Betrifft: Corona

Bio-Vielfalt auch bei Mehrwertsteuersenkung

Hier erfahrt ihr fortlaufend, welche neuen Entwicklungen es in der Bio-Branche rund um das Thema Corona-Krise gibt.

Donnerstag 18. Juni 2020 – Bio-Vielfalt auch bei Mehrwertsteuersenkung

Ab 1. Juli wird die Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr von 19 auf 16 beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent gesenkt. Das soll Verbraucher dazu bringen, wieder mehr zu kaufen, die Wirtschaft anzukurbeln. So weit, so gut. Allerdings ist der Aufwand, den Geschäftsinhaber dafür betreiben müssen, immens – nicht zuletzt, weil Ende des Jahres alles wieder rückgängig gemacht werden muss. Das ganze Sortiment mit neuen Etiketten zu versehen sei unverhältnismäßig aufwendig und teuer, hatten bereits Wirtschaftsverbände an der Initiative bemängelt. Für eine Branche, die bereits drei Monate Ausnahmezustand hinter sich habe, sei das ein weiterer Kraftakt, sagt auch Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Branchenverbands BNN (Bundesverband Naturkost Naturwaren) auf Anfrage von Schrot&Korn. „Im Naturkostfachhandel gibt es rund 2.000 Verkaufsstellen, darunter viele kleine, inhabergeführte Geschäfte, die dieser Aufwand besonders trifft“, so Jäckel. Hilfestellung kam unterdessen vom Bundeswirtschaftsministerium. Damit die Umsetzung für Händler und Dienstleister möglichst unbürokratisch vonstattengehen kann, könne man von einer Sonderregelung Gebrauch machen. Diese erlaube es, die Senkung wie einen Rabatt beim Bezahlen an der Kasse abzuziehen. Daneben haben Bio-Ladenbesitzer noch andere Ideen, wie sie die Senkung umsetzen wollen, zum Beispiel indem sie die Steuerersparnis im Einverständnis mit den Kunden sammeln und für regionale Hilfs- und Umweltprojekte spenden. Der Bio-Laden Momo in Bonn hat sich wiederum ein ganz eigenes Konzept überlegt. Dort will man die Preise von Obst und Gemüse um etwa zehn Prozent senken. „Das ist einfach umzusetzen, da die Preise dort häufig wechseln, also sowieso neue Schilder nötig sind. Und es wird unsere Kunden freuen“, sagt Geschäftsführer Raoul Schaefer-Groebel. Bei den Bio-Supermarktketten ist derweil noch unklar, wie sie die Steuersenkung an die Kunden weitergeben werden. Bio-Kunden können sich also darauf einstellen, „dass die Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung so vielfältig wie die Branche selbst sein wird“, sagt Jäckel.

Donnerstag 4. Juni 2020 – Darum gibt es Lücken in den Regalen

Die immense Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln hat dafür gesorgt, dass manche Vorräte knapp geworden sind. Vor allem heimisches Getreide wie Dinkel steht einigen Herstellern und Verarbeitern bis zur nächsten Ernte nicht mehr zur Verfügung. „Bei uns wird der Dinkel für unsere Nudeln knapp“, sagt etwa Liane Maxion, Vorstandsvorsitzende des Bio-Herstellers Naturata. Die mit den Getreidebauern auf der Schwäbischen Alb vereinbarte Menge ist jetzt im Juni aufgebraucht. Das läge an den Hamsterkäufen zu Beginn der Corona-Krise. Daher werde es bis zur nächsten Ernte im August bei Naturata nur noch die gefragtesten Pasta-Varianten wie Spaghetti geben. Trotz Krise gilt für Maxion: „Wir bleiben unseren Partnern treu – und hoffen mit unseren Dinkel-Bauern jetzt auf genügend Niederschlag und eine gute Dinkel-Ernte.“

Auch bei Bauckhof können sich Bio-Kunden darauf verlassen, dass sich das Unternehmen zu fairen, langfristigen Partnerschaften und regionaler Verantwortung bekennt, denn Bauck trägt das Siegel des FairBio-Vereins. „Wir werden voraussichtlich bei allen Getreidearten den Ernteanschluss schaffen“, gibt sich Ulrich Rueben (Vertrieb Fachhandel) zuversichtlich.

