Leben

Asthma – Wenn es beim Atmen pfeift und zischt

Für die meisten von uns ganz selbstverständlich. Das Ein- und Ausatmen geschieht automatisch, ohne dass wir darüber nachdenken. Anders jedoch bei Asthmatikern: Für sie kann es zum Kampf ums Überleben werden.

Die Zahl der Asthmaerkrankungen hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, und die Tendenz ist immer noch steigend. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Münster haben 8.000 Kinder im Grund- und Hauptschulalter in den Jahren 1995 und 2000 beobachtet. Ergebnis: Die Zahl der Asthmafälle ist innerhalb dieses Zeitraums um 33 Prozent gestiegen. „Über die Frage, warum die Zahl der Asthmafälle so stark zunimmt“, so Ingrid Voigtmann, Beraterin beim Deutschen Asthma- und Allergiebund e.V. (DAAB), „streiten sich die Wissenschaftler noch.“ Ihrer Meinung nach spielt der Anstieg der Allergien insgesamt und der Faktor Umwelt eine wichtige Rolle. Größter Risikofaktor ist jedoch das Rauchen.

Größter Asthma-Risikofaktor: Rauchen

In Deutschland leiden etwa sechs Millionen Menschen an Asthma, circa fünf Prozent der Erwachsenen und bis zu zehn Prozent aller Kinder. Damit ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Etwa 6.000 Menschen sterben im Jahr daran.

Panik durch Luftnot. Der Begriff „Asthma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Beklemmung. Asthma – medizinisch korrekt Asthma bronchiale – ist eine chronische Entzündung der Atemwege, die durch eine Überempfindlichkeit und eine Verengung der Bronchien gekennzeichnet ist. Bei einem Asthmaanfall schwillt die Schleimhaut der Bronchien an und engt die Atemwege in der Lunge ein. Gleichzeitig sondert die Schleimhaut vermehrt Schleim ab, der das Bronchialrohr, das Leitungsrohr der Atemluft, verstopft. Außerdem zieht sich die Muskulatur der Atemwege krampfartig zusammen. Durch diese Vorgänge wird die Luftversorgung zu und von der Lunge verringert oder sogar verhindert.

Symptome: Luftnot, Reizhusten, Kurzatmigkeit, Auswurf und sogenanntes Giemen

Die Folge: Die Atmung, vor allem das Ausatmen wird erschwert. Es kommt zu Luftnot, Reizhusten, Kurzatmigkeit und gelegentlich Auswurf. Beim Atmen entsteht ein typisches pfeifendes und zischendes Geräusch, das so genannte „Giemen“. Die anfallsartige Luftnot kann von einem leichten Beklemmungsgefühl, über Kurzatmigkeit bis hin zu Erstickungsanfällen reichen, die verständlicherweise bei den Patienten große Angst und Panik auslösen.

In vielen Fällen kündigt sich ein schwerer Asthmaanfall an: Der Betroffene ist rastlos und erschöpft. Er sieht blass aus und seine Haut verfärbt sich bläulich. Der Anfall kann jederzeit einsetzen. Bevorzugt tritt er jedoch in der Nacht, am frühen Morgen und nach dem Essen auf. Werden sofort Behandlungsmaßnahmen ergriffen, dauert er meist nur kurze Zeit an. Bleibt er allerdings unbehandelt, verschlechtert sich der Zustand deutlich, Herz und Kreislauf werden stark belastet. Schlimmstenfalls hinterlässt der Anfall bleibende Schäden oder endet sogar tödlich.

Allergisches Asthma: Was sind die Auslöser?

Eine ganze Reihe unterschiedlicher Ursachen und auslösender Faktoren kommen in Frage. Von Bedeutung sind die zwei Formen von Asthma: das allergische und das nichtallergische. Bei der allergischen oder exogenen Variante, in der Fachsprache als extrinsisch bezeichnet, können Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tiere, Nahrungsmittel, Chemikalien oder Medikamente einen Anfall auslösen. Hierzu zählt beispielsweise auch das berufsbedingte Asthma, wie das Bäckerasthma, bei dem Mehlstaub oder Getreide allergische Reaktionen hervorrufen.

