Leben

Camping-Urlaub auf dem Bauernhof

Camping-Urlaub boomt und immer mehr Bio-Bauernhöfe bieten Stellplätze für Zelte und Camper an. Was den Reiz eines solchen Urlaubs ausmacht.

Diana und Michael aus Jülich verbringen seit vier Jahren alle ihre Urlaube im Wohnmobil, auch im Winter. Den Jahreswechsel über waren sie im Bergischen Land. Üblicherweise meiden sie konventionelle Campingplätze, weil die ihnen oft zu voll sind. Mit dem autark ausgestatteten Wohnmobil (WoMo) steuern sie lieber abseits gelegene Naturcampingplätze und Übernachtungsmöglichkeiten auf Bauernhöfen an. Den Camper auf einem nicht extra ausgewiesenen Waldparkplatz oder einer Obstbaumwiese abzustellen – Markise ausfahren, Campingstühle raus und die Nacht hier verbringen – ist in Deutschland nicht erlaubt. Auf Privatgelände abstellen dagegen schon, egal ob auf dem Land oder in der Stadt, sofern der Landbesitzer es erlaubt, höchstens drei Fahrzeuge gleichzeitig stehen und der Aufenthalt sich auf höchstens 24 Stunden begrenzt.

Campen auf dem Bauernhof: So geht's

Auf dieser rechtlichen Grundlage entstanden in den vergangenen Jahren viele alternative Urlaubsangebote. Online-Plattformen für Zelter und Wohnmobilisten, auf denen sie private Stellplätze finden können, sprießen wie Pilze aus dem Boden. Gastgeber sind vor allem (Bio-)Höfe von Winzern, Ziegen- und Kuhbauern, Imkern, Obst- oder Gemüsebauern. Bundesweit machen mehr als 1.500 Höfe mit und es werden stetig mehr. Die Arrangements reichen vom reinen Übernachtungsangebot über zusätzliche Dienstleistungen wie Strom- und Wasserversorgung bis hin zur Nutzung sanitärer Anlagen gegen einen Obolus. Manche Gastgeber bieten Frühstück, Abendessen oder Verkostungen wie Weinproben an.

Wenn Camping-Urlauber kostenlos eine Nacht auf dem Gelände des Bauernhofs bleiben dürfen, wird es im Gegenzug gern gesehen, wenn die Gäste Hofprodukte im Laden kaufen. Für den Bauern ist das ein willkommenes Zusatzeinkommen. Miteinander in Kontakt kommen ist ausdrücklich erwünscht. Vorbild für dieses Konzept ist France Passion, ein Netzwerk, das in Frankreich seit 25 Jahren Camping-Urlauber und Landwirte zusammenbringt. Basis sind gegenseitige Wertschätzung und das Interesse an der Lebenswelt des anderen. Landwirte können etwa zeigen, wie sie arbeiten und wofür sie stehen. Die Gäste bringen ein bisschen weite Welt mit und bekommen Einblicke in das Leben auf dem Bauernhof. Wenn es sich ergibt, dürfen sie mit anpacken, bei der Apfel- oder Kartoffelernte helfen oder die Mistgabel schwingen, wie Diana und Michael beim Ausmisten des Alpaka-Stalls bei den Kumal-Alpakas in Lehrte. Dort gibt es psychologische Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Form von tiergestützter Intervention, ein Projekt, das die beiden sehr beeindruckt hat. Der kunterbunte Mix an Gastgebern lässt Reisende viel erleben. „Wir sind von dem Konzept begeistert und lassen uns gerne auf Neues ein“, sagt Diana. „Es ist spannend, etwas über die Landwirtschaft aus erster Hand zu erfahren, Insider-Tipps für die Umgebung zu bekommen und an schönen Plätzen zu stehen.“ Etwa auf einem Ziegenhof, wo ihr Camper mitten auf der Wiese neben der kleinen Herde parkte, deren Meckern das Paar am Morgen weckte. „Wir waren an Orten, an die wir sonst nie gekommen wären und haben viele tolle Menschen kennengelernt“, schwärmt Diana.

Über folgende Plattformen findet ihr individuelle Stellplätze für Camping-Bus und Zelt

Private Camper-Stellplätze in Deutschland:

Zelt-Stellplätze in der Natur:

Private Camping-Stellplätze in Europa und weltweit:

Wenn Camping-Urlauber noch im Hofladen einkaufen, freut sich die Bäuerin

Ehrensache ist für Diana und Michael der Einkauf im Hofladen. „Das ist unser kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft“, sagt Diana. Brot, Brötchen, Milch, Käse, Salat, Wurst oder Honig brauchen sie sowieso immer wieder frisch für die Bordküche. Von einem guten Tropfen oder einem besonders leckeren Honig kauft sie oft gleich mehr für zu Hause ein oder bestellt die Artikel im Online-Shop des Hofes nach.

Welche Nachteile Camping auf dem Bauernhof haben kann

So richtig negative Erfahrungen haben die beiden bislang nicht gemacht, aber davon gehört, was schieflaufen kann. Etwa von Gästen, die ihr Chemieklo auf dem Mist entleeren, ihre Notdurft in den Büschen verrichten und ihren Abfall zurücklassen. Oder von Campern, die nach der kostenlosen Nacht am nächsten Morgen ohne Hofladenbesuch abdüsen. Und natürlich gibt es auch mal einen unfreundlichen oder gestressten Gastgeber, zur Unzeit krähende Hähne, rangierende Traktoren, Mistgeruch oder einen Stellplatz in der geschotterten Einfahrt zum Hof, direkt an der Hauptstraße. „Der Stellplatz war schon sehr unschön“, sagt Diana. Die Gastgeber entpuppten sich jedoch als äußerst liebenswürdig. „Am Ende kommt es dann doch mehr auf die Menschen an, und die waren einfach toll.“

Die besten Reiseziele in Deutschland

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