Derzeit sind aber nicht nur heimische Erzeugnisse knapp. Wie unsere Kollegen vom BioHandel berichten, sorgt die Corona-Krise vor allem außerhalb der EU für Lieferschwierigkeiten, da Häfen den Betrieb heruntergefahren haben und Behörden langsamer arbeiten. Vorhersagen, was wann knapp werden könnte, seien aufgrund der sich täglich ändernden Lage nicht möglich. Immerhin: „Die Belieferung aus Italien funktioniert gut“, erklärt etwa Rapunzel-Sprecherin Eva Kiene gegenüber dem BioHandel.

Auch Tee-Liebhaber werden sich unter Umständen gedulden müssen, da die Teegärten in Darjeeling und Assam wochenlang geschlossen waren und dort seit Mitte April nur mit einem kleinen Teil der Arbeiter geerntet werden darf. Wie sich die Lage der Tee-Bauern in Ländern wie Indien, Sri Lanka und Südafrika darstellt, dokumentiert der Kräuterspezialist Heuschrecke sehr ausführlich auf seinem Blog.

Wenn ihr beim Einkauf im Bio-Laden eure Lieblingsprodukte vermisst, fragt am besten beim Ladenbesitzer nach. Oft ersetzen diese bestimmte Produkte vorübergehend und füllen die Regalplätze entsprechend auf, sobald die ursprünglich gelisteten Produkte wieder verfügbar sind.

Freitag 8. Mai 2020 – „Im Laden fehlen die Kinder“

Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf Bio-Läden. Wir haben mit Manfred Dust, Geschäftsführer vom BioLogisch in Hannover, gesprochen.

Wie hat sich die Arbeit in Ihrem Laden durch Corona verändert?

Es ist entspannter geworden …

Entspannter?

Ja, seit wir die Kundenanzahl begrenzen, haben wir keine Spitzen mehr. Zuvor hatten wir teilweise 30 bis 40 Leute im Laden, da bewegte sich nichts mehr. Eigentlich müsste man es immer so machen.

Wie viele Kunden sind höchstens im Laden?

Wir haben sieben Einkaufswagen, deshalb sind immer höchstens sieben Kunden im Laden. Damit die Wägen schnell wieder im Umlauf sind, haben wir unsere Kasse „beschleunigt“.

Und die Kunden spielen mit?

Bisher schon. Es ist natürlich eine Schönwetterlösung – und bisher hat die Sonne geschienen.

Gibt es noch Engpässe bei Produkten?

Im Moment nicht. Wir hatten über Wochen fast kein Mehl und keine Hefe. Auch das Reis- und Nudelregal war teilweise leer. Gewundert hat mich, dass die Kunden keine Babyprodukte wie Trockenmilch und Gläschen gebunkert haben.

Fehlt Ihnen sonst irgendetwas?

Manchmal ist es mir zu ruhig. Es fehlen die Kinder. Normalerweise kommen viele Eltern mit Kindern in den Laden. Das ist oft sehr lustig.

Gab es ein positives Erlebnis?

Wir haben einen gigantischen Umsatz gemacht und das alles mit demselben Personal. Wenn ich als Krisengewinner jetzt kein schlechtes Gewissen hätte, wäre das schon ein positives Erlebnis. Unsere Mitarbeiter haben für ihren Einsatz eine Sonderzahlung in Höhe von 20 Prozent ihres Lohns erhalten. Im Mai wird es noch eine geben.

Es läuft also alles prima...

Ich bin zufrieden. Es gibt aber eine große Schwierigkeit. Um im Falle eines positiven Coronatests arbeitsfähig zu bleiben, haben wir das Team geteilt. Das hat auch gut geklappt. Jetzt sieht es so aus, dass wir das Modell nicht aufrechterhalten können. Das wird jetzt ein bisschen gefährlich.

Mittwoch 29. April 2020 – Drei Fragen an Thomas Börkey-Biermann

Thomas Börkey-Biermann hat den Großlieferanten Ökoring mitgegründet und arbeitet heute als einer von zwei Geschäftsführern für das Unternehmen. Wir haben ihn gefragt, welche Produkte derzeit noch knapp sind im Bio-Laden:

Wo gibt’s beim Beliefern noch Engpässe?