Meist beginnt das Asthma in der Kindheit und wird von Allergien anderer Organsysteme wie Heuschnupfen, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien begleitet. Bis zu etwa 75 Prozent der Asthmapatienten leiden zusätzlich auch an Heuschnupfen. Umgekehrt kommt es bei vielen Heuschnupfen-Patienten mit der Zeit zum „Etagenwechsel“: Bis zu 40 Prozent entwickeln asthmatische Symptome. Im Gegensatz zum nichtallergischen Asthma spielt bei dieser Form die erbliche Veranlagung eine wichtige Rolle.

Auch Infekte können Asthma auslösen

Das nichtallergische Asthma, auch endogenes oder intrinsisches Asthma genannt, entwickelt sich häufig nach einem Infekt der Atemwege durch Viren oder Bakterien. Meist tritt es bei Patienten ab dem 40. Lebensjahr auf. Die Auslöser für das nichtallergische Asthma sind ebenfalls vielfältig.

Treten beide Formen gleichzeitig auf, ist vom „gemischtförmigen Asthma“ die Rede. Beispielsweise hat ein Patient mit Hausstaubmilbenasthma häufig auch Beschwerden, wenn er kalte Luft einatmet. Betroffen sind in der Regel Erwachsene.

Wie der Arzt die Diagnose stellt

Der Arzt, am besten ein Lungenfacharzt, sollte bei Verdacht auf Asthma den Patienten ausgiebig nach seiner Erkrankung befragen (Anamnese), eventuell einen Allergietest machen und die Lungenfunktion überprüfen. Die einfachste Methode, die der Patient auch zu Hause regelmäßig durchführen kann, ist die Peak-Flow-Messung. Was für den Patienten mit Bluthochdruck das Blutdruckmessgerät, ist für den Asthmaerkrankten das Peak-Flow-Meter. Peak-Flow heißt übersetzt „Spitzenfluss“. Gemeint ist die maximale Geschwindigkeit, mit der ein Patient Luft ausatmen kann. Dieser Lungenfunktionswert ist relativ aussagekräftig und lässt sich leicht messen. Bereits bei leichtem Asthma sinkt der Peak-Flow um mehr als ein Drittel, bei schwerer Erkrankung sogar um 75 bis 80 Prozent.

Die Säulen der Behandlung. Eine frühzeitige und konsequente Behandlung ist entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Wichtig ist, dass der Patient sein Asthma akzeptiert, lernt, die Krankheit zu verstehen und mit einem Anfall umzugehen. Letztlich soll er trotz der schweren Erkrankung ein möglichst normales Leben führen können.

So gelingt die Therapie

Die Asthmatherapie stützt sich auf drei verschiedene Säulen: das Meiden von Allergieauslösern, die schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlung sowie unterstützende Maßnahmen. Die Therapie sollte an den Ursachen der Erkrankung ansetzen. Daher: Gehen Sie den Asthmaauslösern aus dem Weg! Meiden Sie auch asthmaverstärkende Situationen, zum Beispiel Rauchen oder starke körperliche Belastung in kalter Luft.

Bei der pharmakologischen Behandlung stehen zwei unterschiedlich wirkende Medikamentengruppen zur Verfügung: Bei einem akuten Anfall sind immer Arzneimittel erforderlich, die sofort erweiternd auf die Bronchien wirken. Als Pulver oder Spray inhaliert schaffen sie rasch Erleichterung und lassen den Patienten wieder beruhigt durchatmen. Diese Form der Anwendung hat zwei Vorteile: Zum einen gelangen die Wirkstoffe direkt an den Ort des Krankheitsgeschehens, die Bronchien, zum anderen ist deutlich weniger Wirkstoff notwendig und damit auch das Risiko von Nebenwirkungen geringer.

