Michaela Hellmich hat eine Pollenallergie, auch auf Hausstaub reagiert sie allergisch. „Ich weiß, dass mein Immunsystem empfindlich ist“, sagt die 26-Jährige, „deshalb achte ich bei meiner Hautpflege auf besonders verträgliche Produkte.“ Für Allergiker, Menschen mit kranker Haut wie Neurodermitis und Schuppenflechte und Menschen mit empfindlicher Haut, gestaltet sich diese Suche meist schwierig. Denn im Grunde kann jede Substanz – auch die hautverträglichste – bei manchen Menschen eine Hautreaktion auslösen.
Allergiker:innen hilft die Zutatenliste
Oft lässt sich keine Erklärung dafür finden. Es kann sogar sein, dass man jahrelang eine Creme gut vertragen hat und plötzlich Hautreaktionen darauf bekommt. Wer weiß, welche Stoffe er nicht verträgt, kann sie immerhin leicht meiden. Meist hilft ein Blick auf die Zutatenliste. Einige Kosmetikkunden aber schicken auch eine Kopie ihres Allergiepasses an die Hersteller und fragen, welche Produkte sie verwenden dürfen.
Die Kosmetik-Industrie hat die Bedürfnisse solcher Kunden erkannt und spezielle „Sensitiv-“ oder „Neutralserien“ ins Programm genommen. Gesetzlich geschützt sind die Begriffe nicht. In konventioneller Kosmetik erscheint der Zusatz „sensitiv“ häufig nur wie schmückendes Beiwerk. Denn man verzichtet keineswegs durchgehend auf solche Substanzen, die von Verbraucherschutz-Organisationen und Test-Zeitschriften mit Minuspunkten bewertet werden. Etwa auf Konservierungsstoffe, die allergenes Formaldehyd abgeben. Oder auf Parabene, ebenfalls Konservierungsmittel, die Allergien auslösen können. Auch Paraffine, Silikone und andere Erdölprodukte sind in konventionellen Kosmetika üblich. Die im Vergleich zu reinen Pflanzenölen billigeren Fette legen einen Film über die Haut, lassen sie nicht mehr richtig atmen und verursachen bei Neurodermitikern unter Umständen Hitzestau und Juckreiz.
Gut verträgliche Pflanzenöle
In Naturkosmetikprodukten sind diese kritischen Substanzen sowie alle chemisch-synthetischen Farb- und Duftstoffe von jeher tabu. Doch selbstverständlich können sogar natürliche und im Allgemeinen gut verträgliche Stoffe für einige Menschen ungünstig sein. Deshalb haben auch die meisten Naturkosmetik-Anbieter spezielle „Sensitiv“-Serien für Allergiker und für Menschen mit empfindlicher Haut entwickelt. Basis dieser Produkte sind bekanntermaßen gut verträgliche Pflanzenöle mit hautpflegendem Potenzial, etwa Sheabutter, Jojoba-, Nachtkerzen-, Traubenkern-, Klettensamen- oder Sanddornöl.
Cremes besser kühl lagern und schnell aufbrauchen
Darüber hinaus verfolgen die Hersteller aber keine einheitliche Linie. Die Zusammensetzung von Sensitiv-Produkten weist teilweise erhebliche Unterschiede auf, wie der Blick aufs Etikett zeigt. In der Regel werden die folgenden Stoffe gemieden oder nur reduziert eingesetzt: Alkohol (Konservierungsstoff). Er kann auf Dauer die Haut austrocknen und den natürlichen pH-Wert beeinträchtigen.
Ätherische Öle (Konservierungsstoffe, natürliche Duftstoffe). Sie stehen unter dem Verdacht, bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen auslösen zu können, auch wenn sie normalerweise eine harmonisierende und pflegende Wirkung haben. Alkoholische Pflanzenauszüge und - extrakte (wirken stabilisierend und somit leicht konservierend). Auszüge aus Arnika, Rose, Schafgarbe oder Kamille haben auf empfindliche Haut zwar meist einen harmonisierenden Einfluss, manche Hautallergiker aber vertragen sie dennoch nicht.
Bienenprodukte wie Propolis (wirken ebenfalls leicht konservierend). Sie lösen gelegentlich allergische Reaktionen aus.
Sensitiv-Produkte aus dem Naturwaren-Fachgeschäft müssen auf starke chemisch-synthetische Konservierungsmittel verzichten und mit natürlich konservierenden Zusätzen auskommen. Deshalb werden bei der Herstellung und der Abfüllung immer besonders strenge Hygienevorkehrungen getroffen. Damit nicht-konservierte Kosmetika auch zu Hause einwandfrei bleiben und die empfindliche Haut nicht mit Keimen belastet wird, sollten die Produkte möglichst kühl lagern und zügig aufgebraucht werden.
Erst testen, dann kaufen
Unverträglichkeiten sind individuell verschieden. „Bevor der Kunde eine komplette Linie von Creme über Lotion, Gesichtswasser bis zu Duschgel und Handcreme kauft, sollte zuerst ausprobiert werden, ob das Produkt vertragen wird“, empfiehlt Inge Stamm. Kostenlose Pröbchen seien dafür ideal. Wichtig sei es auch, der Haut Zeit zu lassen, um sich an die Produkte zu gewöhnen. „Andauernd was Neues ausprobieren oder zu viel zu cremen – das stresst die Haut, dann reagiert sie auch.“ Am besten trägt man das neue Produkt zunächst in der Armbeuge auf und beobachtet eine eventuelle Reaktion. Dort ist die Haut besonders dünn und empfindlich.
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