An allen Ecken und Enden! Aber mit unterschiedlichen Auswirkungen. Fürs Trockensortiment gesprochen gibt es bei den Artikeln Engpässe, bei denen die Gesellschaft offenbar gedacht hat, es gebe morgen nichts mehr zu essen: Mehl, in jeglicher Variante, auch und gerade bei klassischen Getreidesorten, Hülsenfrüchte, Reis, Konserven und natürlich auch – im Non-Food-Bereich – beim wunderbaren WC-Papier, ein-, zwei-, dreilagig, mit Herzen, mit Schmetterlingen, egal was.

Wie sieht's bei der Hefe aus?

Auch ein Riesenthema. Da muss man auch erstmal drauf kommen: „Warum gerade Hefe?“ Wenn man sich dann damit beschäftigt, wird klar: Die Leute sind dazu verdammt, zu Hause zu bleiben. Sprich: Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung fallen flach. Was tu' ich, wenn ich zu Hause bin und Zeit hab'? Da erinnere ich mich daran: „Mensch, wir können ja auch mal selber wieder was backen!“ In welcher Form auch immer. Und deshalb war plötzlich die große Nachfrage nach Hefe da. Und was die Lieferantenkette betrifft, ist da nur ein sehr stockendes Auffüllen der Lücken möglich, sowohl bei frischer als auch bei Trockenhefe.

Wann wird’s wieder genügend Hefe geben?

Es ist immer wieder was da, aber natürlich nicht konstant, regelmäßig. Meine Vermutung dazu ist: So lange der Bedarf größer ist, als er vor Corona war, werden wir weiter Lücken haben. Das hängt natürlich auch davon ab, wie es mit Corona weitergeht und wann es welche Lockerungen geben wird – bei uns in Deutschland – und hier in Bayern, da ist man ja sehr speziell. Ich glaube, dass wir bis zum Sommer bei Hefe immer wieder Lücken haben werden.

Hier gibt's das ganze Interview

Mittwoch 22. April 2020 – Klimastreik im Netz

Die Corona-Krise fordert von uns allen Kreativität in unserem Alltag. Auch die Freitagsdemos der Schüler*innen von Fridays-for-Future sind betroffen. Die Aktivist*innen haben ihren Klimastreik daher kurzerhand von der Straße ins Netz verlegt. Wenn ihr am 24. April mitdemonstrieren wollt, könnt ihr das virtuell tun und euren Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise leisten. #actnoworswimlater

Freitag 17. April 2020 – Kann es eine grüne Welt nach Corona geben?

Der Weltklimagipfel wird verschoben, die Gülle-Verordnung vorübergehend ausgesetzt – das Coronavirus verlangsamt politische Prozesse. Dabei dürfen Klima- und Umweltschutz jedoch nicht auf der Strecke bleiben. Derzeit arbeiten viele Menschen und Organisationen weiter eifrig an Ideen, wie die Welt von morgen nachhaltiger und grüner werden kann. Der ökologische Unternehmensverband UnternehmensGrün fordert zum Beispiel einen Transformationsfonds für einen solidarischen Neustart der Wirtschaft. Die Naturschutzorganisation Greenpeace hat derweil ein eigenes Papier entwickelt, wie das Hilfspaket der Regierung eingesetzt werden kann, um Deutschland nach der Krise klimafreundlich und zukunftssicher zu machen. Auch das Umweltbundesamt hat gemeinsam mit dem Forschungsnetzwerk Future Earth, dem International Science Council und der Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz einen Blog ins Leben gerufen, auf dem Wissenschaftler ihre Vorstellungen von einer nachhaltigen Zukunft beschreiben. Wir alle stehen in der Verantwortung, und was für uns alle gilt, gilt erst recht für Entscheider aus Politik und Wirtschaft.

