Leben

ChrisTine Urspruch: „Ich würde gern mal im Bio-Laden arbeiten“

Sie spielt das Sams, sie ist die Gerichtsmedizinerin im Münster-Tatort, sie spielt Theater. Die Schauspielerin ChrisTine Urspruch ist sehr wandelbar. Auch in einem Bio-Laden würde sie gerne arbeiten …

Was hat Sie als bodenständige Nordrhein-Westfälin, die lange in Remscheid und in Bonn gewohnt hat, nach Wangen im Allgäu verschlagen?

Es ist einfach schön hier. Wangen ist eine schöne, kleine Stadt mit etwa 27.000 Einwohnern. Wir wohnen ein bisschen außerhalb, etwas ländlich sozusagen. Das genieße ich sehr. Ich bin viel auf Reisen. Und hier kann ich mich wunderbar erholen: Man sieht die Alpen, ich gehe wahnsinnig gerne spazieren und auch joggen.

Fürs Einkaufen ist Wangen groß genug?

Ja. Und nicht zu groß, alles ist in der Nähe. Mein Bio-Laden zum Beispiel liegt gleich um die Ecke von der Schule. Das ist total praktisch: Wenn ich meine Tochter mal zur Schule bringe, kann ich gleich einkaufen. Ich finde dort auch immer kleine Geschenke, zum Beispiel für einen Kindergeburtstag, und Bücher haben sie auch. Den Besitzer kenne ich schon seit Jahren, wir sind alle per Du …

Wie kamen Sie zu Bio?

Eigentlich achte ich schon seit vielen Jahren auf Qualität, Geschmack und Genuss. Und im Bio-Laden schmeckt Obst einfach nach Obst und Tomaten schmecken nach Tomaten, nicht nach einem Gurke-Melone-Wassergemisch … Als ich schwanger war, habe ich angefangen, noch bewusster auf das Essen zu achten.

Wie konsequent können Sie auf Reisen in Sachen „bio“ sein?

Das ist tatsächlich schwierig. Es muss oft schnell gehen, man hat nicht viel Zeit, sich etwas anderes zu essen zu organisieren. So muss ich leider oft auf das zurückgreifen, was mir angeboten wird. Die manchmal nicht ideale Ernährung auf Reisen versuche ich zu Hause aber wieder wettzumachen …

Kann man denn zum Beispiel beim Drehen aufs Catering Einfluss nehmen?

Das kann man schon. Es ist zum Glück auch schon sehr ins Bewusstsein der Caterer gerückt, dass wir uns vernünftig ernähren wollen. Beim „Tatort“ haben wir zum Beispiel Bio-Tees. Es wird heute auch mehr darauf geachtet, dass es nicht nur Weißmehlbrötchen gibt oder so. Die waren vor einigen Jahren noch Standard. Aber mittlerweile gibt es eigentlich auch immer Vollkornbrot.

Was ist Ihre Hauptmotivation für bio: Gesundheit, Nachhaltigkeit, Tierschutz?

Alles zusammen. Und natürlich der Geschmack. Den finde ich sehr wichtig. Auch beim Fleisch. Wir kaufen nicht täglich Wurst oder ein Schnitzel, aber wenn wir das machen, dann gucke ich, ob es bio ist. Bio-Hühnchen schmecken einfach anders, besser. Das ist sicher. Qualität, Umwelt, Nachhaltigkeit sind mir ebenfalls wichtig. Erdbeeren aus Spanien sind problematisch, wegen der Bewässerung und dem Transport. Ich warte lieber, bis es Erdbeeren aus der Region gibt. Wir sollten unsere Erde nicht zu sehr ausbeuten. Wobei wir das natürlich tun. Ich auch: Ich fliege recht viel mit dem Flugzeug, obwohl ich weiß, dass das nicht das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist. Aber ich versuche, mich auf anderer Ebene, bei kleinen Dingen, die meinen Alltag betreffen, umweltbewusst zu verhalten.

Über ChrisTine Urspruch

ChrisTine Urspruch schreibt ihren Vornamen mit einem großen „T“ in der Mitte. Damit will sie spielerisch auf die Frage aufmerksam machen, ob es wichtig ist, „wie groß man ist oder auch nicht“. Und auch optisch sieht die Schauspielerin in diesem großen Buchstaben in der Wortmitte „einen Schutz, einen Balken, ein Ausrufezeichen“.

