Sind wir als Europäer krank, so neigen wir sehr schnell dazu, uns mit Hilfe ein paar bunter Pillen zu kurieren. Behandelt werden meist nur die Symptome. In der fernöstlichen Medizin dagegen gilt Krankheit als Ergebnis einer gestörten inneren Harmonie. Hilfe verspricht die Akupressur mit der gezielten Massage von bestimmten Körperpunkten.
Akupressur eignet sich bei den unterschiedlichsten Krankheiten, wie Migräne, Schnupfen, Schlafstörungen und sogar Verstopfung. Und auch bei chronischen Krankheiten oder psychischen Problemen kann diese westliche Massagevariante auf Dauer helfen. Ohne technische Hilfsmittel und mit geringem Aufwand. Verzichten sollte man auf die Eigenbehandlung bei schweren Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, infektiösen oder bakteriellen Krankheiten. Auch bei Verletzungen oder Schwangerschaft ist eine Rücksprache mit Fachleuten zu empfehlen.
Mit Akupressur kann man die Lebensenergie stärken und das Qi ausgleichen. Unbewusst haben viele Menschen sich schon oft selbst akupressiert. Besonders bei Kopfschmerzen hilft das Kreisen und Drücken an den Schläfen oder auf der Stirn. Hat man den Schmerzpunkt erst gefunden, lässt sich der Schmerz mit verschiedenen Grifftechniken lindern. Bücher oder Skizzen können helfen, seinen persönlichen Druckpunkt zu finden.
Die speziellen Akuppressurtechniken reichen von Drücken mit dem Daumen, Klopfen mit dem Zeigefinger bis hin zum Schieben mit zwei Daumen. Mittlerweile gibt es auch Hilfsmittel wie Rosenholzstäbchen, Plättchen oder Akupressurbänder.
Vor der Eigenbehandlung
Akupressur wirkt jedoch nicht bei jeder Störung, zu jeder Zeit oder bei jedem Menschen. Manchem kann die Behandlung eines einzigen Punktes die erwünschte Besserung bringen, ein anderes Mal hilft nur eine geeignete Kombination unterschiedlicher Punkte. Eine gute Vorbereitung gehört auf jeden Fall dazu. Stresssituationen oder Handyklingeln können alles zunichte machen. Zur richtigen Atmosphäre tragen Meditations- und Entspannungsmusik bei und fördern die Konzentration. Da die Druckpunktmassage vor allem unser unwillkürliches Nervensystem anregt, sollte man sich auch nie mit vollem Magen oder bei Müdigkeit massieren. Weder Schmerzmittel noch Alkohol dürfen sich im Blut befinden, wenn man gefühlvoll und bewusst seine Wellpoints akupressieren will. Lange Fingernägel oder kalte Hände sind ein absoluter Erfolgskiller.
Feste Richtwerte gibt für die Dauer einer Massage gibt es nicht, das eigene Körpergefühl soll als Schiedsrichter fungieren. Akupressiert man zu stark oder zu lange, dann sendet der Körper Alarmsignale, im schlimmsten Fall Übelkeit oder Schmerzen.
Generell stellt sich die Frage, ob ein Energiemangel, etwa bei chronischen Leiden, oder ein Überschuss wie bei akuten Erkrankungen besteht. Die Antwort wirkt sich auf die jeweilige Durchführung der Akupressur aus. Bei Energiemangel, der sich oft in Schwächegefühlen äußert, wird man Meridianpunkte anregen. Dagegen gilt es bei Überfluss, die Energie ab- und auszuleiten. Bei der Selbstbehandlung muss man stets seine Grenzen und Möglichkeiten beachten. Um ernsthafte Leiden zu bekämpfen, ist der Besuch bei einem Akupressur-Experten unerlässlich. So zeigt der chinesische Akupunkteur Dr. Kuan Hin aus Paris seinen Patienten gern die speziellen Punkte, um damit eine Therapie zu Hause begleitend zu unterstützen.