Cortison am Besten inhalieren

Da beim Asthma die Bronchialschleimhaut entzündet ist, behandeln die bronchienerweiternden Medikamente das Asthma nur symptomatisch. Einen nachhaltigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben sie nicht. Deshalb werden auch in der Zeit zwischen den Anfällen entzündungshemmende Medikamente verabreicht, häufig in Kombination mit den Arzneimitteln für den Akutfall, da sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Nach wie vor ist Cortison das wirksamste antientzündliche Medikament. Auch hier gelten die Vorteile des Inhalierens. Als Tabletten, Zäpfchen oder Injektionen wird Cortison nur im akuten Notfall oder bei unzureichender Wirkung der Inhalation verordnet, da ernste Nebenwirkungen auftreten können. Generell gilt bei der Medikation: So wenig wie möglich, so viel wie notwendig. Mittlerweile gibt es auch cortisonfreie Medikamente mit entzündungshemmender Wirkung, die gegebenenfalls eine Dosierung von Cortison senken können.

Das bietet die Naturheilkunde

Zur Vorbeugung von akuten Asthmaanfällen spielen verschiedene Naturheilverfahren eine wichtige Rolle. Ihr Vorteil: Auch bei langjährigem Gebrauch sind sie gut verträglich.

Die Grenzen der Naturheilkunde in der Asthmatherapie müssen aber klar erkannt werden. Bei einem akuten Anfall sind grundsätzlich Arzneimittel erforderlich. „Das A und O der Behandlung ist der medikamentöse Stufenplan“, berichtet Ingrid Voigtmann. Nach diesem Stufenplan werden die Medikamente je nach Schweregrad der Erkrankung schrittweise eingesetzt. Jeder Stufe sind bestimmte Medikamente und spezielle Dosierungen zugeordnet.

„Naturheilkundliche Verfahren können die konventionelle Behandlung sinnvoll ergänzen, so dass sich Medikamente einsparen lassen“, so Ingrid Voigtmann. Das Spektrum der Naturheilkunde ist bekanntlich breit. So auch bei der Behandlung von Asthma. Bereits im vierten Jahrhundert vor Christus setzte Hippokrates die Pflanzenheilkunde zur Behandlung von Asthma ein: Er verwendete Eukalyptus und Menthol zum Inhalieren. Eukalyptusöl besteht zu etwa 85 Prozent aus Cineol, das eine ähnliche Wirkung auf die Atemwegserkrankungen hat wie Cortison. Zu den wichtigsten Heilpflanzen bei Asthma zählen das Meerträubchen, das bei ganz leichten asthmatischen Zuständen als Therapie genügen kann, und Efeu. Letzteres erweitert die Bronchien, löst Verschleimungen und lindert den Hustenreiz.

Daneben helfen Isländisch Moos, Malven- und Lindenblüten, Eibischwurzel sowie Sonnentau. Der schleim- und krampflösende Thymian ist gleichzeitig ein starkes Desinfektionsmittel, deshalb kommt auch er bei Infektionen der Atemwege in Frage. Den Schleim lösen unter anderem Anis, Fenchel oder Minzöl. Doch Phytopharmaka können auch die Bronchien reizen und Asthmaanfälle sogar provozieren. Sie sind daher nur in Absprache mit dem Therapeuten zu verwenden. Die Homöopathie hat sich ebenfalls bei der Asthmabehandlung bewährt, sowohl mit individuell zusammengestellten Einzelmitteln als auch mit der Komplex-Homöopathie.

Besonders gut helfen Entspannungstechniken und Akupunktur

Am erfolgversprechendsten unter den alternativen Verfahren sind nach Ansicht der Expertin vom DAAB verschiedene Entspannungstechniken und Akupunktur. Die Methoden zur Entspannung helfen, einen akuten Asthmaanfall zu verhindern oder mildern seinen Verlauf. Eine sofortige Entspannung im akuten Anfall lässt sich aber nur erreichen, wenn die Entspannungstechniken Tag für Tag geübt werden. Als hilfreich haben sich Autogenes Training, Yoga, Tai Chi, Meditation oder die progressive Muskelentspannung erwiesen. Die Entspannung wirkt sich zum einen auf die Muskulatur und das Gefäßsystem des Körpers aus, zum anderen auch auf die Psyche. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass sich leichte Formen von Asthma auch durch Akupunktur lindern lassen, da diese Heilmethode erweiternd auf die Bronchien wirkt. Zur Selbsthilfe kann der Patient sie auch in Form von Akupressur anwenden. Verschiedene Akupressurpunkte werden mehrmals täglich beeinflusst, wodurch sich Husten und Verschleimung bessern. Die Behandlung bestimmter Punkte kann auch beim akuten Anfall helfen.