ChrisTine Urspruch wurde spätestens als Sams in den drei Verfilmungen der Paul-Maar-Romane und als Gerichtsmedizinerin Silke „Alberich“ Haller im Münsteraner „Tatort“ – an der Seite von Jan Josef Liefers und Axel Prahl – bekannt. Die geborene Remscheiderin spielt regelmäßig Theater und spricht Hörbücher.

ChrisTine Urspruch ist mit dem Regisseur Tobias Materna verheiratet. Das Paar hat eine Tochter, mit der sie in Wangen im Allgäu wohnen.

Sie werden viel geschminkt, beim Sams-Film sicher einige Stunden. Sind Sie ein Naturkosmetik-Typ?

Ja, beim Drehen von Sams war ich an jedem der gut 40 Drehtage zweieinhalb Stunden in der Maske. Um die Nase anzukleben, haben wir einen Bio-Mastix benutzt, also einen Kleber, der die Haut schont. Ansonsten benutze ich fast nur Naturkosmetik: Tagescreme, Reinigungscreme, Waschcreme … Darauf bin ich durch meine Schwiegermutter gekommen. Ich habe zum Beispiel eine Rosencreme, die ist perfekt für meine Haut – sie riecht gut, die Konsistenz ist toll und sie ist biologisch produziert. Auch für meine Tochter habe ich von Anfang an nur Cremes benutzt, die hautverträglich sind. Beim Drehen werde ich meist gefragt, welche Kosmetik-Vorlieben ich habe. Darauf wird dann ganz oft eingegangen. Sehr viele Maskenbildner arbeiten hauptsächlich mit biologischer Naturkosmetik.

Stimmt der Eindruck, dass Sie sehr zurückgezogen leben, die Öffentlichkeit nicht so suchen wie viele Ihrer Kollegen?

Ja, es müssen ja nicht alle Anteil an meinem Privatleben haben. Ich muss nicht alles an die große Glocke hängen und im Stephansdom in Wien heiraten (lacht). Ich bin total auf meine Privatsphäre bedacht. Die ist mir sehr wichtig; da gibt es Grenzen, die ich auch nicht überschreiten möchte. Ich stehe durch Fernsehen und Theater so viel in der Öffentlichkeit, da will ich privat eben lieber meine Ruhe haben.

Stichwort Theater. Was steht da als nächstes an?

An der Volksbühne Berlin spiele ich wieder „Die spanische Fliege“. Das Stück geht schon in die zweite Spielzeit. Zurzeit probe ich auch in Wien am Volkstheater. Im September ist dann Premiere mit „Der Riese vom Steinfeld“. Ich finde es schön, eine neue Theatergeschichte pro Jahr zu machen. Aber ich muss auch gucken, wie das familiär geht. Meine Tochter ist sieben Jahre alt und geht in die erste Klasse. Da kann ich ja nicht ständig weg sein …

Theater ist Ihnen ganz wichtig. Warum?

Das Besondere ist dieser Live-Moment: Jeder Abend ist ein bisschen anders. Es ist immer eine große Herausforderung: „Wie wird es heute?“ „Wie spiele ich heute?“ „Was machen die Kollegen?“ Es ist alles sehr lebendig. Vor der Kamera stehe ich auch total gerne, da kommt es wieder auf ganz andere Dinge an. Aber Theater ist toll!

Sie machen einen durchweg zufriedenen Eindruck. Wären für Sie noch andere Berufe in Frage gekommen?

Ich würde zum Beispiel gern in einem oder sogar in meinem Bio-Laden hier in Wangen arbeiten.

Was reizt Sie daran?

Ich würde gerne morgens den Laden aufschließen, die Regale und Auslagen mit frischem Obst und Gemüse und noch warmem Brot füllen und an der Käsetheke zum Beispiel meinen Lieblingskäse empfehlen. Außerdem würde ich gern mit den Kunden plaudern – bei frisch aufgebrühtem Bio-Kaffee! Aber es kann natürlich sein, dass mich nach einiger Zeit die Sehnsucht packen und auf die Bühne und vor die Kamera ziehen würde …

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