Interview

Was gibt Ihnen die Natur, Benno Fürmann?

Der Schauspieler steht nie still, sucht aber die Stille. Ein Gespräch über die Schönheit der Natur, Abwechslung im Alltag und nötiges politisches Umdenken.

Die Ruhe der Natur und das lebendige Treiben am Filmset – Benno Fürmann liebt den Kontrast. In seinem ersten Buch thematisiert er sein Leben und seine Verbindung zur Natur. Er schreibt aber nicht nur darüber, er setzt sich auch für die Umwelt ein: Er fällt Bäume im Wald, pflanzt Setzlinge  mit dem BUND und kauft nur Bio. Im Interview erzählt Benno Fürmann von seiner Lebensreise und neuen Ansichten, seit er Vater ist.  

In Ihrem Buch „Unter Bäumen“ schildern Sie Ihre Beziehung zur Natur. Wie haben Sie diese Faszination für sich entdeckt? 
Wir sind so viel in unserem Kopf unterwegs, schmieden Zukunftspläne, hängen Erinnerungen nach. Die Stille der Natur führt mich immer wieder etwas tiefer zu mir selbst. Ich kenne keinen Menschen, der gestresster aus dem Wald rauskommt, als er hineingegangen ist. Früher war es toll, im Club zu stehen und sein eigenes Wort nicht zu verstehen. Mittlerweile halte ich das keine fünf Minuten mehr aus.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem Ihnen klar wurde, was Natur bei Ihnen bewirkt?   
Es gab nicht diesen einen Moment, es war eher ein Prozess. Als Kind habe ich oft meine Verwandten im Siebengebirge bei Bonn besucht. Der Rhein schlängelte sich dort durch und die Wälder waren groß. Später dann die ersten Reisen außerhalb von Europa: In Marokko stand ich das erste Mal in der Wüste und spürte die Weite, die Stille und das Spirituelle. In den USA habe ich unter freiem Himmel geschlafen und stundenlang am Grand Canyon gesessen, um diese Atmosphäre aufzusaugen. Als ich mit etwa 30 mit dem Bergsteigen angefangen habe, spürte ich einen Durst nach dieser Stille und Erhabenheit der Natur.

Sie leben in Berlin. Wie ist das vereinbar mit Ihrer Liebe zur unberührten Natur?
Die Spannung zwischen diesen beiden Polen finde ich super. Ich war immer traurig, zurück in die Stadt fahren zu müssen. Aber das wäre vielleicht anders, wenn ich in einem Alpendorf  leben würde. Wahrscheinlich würde ich dann vieles aus meinem Alltag in Berlin vermissen.

»Ich habe einen Durst nach der Stille und Erhabenheit der Natur gespürt.«

Benno Fürmann

Sie haben sich für Ihr Buch an einem Baumprojekt beteiligt. Wie kann ich mir das vorstellen? 
Ich war bei einem gemeinnützigen Verein, der Menschen für den Wald und dessen Rhythmus sensibilisiert. Dabei haben wir Bäume gepflanzt, aber auch gefällt, was mich irritierte. Der Förster hat uns dann erklärt, dass wir dem Wald damit helfen, zu regenerieren. Wir brauchen mehr Mischwald statt Monokulturen für die klimatischen Herausforderungen der Zukunft.

Was tun Sie persönlich noch für den Umweltschutz? 
Im Frühling habe ich zum Beispiel mit dem Bund für Naturschutz in Sachsen Setzlinge gepflanzt. Die helfen Tieren, die Dickicht brauchen. Außerdem habe ich bei den Protesten im Hambacher Forst eine Baumpatenschaft übernommen. Ich bin bei allem sofort dabei, was sich dem Schutz der Natur verschreibt. Das tollste war für mich dieses Jahr, mit einem Segelboot auf der Ostsee unterwegs gewesen zu sein, um für die ARD eine Doku zu drehen, die sich mit den Veränderungen der Ostsee auseinandersetzt. Sie wird in der Weihnachtszeit ausgestrahlt. Darauf freue ich mich schon sehr. 

Sie sind Vater. Was hat sich seitdem für Sie verändert? 
Wir sind verantwortlich für die Welt, die wir übergeben. Ich finde es irre, wie wir unseren Kindern die beste Ausbildung ermöglichen, aber mit der Welt Schindluder treiben. Es wird ein paar Einschränkungen geben müssen, wenn wir weiterhin auf einem schönen Planeten leben wollen. Mit Verzicht kriegt man leider keine Wählerstimmen, aber Umweltschutz kann auch Spaß machen.  

Zur Person

Benno Fürmann lehnt in der Sonne an einem Baumstamm.

Benno Fürmann ist Schauspieler sowie Hörbuch- und Synchronsprecher. Er wurde 1972 in Westberlin geboren. Für seine Schauspielausbildung ging er nach New York. Die Rolle des Boxers in „Die Bubi-Scholz-Story“ war sein Durchbruch. 2003 gab er in „Sin Eater – Die Seele des Bösen“ sein Hollywood-Debüt. Fürmann lebt in Berlin und hat eine Tochter.

Wie vermitteln Sie Ihrer Tochter denn die Freude am Umweltschutz?
Wir reden zum Beispiel viel über den Klimawandel. Meine Tochter stellt sich die gleichen Fragen wie ich. Wir zeigen aber nicht mit moralischem Zeigefinger aufeinander, sondern wissen, dass es Herausforderungen gibt und das Leben gleichzeitig Spaß machen soll. Das unter einen Hut zu bekommen, ist immer wieder eine Aufgabe.

Im November erscheint bei Audible ein neues Hörbuch mit Ihnen. In „Als das Böse kam“ geht es auch um eine Tochter, die vieles hinterfragt. 
Ja, es geht um die spannende Frage: Was ist real? Vater, Mutter, Tochter und Sohn leben isoliert auf einer Insel. Die Familie kennt nur diese Welt. Bis die Tochter älter wird, anfängt Fragen zu stellen und ihre Welt aus den Fugen gerät.

Was gibt Ihnen Kraft, damit Ihre Welt nicht aus den Fugen gerät?  
Ich kenne natürlich die Momente der Hoffnungslosigkeit, in denen ich denke, der Drops ist gelutscht, das kriegen wir niemals hin – gerade bei einer Politik, die so tut, als hätten wir noch 100 Jahre Zeit. Haben wir nicht. Wir müssen sofort handeln. Und da geben mir die vielen Menschen Hoffnung, die sich mit ganzer Kraft für unsere Umwelt engagieren.

Und deswegen kommt bei Ihnen nur Bio auf den Tisch?  
Genau, ich kaufe nur im Bio-Laden ein. Ich gehe aber auch gleichzeitig viel außer Haus essen. Insofern nehme ich wahrscheinlich genauso viel nicht Bio-Ware zu mir. Es gibt noch zu wenige Bio-Restaurants.

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