Der Darm ist viel mehr als nur Verdauungsorgan. Er ist eng mit Psyche und Gehirn verbunden. 80 Prozent des gesamten Immunsystems sitzen in ihm. Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma, Depressionen … einige Zivilisationskrankheiten hängen möglicherweise mit einer gestörten Darmgesundheit zusammen. Deshalb ist es wichtig, das sogenannte Mikrobiom, die Darmflora, gut zu pflegen. Je vielfältiger sie ist, desto stabiler die Gesundheit. Eine gute Basis dafür: eine ballaststoffreiche Vollwerternährung und Hausmittel, die bei der Darmreinigung unterstützen.
Lein- & Flohsamen: kleine Putzhilfen
Leinsamen bergen in ihren Schalen eine gute Portion quellfähiger Ballaststoffe. Diese binden im Darm Wasser und Stoffe wie Cholesterin. So kommt mit wenigen Löffeln Saaten pro Tag der Darm in Bewegung und kann vieles besser ausscheiden. Am besten wirkt Leinsamen, wenn er vor der Einnahme leicht aufgebrochen oder geschrotet wird. Noch effektiver wirken Flohsamen oder deren Schalen. Die winzigen Saaten des indischen Spitzwegerichs können bis zu 20-fach ihres Volumens an Flüssigkeit binden.
Viel trinken! Das ist ein Muss bei der Darmreinigung mit Floh- oder Leinsamen, ansonsten kann es zum gegenteiligen Effekt, nämlich hartnäckiger Verstopfung kommen. Zur Dosierung die Packungsangaben und Beratung nutzen.
Wie lange dauert eine Darmreinigung mit Leinsamen?
Wer seinem Darm bei einer Verstopfung auf die Sprünge helfen möchte, kann folgendes ausprobieren. Zwei- bis dreimal täglich frisch geschrotete Leinsamen 30 Minuten in kaltes Wasser einweichen und trinken. Damit die Schleimstoffe im Darm gut aufquellen können, sollten insgesamt mindestens 1,5 Liter Wasser täglich getrunken werden. Die positive Wirkung sollte nach etwa zwei bis drei Tagen einsetzen. Bei Darmverschluss oder akuten Magen-Darm-Erkrankungen sollte eine solche Kurz nicht angewendet werden.
Wer die positiven Wirkungen von Leinsamen täglich nutzen möchte, mischt frisch zerkleinerte Leinsamen einfach unters Müsli. Auch hier gilt: Das Müsli vor dem Verzehr in Joghurt, Milch oder Pflanzenmilch einweichen und quellen lassen. Und: Täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit trinken.
Wichtig: Da Leinsamen viel Cadmium enthalten können, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), bei regelmäßiger und längerer Zufuhr, maximal 20 g Leinsamen am Tag zu essen.
Enthalten Leinsamen Blausäure?
Leinsamen können Stoffe enthalten, aus denen Blausäure entsteht. Blausäure ist giftig. Deshalb dürfen Leinsamen ohne Warnhinweis auf der Verpackung höchstens 150 mg Blausäure pro Kilogramm enthalten. Enthalten sie mehr Blausäure (zulässig sind 250 mg/kg), muss auf der Verpackung der Warnhinweis stehen: „Nur zum Kochen und Backen verwenden. Nicht roh verzehren!“. Das BfR schätzt Leinsamen allerdings als gesundheitlich unbedenklich ein, wenn die gängigen Verzehrempfehlungen von bis zu 15 g pro Mahlzeit eingehalten werden.
Erhitzte Leinsamen sind unbedenklich, da sich Blausäure bei Temperaturen von über 25° Celsius verflüchtigt.
Wie lange dauert eine Darmreinigung mit Flohsamen?
Die Dauer einer Darmreinigung mit Flohsamen kann je nach Bedarf und Verträglichkeit variieren. Meist erstreckt sich eine Kur über einen Zeitraum von ein bis vier Wochen.
In dieser Zeit sollte man nicht mehr als ein bis drei leicht gehäufte Teelöffel pro Tag zu sich nehmen, weil die Schalen stark aufquellen. Ein Zuviel kann zu Bauchschmerzen, Blähungen oder Verstopfungen führen. Auch bei Flohsamen gilt: viel trinken! Empfohlen werden ein bis zwei Gläser Wasser oder Saft zu jedem Teelöffel Schalen. Über den Tag verteilt sollten es mindestens 1,5 bis 2 Liter sein.