Die Akupressur hat viele Gesichter
Auch innerhalb der Akupressur gibt es unterschiedliche Richtungen. Sei es Inhoa-Akupressur oder Jinshindo-Technik - allen Richtungen ist gemeinsam, dass sie die Lebensenergie positiv beeinflussen und stärken wollen. Vor allem bei Menschen mit chronischen Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen kann eine Profi-Massage effektiv helfen. Eine durchschnittliche Behandlung kostet zwischen 40 und 50 Euro und dauert circa eine Stunde. Nach einer genauen Befundaufnahme kann ein Schmerzpatient durchaus nach zehn Akupressurbehandlungen beschwerdefrei sein, erklärt die Expertin für Jinshindo-Akupressur Dorothee Wellens-Mücher. Unabhängig ob mit Hilfe eines Profis oder per Eigenbehandlung gilt: Der Mensch muss sich mit seinem Körper auseinandersetzen. Wer gesund bleiben oder werden will, muss aktiv und konsequent mitarbeiten, das heißt in seinen Körper hineinhören und Stress vermeiden. Auch Atemübungen, kombiniert mit Qi-Gong oder Tai Chi, unterstützen die Massagevariante dabei, die „Inneren Kräfte“ zu stimulieren.
Die Grundlagen der Akupressur wurden bereits vor mehreren tausend Jahren erkannt und niedergeschrieben, und sie gelten noch heute. Sanfte Wege zur Ausgeglichenheit und Vitalität gewinnen auch bei uns immer mehr an Bedeutung. Das innere Gleichgewicht ist die Voraussetzung, um sich gesund zu fühlen. Der Mensch ist eben mehr, als nur die Summe seiner Laborwerte.
Dr. Leyla-Manuela Schmidt
Für die Schönheit
- Fingerkuppen senkrecht im inneren Augenwinkel ansetzen und hier die Haut mit leichtem Druck massieren.
- Jetzt die Haut zwischen den Augenbrauen, in der Mitte der Nasenwurzel drücken.
- Zur Verbesserung der Durchblutung der Haut einen Wellpoint am äußeren Ende unterhalb der Augenbrauen massieren.
- Nun die Haut zwei Finger breit unterhalb der Augen sanft pressen.
- Mit den Zeigefingerspitzen 16 Mal vom inneren Augenwinkel nach oben auf den Augenbrauen entlang bis zur Schläfe streichen. Dann 16 Mal nach unten um die Augen herum.
- Zur Gewebebelebung erst die Punkte seitlich der Nasenflügel massieren und dann langsam zum Ohrenansatz gleiten.
- Anschließend die Handflächen auf die geschlossenen Augen legen und zehn Mal sanft drücken.
- Dann mit beiden Handflächen das Gesicht gleichzeitig links und rechts ausstreichen.
Nach der Massage sollte man noch für mindestens eine Minute die Augen geschlossen halten und dabei tief und bewusst ein- und ausatmen.
Die Grifftechniken:
- mit Handfläche oder Daumen reiben bis sich ein Wärmegefühl einstellt
- mit den Fingern die Muskulatur, die auf einer Unterlage aufliegt, kreisförmig massieren und kneten
- mit dem Daumenballen oder mehreren Fingern gleichzeitig drücken und dabei die Druckstärke langsam erhöhen und wieder verringern
- mit der Seitenfläche des kleinen Fingers oder der Faust leicht klopfen
Im Vergleich zur Akupunktur oder japanischen Shiatsu-Massage ist die Akupressur leicht zu lernen und allein durchführbar. Um die körperliche Harmonie wieder herzustellen und den Fluss der Lebensenergie zu verbessern, braucht man Ruhe und Zeit. Und wer sich ganz professionell selbst massieren möchte, kann die Massage mit der richtigen Atemtechnik und ätherischen Ölen unterstützen.
Weiterführende Links und Literatur
- http://www.akupunktur-aktuell.de/fb0016_1.htm
- http://www.jinshindo.de/jinshindo.html
- http://www.naturkost.de/chat-wechseljahre/text.html
- Erich Führ: Chinesische Heilkunst. Gräfe und Unzer Verlag, München, 1996.
- Dagmar-Pauline Heinke: Schmerzen lindern mit Akupressur. Südwest Verlag, München, 1997.
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