Weitere naturheilkundliche Verfahren, die bei der Behandlung von Asthma hilfreich sein können: die Atemtherapie, bei der der Atem bewusst erlebt und das richtige Atmen geübt wird, die Fußreflexzonenmassage, Kneipptherapie und die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (HOT).

Letztlich empfiehlt sich bei Asthma immer eine ganzheitliche Behandlung, bei der konventionelle und naturheilkundliche Maßnahmen sinnvoll kombiniert werden.

Schonende Bewegung und Atemübungen

Selbst ist der Patient. Nun fehlt noch die dritte Säule der Behandlung – hier ist der Patient selbst gefordert. Wenn er regelmäßig seine Lungenfunktion mit dem Peak-Flow-Meter kontrolliert, kann er seinen momentanen gesundheitlichen Zustand besser einschätzen. Doch der Patient kann noch mehr tun. Regelmäßige, aber schonende Bewegung kräftigt die Atemmuskulatur. Gymnastik, Schwimmen im warmen Wasser, Joggen und Radfahren bieten sich an. Hilfreich sind regelmäßige Atemübungen, die die Atemmuskulatur stärken. Selbst verschiedene Körperstellungen helfen bereits, das Atmen zu erleichtern. Mit einer speziellen Ausatemtechnik, der so genannten Lippenbremse, verringert sich der Atemwiderstand und das Ausatmen fällt leichter.

In Asthmaschulungen können die Patienten die Kenntnisse von ihrer Erkrankung vertiefen. Sie erfahren beispielsweise etwas über Selbsthilfemaßnahmen, über die Verwendung der Medikamente und lernen zu erkennen, wann sich die Erkrankung verschlechtert. Adressen von Selbsthilfegruppen können Sie bei der Deutschen Hilfeorganisation Asthma und Allergie e.V. (DHAA) und dem Arbeitskreis Allergiekrankes Kind e.V. (AAK) erfragen.

Tipps für Asthmatiker

  • Nicht rauchen
  • Allergene meiden
  • Regelmäßig bewegen, Sport treiben
  • Übergewicht vermeiden
  • Atem- und Hustentechniken erlernen
  • Regelmäßige Atemübungen
  • Entspannungstechniken erlernen
  • Stress und Anstrengung meiden
  • Gesund und ausgewogen ernähren
  • Aufenthalte am Meer oder im Gebirge
  • Infektabwehr stärken (z.B. Sauna, Kneippgüsse)
  • Asthmaschulungen

Das kann Asthma auslösen

Allergene

  • Pollen, Hausstaubmilben,
  • Schimmelpilze, Tiere (durch Schuppen, Federn, Exkremente, Speichel oder Insektenstiche),
  • Nahrungsmittel wie Eier, Milchprodukte, Nüsse oder Schalentiere, Chemikalien (z. B. Formaldehyd oder Azofarbstoffe)oder Konservierungsmittel

Infekte:

  • Viren, Bakterien

Reizstoffe:

  • Tabakrauch, Haarspray, kalte Luft, Rußpartikel, Ozon, Malerfarbe

Arzneimittel:

  • Rheuma- und Schmerzmittel (Acetylsalicylsäure), Beta-Blocker, Penicilin

Sonstige:

  • Stress, Angst, Anstrengung, Lebensmittelzusatzstoffe wie Farbstoffe

Adressen, die weiterhelfen

  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)
    Hindenburgstraße 110
    41061 Mönchengladbach
    Telefon 02161/ 814940
    Fax 8149430
    www.daab.de
  • Deutsche Atemwegsliga e.V.
    Burgstraße 12
    33175 Bad Lippspringe
    Telefon 05252/ 933615
    Fax 933616
    www.atemwegsliga.de
  • Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.
    Wormser Straße 81
    55276 Oppenheim
    Telefon 06133/ 3543
    Fax 2024
    www.patientenliga-atemweg.de
  • Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind – Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen (AAK) e.V.
    Nassaustraße 32
    35745 Herborn
    Telefon 02772/ 92870
    Fax 928748
    www.aak.de
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