Wer die Darmgesundheit länger unterstützen möchte, kann Flohsamen auch über einen längeren Zeitraum einnehmen. Allerdings sollte die Anwendung individuell angepasst und bei bestehenden gesundheitlichen Problemen ein Arzt konsultiert werden.
Sauerkraut & -saft: der Darm-Booster
Aus Weißkohl fermentiertes Frischkost-Sauerkraut – das so nur im Bio-Kühlregal steht – enthält sowohl Säuren als auch lebende Milchsäurebakterien, die im gesunden Darm nicht fehlen dürfen. Mildes Sauerkraut hat einen Anteil von etwa einem Prozent Milchsäure, saures etwa das Doppelte. Dazu jede Menge Ballaststoffe als Futter für die Darmflora. Nebenbei punktet das gesäuerte Kraut mit Vitamin C, B-Vitaminen, Vitamin K und Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium und Zink. Optimal als Rohkost.
Sauerkrautsaft ist ein beliebtest Hausmittel zur natürlichen Darmreinigung, denn er hilft den Darm zu putzen. Seine durchschlagende Wirkung soll bei Fastenkuren helfen, den Körper zu befreien. Trinkempfehlung: kurmäßig, etwa einen bis eineinhalb Liter über den Tag verteilt.
Heilerde: das Multitalent
Ihr Talent liegt darin, andere Dinge an sich zu binden: Das natürliche Hausmittel Heilerde besteht aus zermahlener, tonhaltiger (Löß)-Erde, die sowohl Wasser als auch Schadstoffe festhält und so beim Entgiften hilft. Sie ist längst nicht nur für äußere Anwendungen auf der Haut gedacht, sondern auch als Arzneimittel für die Behandlung von Magen- und Darmproblemen, zum Beispiel bei Durchfallkrankheiten, zugelassen. Hierfür wird das sehr fein vermahlene Pulver pur, unter Lebensmittel gemischt oder in Kapseln abgefüllt eingenommen. Wichtig: Damit Heilerde ihre Wirkung entfalten kann, muss immer ausreichend Flüssigkeit getrunken werden.
Toller Darmräumer: Morgens ca. eine Stunde vor dem Frühstück über einen Zeitraum von 14 Tagen 1 EL Heilerde plus 1 EL Flohsamenschalen in 300–400 ml Wasser einrühren und zügig trinken.
Kräutertee: beruhigender Klassiker
Ist der Bauch verstimmt? Magendrücken und Ähnliches kommen vor, zum Beispiel wenn eine Ernährungsumstellung oder Darmkuren anstehen. Jetzt heißt es Ruhe bewahren und eine Tasse Tee trinken. Anis-Fenchel-Kümmel-Tees (AFK) sind bewährte Klassiker, ihre ätherischen Öle mildern Blähungen und Verkrampfungen. Nicht jede Mischung ist gleich: Mal mehr Fenchel, mehr Kümmel oder Anis – im Bio-Laden findet jeder seinen persönlichen Liebling oder kann ihn selber mischen.
Noch mehr als sonst gilt bei Kuren: viel trinken. Mindestens eineinhalb Liter pro Tag. Dabei Abwechslung in puncto Geschmack und Wirkstoffe einplanen: Schafgarbenkraut oder Melisse zum Beispiel beruhigen und stützen Magen und Darm.
Kombucha: prickelnde Darmreinigung
In Asien gilt Kombucha traditionell als Jungbrunnen und Darmfreund. Aus gezuckertem Tee wird mittels eines „Pilzes“, einem Geflecht aus Hefe- und Bakterienkulturen, ein kohlensäure- und milchsäurehaltiges (leicht alkoholhaltiges) Getränk. Viele Kombucha-Kompositionen sind pasteurisiert. Neben geschmacksgebenden Zutaten wie Kräutern oder Limettensaft und Ingwer ist dann nicht selten eine Portion Zucker im Getränk. Besser ist es, wenn aktive Kulturen im Getränk mitmischen und der Zuckergehalt durch sie auch nach Abfüllung weiter reduziert wird. „Lebende“, also nicht pasteurisierte Varianten sind am besten für die natürliche Darmreinigung geeignet. Sie sollten am besten im Kühlschrank lagern.