Dienstag 14. April 2020 – Bio hilft bei Masken-Pflicht

Durch die Bio-Branche schwappt gerade eine Welle der Solidarität. Zahlreiche Unternehmen haben ihre Produktionen verändert oder angepasst. Um für die sich anbahnende Maskenpflicht gewappnet zu sein, stellen Bio-Hersteller schon jetzt Atemschutzmasken her – darunter die grünen Modelabel Urbandoo und Cotonea. Aber nicht nur Hersteller von Öko-Textilien, sondern auch andere Bio-Unternehmen wie die Bioland-Imkerei Kramerhonig fertigen die knappen Masken an – in der Regel für den privaten Gebrauch. Anders macht es der Hersteller von Bio-Kokos-Produkten Dr. Goerg. Das Unternehmen stellt Alten- & Pflegeheimen auf Anfrage mehrere tausend Mundschutzmasken kostenlos zur Verfügung.

Wenn ihr eine Nähmaschine habt und selbst schneidern wollt, könnt ihr euch unter Maskeauf.de die passende Anleitung holen und noch einiges mehr.

Dienstag 7. April 2020 – Bio-Läden auf Rekord-Kurs

Ob Hamsterkäufe oder nur das Notwendigste: Auch Bio-Kunden haben ihr Einkaufsverhalten während der Corona-Krise verändert. Die Bio-Läden landauf landab verzeichnen gerade Rekordumsätze. Die vermehrte Nachfrage bedeutet allerdings auch eine Zusatzbelastung – in der ganzen Lieferkette. Während Hersteller im Akkord produzieren, fahren Großhändler Sonderschichten, um die Produkte in die Bio-Läden zu bringen.

Und auch dort hat das Personal deutlich mehr zu tun. Unter anderem müssen Regale aufgefüllt und angepasste Hygienevorschriften eingehalten werden. In den Unverpackt-Läden gelten Letztere ebenso wie für alle anderen Bio-Läden. Ihr könnt also ganz beruhigt in den Unverpackt-Laden eures Vertrauens einkaufen gehen – zumal diese davon ausgehen, auch weiterhin das volle Sortiment anbieten zu können. Ein positives Zeichen kommt auch von den Bio-Supermärkten. Da hat Alnatura beschlossen, trotz Corona-Krise an der geplanten Gehaltserhöhung für die Mitarbeiter in den Märkten festzuhalten. „Was diese Krise gerade an positiver Energie und Tatkraft bei uns im Team auslöst, ist außergewöhnlich. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt auch Tina Andres, die die Geschäfte der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft EVG Landwege eG in Lübeck führt.

Wenn ihr auch Danke sagen wollt, könnt ihr euch zum Beispiel von den Kunden der Münchener Bio-Kette Vollcorner inspirieren lassen.

Freitag 3. April 2020 – Einreise für Saisonarbeiter gelockert

Bis zu 40.000 Erntehelfern aus dem Ausland soll in den Monaten April und Mai die Einreise nach Deutschland ermöglicht werden – unter strengen Auflagen. Das geht aus einem gemeinsamen Papier hervor, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gestern im Kabinett vorgelegt haben. Ziel dieses Vorstoßes sei es, die strengen Vorgaben des Infektionsschutzes mit den Erfordernissen in der Landwirtschaft in Einklang zu bringen. Details zu der Ausnahmeregelung könnt ihr bei unseren Kollegen von bio-markt.info nachlesen.

Donnerstag 2. April 2020 – Erntehelfer gesucht

Wer sticht jetzt den ganzen Spargel? Ausländische Leiharbeiter dürfen wegen der Corona-Krise nicht mehr nach Deutschland einreisen. In der Folge fehlt den hiesigen Landwirten eine erhebliche Zahl an Hilfskräften – hunderttausende, wie der Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft vor ein paar Tagen in einer Pressemitteilung verlauten ließ. Bei diesen Online-Plattformen könnt ihr euch eintragen, wenn ihr Bio-Bauern in eurer Umgebung beim Ernten, Säen und Pflanzen unterstützen wollt. Kurzarbeiter sollten dabei aber auf die Zuverdienstgrenze achten. Abzugsfrei dürft ihr dann nämlich nur so viel hinzuverdienen, bis das Netto-Einkommen aus eurem eigentlichen Job erreicht ist. Ab dem ersten Euro über dieser Grenze fallen Steuern und Sozialabgaben an. Die Bio-Verbände versuchen für die Dauer der Corona-Krise eine Lockerung dieser Grenze zu erwirken.

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