Wasser, Mandelöl, Ringelblume. Babyhaut braucht nicht viel. Meist genügen Luft und ein wenig Öl oder Creme, mit Liebe einmassiert. Manchmal ist es gut, es gibt ein bisschen mehr. // Leo Frühschütz
Tägliches Baden, bei dem die Fettschicht abgewaschen wird, kann Babys Haut ebenso durcheinander bringen wie dauerndes Eincremen, das den Talgdrüsen die Arbeit abnimmt. „Ein gesundes Baby braucht Luft und Liebe, Wasser und Öl“, sagt Edith Wolber, Sprecherin des deutschen Hebammenverbandes. Aber es gibt Situationen, da kann ein wenig mehr durchaus angezeigt sein.
Popo-Alltag. Was ist zu tun?
Zum Alltag auf dem Wickeltisch gehört häufig ein wunder Po. Das feuchtwarme Klima in der wasserdichten Windel ist ein Nährboden für Bakterien und weicht die Haut auf. Als Reaktion auf diese Belastung wird die zarte Haut manchmal flammend rot. Eine Creme, die hier helfen soll, braucht zweierlei: eine verträgliche pflegende Grundlage sowie Zutaten, die die Reizung lindern. Basis von Naturkosmetik-Cremes sind natürliche Öle, Fette und Wachse, die möglichst aus ökologischem Anbau stammen.
Mandel-, Erdöl, Wachs. Wie fetten und pflegen?
Bei Öko-Firmen beliebt sind Mandel- und Jojobaöl sowie Sheabutter. Melvita verwendet Avocado-Öl. Auch Wollwachs (Lanolin) – wird beim Waschen von Schafswolle gewonnen –, ist eine häufige Zutat. Apeiron setzt in seinem Balsamstift Bienenwachs ein, Miss Flip ätherisches Fenchelöl.
Fette auf Erdölbasis finden sich immer noch in konventioneller Kosmetik. Sie bilden einen Film auf der Haut, der den Feuchtigkeitsausgleich behindert. Auch auf synthetische Konservierungsmittel sowie künstliche Duft- und Farbstoffe verzichten naturkosmetische Produkte.
Calendula. Wie wirkt sie?
Was die wundheilende Wirkung angeht, ist Calendula, die satt orange blühende Ringelblume, für viele Hersteller die Pflanze der Wahl – etwa für Martina Gebhardt, Tautropfen, Logona, Weleda oder Styx. Schon Hildegard von Bingen hatte ihre entgiftenden und heilenden Eigenschaften gelobt. Chemiker haben in den Blüten eine Reihe von Stoffen gefunden, die Bakterien und Pilze hemmen. Auch andere Arzneipflanzen mit antibakterieller oder hautberuhigender Wirkung finden sich in Babycremes, etwa Kamille, Schafgarbe oder Johanniskraut.
Und es gibt auch einen mineralischen Wirkstoff gegen Bakterien, der sich in Calendula- und anderen Cremes findet: Zinkoxid, das bereits die Alchimisten des Altertums verwendeten.
Übrigens: Den Babypopo dick einzupudern, wie es früher üblich war, empfiehlt man heute nicht mehr. Die kleinen Klümpchen, die der Puder in Verbindung mit Creme bildet, können die Haut zusätzlich reizen.
In der Badewanne. Was gibt man zu?
Auch mit Wasser geht man heute bei Babys sparsamer um als früher. Vom täglichen Schaumbad raten die meisten Hebammen ab. Babys lieben zwar die Badewanne, doch „ein- bis zweimal die Woche ein Bad genügt,“ rät Hebammensprecherin Edith Wolber. Babys machen sich nicht so schmutzig, dass waschaktive Substanzen groß notwendig wären. Popo, Gesicht, Kopf und die Babyspeckfalten lassen sich oft auch nur mit Wasser und einem weichen Tuch reinigen. Babybäder aus der Naturkosmetik sind in der Regel tensidfreie Ölbäder, die zugleich reinigen und rückfetten.
Zucker, Kokos, Fett. Welche Waschstoffe?
Erst wenn sich das krabbelnde Baby – einen Moment unbeaufsichtigt – etwa an den Kinderwagenrädern zu schaffen gemacht hat, braucht es eventuell mehr. Naturkosmetik-Hersteller verwenden in Shampoos und Waschlotionen milde Zuckertenside und waschaktive Substanzen etwa auf Basis von Kokosfett oder Erbsenproteinen. Sie schäumen nur schwach, reinigen aber dennoch wirkungsvoll.
Hat sich das Baby zum maulenden Dreckspatz gemausert, kann Tinti helfen, das Kind in die Wanne zu locken. Der Naturfarbenhersteller stellt auch pflegende Badeprodukte her, die durch Farbeffekte im Wasser begeistern.
Für die Massage. Öl oder Lotion?
Das Schönste am Baden ist die Massage danach. Weil das Wasser die Haut austrocknet und den Säureschutzmantel angreifen kann, braucht sie jetzt etwas Pflege. Bei Babys und Kleinkindern, deren Haut von Natur aus eher fettig ist, sollten Mama und Papa dafür kein Öl, sondern eine leichte Lotion verwenden.
Die Firma Radicula/Avalon hat seine „Baby Träumerle Lotion“ speziell für unruhige und schlecht schlafende Babys entwickelt. Die Lotion enthält pflanzliche Squalane (Kohlenwasserstoff) und ätherische Öle, die laut Radicula entspannend wirken. Eine „beruhigende Atmosphäre“ schafft im Übrigen auch das „Süße Träume ätherisches Raumspray“ von Bellybutton. Der Duft bewährt sich laut Hersteller auch auf Reisen.
Breites Angebot. Wer bietet was?
Ein Dutzend Naturkosmetik-Firmen bietet Baby- oder Kinderserien an. Einige, wie Eco-Cosmetics, Sanoll, Urtekram oder Wiona beschränken sich dabei auf die Basics: Creme, Körperöl und etwas für die Wäsche. Die Naturkosmetik-Firmen Avalon, Lavera, Logona, Töpfer und Weleda gehen ins Detail. Sie führen eigene Cremes für den Popo, ein Balsam gegen Bauchweh oder Zahngel und Sonnenmilch für Kleinkinder.
Speziell für besonders empfindliche Babyhaut sind „Neutral“-Serien gedacht. Hierbei wird selbst auf Blütenextrakte, Kräuterauszüge und ätherische Öle verzichtet. Bioturm hat unter anderem medizinische Salben im Angebot.
Kürzeste Zutatenliste. Wer bietet Demeter?
Vom Demeter-Verband zertifizierte Pflegeprodukte führen Tautropfen und Martina Gebhardt. Beide Firmen verzichten auch komplett auf natürliche Tenside und Emulgatoren. Ihre Zutatenlisten sind mit Abstand die kürzesten auf dem Markt.
Die Empfindlichen als Maßstab
Die Firma Martina Gebhardt gibt an, alle ihre Babypflegeprodukte seien „auch besonders bei der zu Neurodermitis und zu allergischen Reaktionen neigender Haut geeignet.“ Der Grund: Martina Gebhardt verwendet als einen Bestandteil Naturwollwachs, „das von allen natürlichen Rohstoffen dem menschlichen Hautlipidschutz am ähnlichsten ist.“ Auf ätherische Öle, die Naturkosmetikfirmen oft verwenden, verzichtet sie. Für Babypflege gelte: weniger ist mehr.
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