio an und würdigen die Rolle der Bio-Branche als Innovationsmotor.“
Auch die geplante Stärkung der Gemeinschaftsverpflegung sei richtig. Erfolgsmodelle aus Städten wie Nürnberg, Berlin oder München sollten bundesweit Schule machen. In der Agrarförderung und Wirtschaftspolitik brauche es zudem „deutliche Impulse für mehr Bio aus Deutschland“, fordert Andres.
Bio in der Gemeinschaftsverpflegung
Mehr als nur ein Lippenbekenntnis?

Der Koalitionsvertrag betont die Bedeutung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung, insbesondere in Schulen und Kitas. Doch konkrete Maßnahmen bleiben vage. Während Städte wie Nürnberg und Berlin bereits erfolgreich Bio-Anteile in ihren Kantinen erhöhen konnten, fehlt es auf Bundesebene an verbindlichen Zielvorgaben und finanziellen Anreizen. Ohne klare Rahmenbedingungen könnte das Vorhaben im Alltag verpuffen.
Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) begrüßt die Anerkennung von Bio und den Ausbau der Bio-Anteile in Kantinen. Doch es fehlt ihm an langfristigen Zielen.
BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel nennt es „einen Rückschritt“, dass das Ziel von 30 Prozent Bio-Fläche bis 2030 nicht mehr im Vertrag steht. Ohne klare politische Vorgaben fehle vielen Betrieben in Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel die nötige Planungssicherheit.
Warum eigentlich Bio?
Auch das Umweltinstitut München kritisiert: Das 30-Prozent-Ziel der Vorgängerregierung scheint vom Tisch. Doch wer will, dass Bäuerinnen und Bauern auf Öko umstellen, muss mehr bieten als Geld. Es brauche vor allem verlässliche Perspektiven – und die fehlen im Koalitionsvertrag. Immerhin erkenne die neue Regierung an, dass der Öko-Landbau „ein wichtiges Element einer nachhaltigen und klimaschonenden Landwirtschaft“ ist, so das Umweltinstitut München.
Was ist von den Wahlversprechen geblieben?
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 hatten CDU und SPD in ihren Wahlprogrammen teils ambitionierte Aussagen zu Bio-Landbau, Nachhaltigkeit und Umweltschutz getroffen. Beide Parteien betonten die Relevanz ökologischer Landwirtschaft und kündigten eine entschlossene Klima- und Umweltpolitik an. Doch wie viel davon hat es tatsächlich in den Koalitionsvertrag geschafft? Ein Blick auf die schwarz-roten Vereinbarungen zeigt: Vieles bleibt vage, manches fehlt ganz – und zentrale Ziele wie das 30-Prozent-Bio-Flächenziel wurden gestrichen.
Häufig gestellte Fragen zum Koalitionsvertrag von CDU und SPD
Welche Ziele verfolgt der Koalitionsvertrag 2025 im Bereich Bio-Landwirtschaft?
Der Vertrag betont die Gleichwertigkeit von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft und kündigt eine Biostrategie an. Aus Sicht von Umwelt- und Bio-Verbänden ist das jedoch ein Rückschritt: Statt klare Prioritäten für nachhaltigere Anbaumethoden zu setzen, nivelliert der Vertrag Unterschiede – und schwächt damit das politische Signal zugunsten des Ökolandbaus. Zudem fehlen zentrale Ziele wie der Ausbau auf 30 Prozent Bio-Fläche bis 2030.
Wie soll die Gemeinschaftsverpflegung Bio und nachhaltiger werden?
Zwar wird angekündigt, Bio in Kitas, Schulen und Kantinen stärker zu berücksichtigen, doch konkrete Zielmarken, Kontrollmechanismen oder Investitionsprogramme fehlen. Damit bleibt unklar, wie viel tatsächlich umgesetzt wird – und ob der Bio-Anteil flächendeckend steigen kann. Ohne finanzielle und strukturelle Unterstützung besteht die Gefahr, dass das Vorhaben im Alltag versandet.
Welche Kritik gibt es am Koalitionsvertrag bezüglich der Bio-Landwirtschaft?
Bio-Verbände und Umweltorganisationen kritisieren vor allem das Fehlen konkreter Ausbauziele, fehlende Investitionsanreize und das Streichen des 30-Prozent-Flächenziels. Auch fehlt eine klare Strategie, wie regionale Bio-Wertschöpfungsketten gestärkt und Hürden bei der Umstellung abgebaut werden sollen. Insgesamt ist der Vertrag aus ihrer Sicht zu unkonkret und ambitionslos.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit insgesamt im Koalitionsvertrag?
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ taucht mehrfach auf, bleibt aber oft wolkig und wird selten mit konkreten Maßnahmen unterfüttert. Wichtige Weichenstellungen – etwa zur Reduktion von Pestiziden, zum Schutz der Biodiversität oder zum Umbau der Tierhaltung – fehlen oder bleiben im Ungefähren. Damit verpasst der Vertrag die Chance, Nachhaltigkeit als politisches Leitprinzip klar zu verankern.
Was bedeutet der Koalitionsvertrag für Verbraucher:innen, die Bio kaufen wollen?
Kurzfristig bleibt vieles beim Alten. Zwar sollen Nachfrageimpulse gesetzt werden – etwa über die Gemeinschaftsverpflegung –, doch fehlen verbindliche Regelungen für den Einzelhandel oder steuerliche Vorteile für Bio-Produkte. Für Konsument:innen, die sich bewusst für Bio entscheiden, bringt der Vertrag wenig konkrete Verbesserungen. Die Verantwortung bleibt weitgehend bei den Einzelnen.
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