Mit dem Teepilz in Bio-Qualität und etwas Know-how lässt sich Kombucha auch selbst ansetzen.
Topinambur & Co.: Stärke für den Darm
Inulin ist ein Mehrfachzucker aus Fruktose, der unseren Magen und Dünndarm unverdaut passiert. Der lösliche Ballaststoff ist der Darmflora äußerst willkommen, denn er lässt sie gut wachsen. Deshalb wird er auch als „Präbiotikum“ bezeichnet. Inulinreiche pflanzliche Lebensmittel sind zum Beispiel Chicorée, Pastinake, Topinambur, Artischocke. Wer diese nicht häufig auf dem Speiseplan hat, kann sein Mikrobiom mit Inulin-Pulver oder -Saft „düngen“. Einfach einige Teelöffel in Speisen wie Müsli, Soße, Suppe oder Smoothie einrühren.
Für den Aufbau einer gesunden Darmflora nach Antibiotika-Therapie gut geeignet: Inulin in Joghurt mengen oder spezielle Nahrungsergänzung aus Inulin plus lebenden Milchsäurebakterien einnehmen.
Bitterstoffe: besonderes Extra
Nicht immer bleibt es bei leichter Kost. Viel Fett und Eiweiß können dem Darm zu schaffen machen. Unterstützung gibt es auf schmackhafte Art mit „Magenbitter“ ganz ohne Alkohol. Pflanzliche Auszüge aus Artischocke, Enzianwurzel, Löwenzahn und weitere Kräuter helfen der Leber dank ihrer Bitterstoffe, Verdauungssäfte zu bilden und belastende Stoffe besser auszuscheiden. Das hilft auch der Darmbesiedlung. Die Einnahme der Tinkturen erfolgt am besten individuell dosiert, in kleinen Portionen meist vor den Mahlzeiten.
Zusätzlich entgiftend: Brennnessel-Saft oder -Extrakt. In „Detox“-Phasen sollen durch sie die Ausscheidungsorgane Leber, Darm und Nieren zusätzlich unterstützt werden.
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FAQ: Darmsanierung
Was bringt eine Darmsanierung?
Eine Darmsanierung soll den Darm reinigen und die Darmflora ins Gleichgewicht bringen. Sie wird empfehlen bei Blähungen, Verstopfung oder Durchfall – und nach einer Einnahme von Antibiotika. Sie soll auch das Immunsystem stärken. Ob sie tatsächlich hilft, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.
Wie funktioniert eine Darmsanierung?
Eine milde Methode startet mit einer sanften Reinigung – etwa durch Heilerde, Leinsamen oder Flohsamenschalen. Diese Stoffe fördern die Darmbewegung. Danach hilft eine ballaststoffreiche, vorwiegend vegetarische Ernährung mit viel Gemüse und fermentierten Milchprodukten wie Naturjoghurt. Wichtig: Genug trinken – am besten stilles Wasser oder ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee.
Welche Lebensmittel eignen sich für eine Darmsanierung?
Empfehlenswert sind Haferflocken, Gemüse – besonders Blattsalate –, Obst, Kartoffeln und Naturreis. Auch Milchprodukte wie Naturjoghurt, Buttermilch oder Kefir sowie fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut und Kimchi unterstützen den Darm.
Welche Lebensmittel sollte man bei einer Darmsanierung meiden?
Verzichten sollte man auf Wurst, fettreichen Käse, Fleisch, Fertiggerichte, Süßigkeiten und Gebäck, salzige Snacks, Alkohol sowie auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee oder Cola.
Wie lange sollte eine Darmsanierung dauern?
Die Dauer hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Empfohlen wird, den Ernährungsplan mindestens eine, besser vier Wochen einzuhalten, um spürbare Effekte zu erzielen.
Gibt es Nebenwirkungen?
Mögliche Beschwerden sind Kreislaufprobleme, Blähungen, Übelkeit oder Erbrechen. Wichtig ist, während der Darmsanierung genug zu trinken und die Maßnahmen mit einem Arzt abzustimmen.
Welche Getränke sind während einer Darmsanierung geeignet?
Am besten eignen sich stilles Wasser sowie ungesüßte Kräuter- und Früchtetees.
Bitte beachten: Die Wirksamkeit einer Darmsanierung ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Lasst euch daher vorab ärztlich beraten.
Der Artikel wurde von der Redaktion aktualisiert und ergänzt.
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