- Warum es sich lohnt, den Füßen Beachtung zu schenken
- Hallux Valgus und Fersensporn: Wie gesund sind unsere Füße?
- Alexander-Technik: Wie ihr überflüssige Spannung loslasst
- Wie berühren die Füße den Boden?
- So bewegt ihr euch müheloser und freier
- Bewusstsein für die Fußspirale entwickeln mit Alexander-Technik
- Alexander-Technik-Workshop: Was nehmen wir mit?
Warum es sich lohnt, den Füßen Beachtung zu schenken
Unsere Füße sind das Fundament unseres Körpers und ein wahres Wunderwerk der Evolution. Ein Viertel unserer Knochen steckt in den Füßen, zusammen 52 Stück. Im Zusammenspiel mit Muskeln und Sehnen tragen sie unser Gewicht, lassen uns stabil stehen und geschmeidig gehen. Doch es ist nicht selbstverständlich, ein Leben lang gut zu Fuß zu sein. Zuletzt machte mir eine Sportverletzung zu schaffen. Das nahm ich zum Anlass, meinen Füßen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und einen Fuß-Workshop bei Jutta Schäfer-Bossong, einer Lehrerin für Alexander-Technik, zu besuchen. Die Methode wurde von dem australischen Schauspieler Frederick M. Alexander (1869-1955) entwickelt, weil ihm auf der Bühne immer wieder die Stimme versagt hatte. Sie hilft, Haltung und Bewegungsabläufe zu verbessern.
Hallux Valgus und Fersensporn: Wie gesund sind unsere Füße?
An einem verregneten Samstagnachmittag treffen wir uns in den Räumen einer Physiopraxis: acht Frauen unterschiedlichen Alters, fast alle haben Hallux Valgus, eine Fehlstellung des Großzehs, von der Frauen millionenfach betroffen sind. Sogar die „Eva“, ein Gemälde von Lucas Cranach, das im Museum der bildenden Künste in Leipzig hängt, hat einen Hallux Valgus.
Einige Teilnehmerinnen leiden an einem Fersensporn, einer schmerzhaften Sehnenreizung an der Fußsohle. Elisabeth kommt wegen einer Polyneuropathie und will wieder mehr ihre Zehen spüren können. Und Miriam ist Wiederholungstäterin, sie hat schon einmal mitgemacht und festgestellt, dass die Übungen gut fürs Tangotanzen sind.
Alexander-Technik: Wie ihr überflüssige Spannung loslasst
Wie berühren die Füße den Boden?
Die nächsten vier Stunden verbringen wir in Juttas kleiner Fußschule. Wir schenken dem Gehen volle Aufmerksamkeit und nehmen dabei wahr, wie unsere Füße den Boden berühren, welche Partien das Hauptgewicht tragen, wie ausgeglichen rechts und links sind oder was unsere Arme, das Becken, der Rumpf beim Gehen tun. Wir gehen mal schnell, mal langsam. Wir beobachten uns im Spiegel, nehmen uns von innen wahr, lassen uns erzählen, was die anderen sehen und staunen über unsere Entdeckungen. Reihum kommt jede von uns an die Reihe und lernt etwas über sich.
Alexander-Technik-Lehrerin Jutta macht uns aufmerksam auf überflüssige Spannungen, die sich von den Füßen über die Beine, den Rumpf bis in die Haltung des Kopfes fortsetzen. „Eine aufrechte Haltung, damit verbinden die meisten Brust raus. – Das ist ganz schön anstrengend“, erklärt Jutta. Sie bringt uns als besseres Vorbild das Foto eines jungen Pinguins mit: Das Kerlchen marschiert kerzengerade seitlich an uns vorbei. Sein Körper neigt sich in gerader Linie nach vorne oben. So soll unsere aufrechte Körperhaltung sein: nicht die Brust durchgedrückt, sondern gerade nach vorne oben. Ich probiere es aus, es fühlt sich ziemlich fremd an. Mein innerer Kritiker tönt: Du gehst ja wie ein Gorilla! Aber das stimmt gar nicht, im Spiegel sehe ich, dass ich gerade bin. Gerade mit weniger Brust-Raus-Anspannung. Die neue aufrechte Haltung wird mir im Lauf des Tages vertrauter.
So bewegt ihr euch müheloser und freier
Alexander-Technik geht davon aus, dass wir alle über ein natürliches Aufrichtesystem verfügen, jedoch ungünstige Gewohnheiten entwickeln, die uns aus dem Gleichgewicht bringen. Das verursacht Spannungen und Schmerzen. Indem wir unsere alltäglichen Bewegungsmuster etwa Stehen, Gehen und Sitzen genau unter die Lupe nehmen, können wir sie ändern und uns wieder müheloser und freier bewegen. In der Theorie ganz einfach. In der Praxis muss man es tun. Alexander-Technik-Lehrende bringen es einem bei.
Bewusstsein für die Fußspirale entwickeln mit Alexander-Technik
Die Füße sind, wie eingangs gesagt, unser Fundament, und im Speziellen das Fersenbein. Das mobilisieren und zentrieren wir zuerst. Dabei liege ich auf der Matte und meine Übungspartnerin zieht sachte, aber bestimmt meine Ferse lang. Durch das Ziehen längt sich die Achillessehne und das Sprung- und Fersenbein werden zentriert. Das ist wichtig, denn „das Fersenbein bestimmt die Richtung des ganzen Fußes und ist zusammen mit dem Sprungbein entscheidend für die Stabilität“, sagt Jutta. Von der Ferse aus schraubt sich das Fußgewölbe spiralig zum Vorfuß. Es ist stabil und flexibel zugleich, gibt das Körpergewicht an den Boden ab und passt sich dem Untergrund an. Wir massieren und spielen mit den Füßen und geben dem Längs- und Quergewölbe Dehn- und Kräftigungsimpulse.
Alexander-Technik-Workshop: Was nehmen wir mit?
Unsere letzte Runde auf dem „Laufsteg“ zeigt, dass wir einiges gelernt haben. Bei allen sieht das Gehen tatsächlich müheloser, lockerer und eleganter aus. Gut gearbeitet! Und jetzt rein in den Alltag und ausprobieren! Vielleicht nehme ich demnächst eine Einzelstunde, um zu lernen ohne Verspannungen am Computer zu arbeiten. Der Alexander-Technik-Workshop war jedenfalls kein Tag für die Füße.
Hier findet ihr mehr Infos über Alexander-Technik sowie Adressen, wo ihr die Technik ausprobieren könnt:
- Auf ihrer Website stellt Jutta Schäfer-Bossong ihre kleine Fußschule, Alexander-Technik und sich selbst vor: www.intelligente-bewegung.de
- Der Alexander-Technik-Berufsverband stellt sich vor. Auf der Website findet man u.a. Lehrer:innen der Technik: www.alexander-technik.org
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