Kosmetik

So wirkt das Meer in Naturkosmetik

Ob Salz oder Algen, das Meer ist eine Schatztruhe für natürliche Wirkstoffe. Ein Grund mehr, es zu schützen.

Das Meer tut uns gut. Ein Strandspaziergang und das Rauschen der Wellen streicheln die Seele. Auch für den Körper sind Wirkstoffe aus dem Meer Balsam. Warum das so ist, erklärt Inez Linke: „Meerwasser enthält alle lebenswichtigen Mineralien und Spurenelemente, die wir für die Vitalität unserer Haut brauchen“, sagt die Meeresbiologin und geschäftsführende Gesellschafterin des Kieler Unternehmens Ocean Basis, das Naturkosmetik aus maritimen Rohstoffen herstellt. In seiner Zusammensetzung ähnele das Meerwasser der menschlichen Zwischenzellflüssigkeit, weshalb der Körper die wertvollen Inhaltsstoffe leicht aufnehmen könne.

Meersalz: Reich an Mineralien und Spurenelementen

Aus diesem Grund setzt auch Silke Becker, Mitgründerin des Naturkosmetik-Unternehmens cosmondial, in bestimmten Produkten ihrer Marke GRN [GRÜN] Meersalz ein. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin hat sie die Linie Pure Elements für sensible Haut entwickelt. „Meine Kollegin hat besonders empfindliche Haut und weiß um die Wirksamkeit von Meersalz“, berichtet Silke Becker.

Meersalz entspannt die Haut, fördert die Selbstheilungskräfte und die Durchblutung und wirkt antibakteriell. Das ist ein tolles Gesamtpaket.

Silke Becker, Naturkosmetik-Unternehmen cosmondial

Fast alle Pure-Elements Produkte enthalten ein Marine-Serum aus Frankreich. Dabei handelt es sich um ein Konzentrat aller im Meerwasser enthaltenen Spurenelemente. „Meersalz entspannt die Haut, fördert die Selbstheilungskräfte und die Durchblutung und wirkt antibakteriell. Das ist ein tolles Gesamtpaket“, sagt Silke Becker.

Neben dem Wasser, dem Meersalz und dem Schlick gilt das besondere Interesse der Kosmetik-Industrie den Algen, regelrechten Alleskönnern der Meere: Aufgrund ihrer Einsatzmöglichkeiten als Nahrungsmittel und Energiequelle gelten Algen vielen Forschern als Rohstoff der Zukunft.

Wie Algen das Altern der Haut verlangsamen

Kosmetik-Hersteller schätzen Algen für ihre Anti-Aging-Eigenschaften. „Die Spurenelemente, die die Meeresalgen anreichern, sowie Antioxidantien und Algenzucker tragen zur Funktion des Hautstoffwechsels bei“, erklärt Inez Linke von Ocean Basis. Außerdem sind Algen reich an Nährstoffen und weisen zum Teil sogar UV-Schutz-Eigenschaften auf.

Fucus serratus oder Brauner Sägetang heißt die Alge, deren Extrakte die Naturkosmetik-Marke Lavera für ihr Hydro-Effect-Serum verwendet. Als Bio-Produkte unterliegen die verwendeten Algen strengen Kontrollen. Das Unternehmen bezieht sie von einem kleinen Anbieter im europäischen Raum, der von Hand wild erntet. Die Nachhaltigkeit ist laut Lavera gegeben, da die Alge im Überfluss gedeihe und sehr schnell nachwachse.

Wie Naturkosmetik-Hersteller die Reinheit der Meeresrohstoffe sicherstellen

Auch beim Naturkosmetik-Hersteller Tautropfen schätzt man Algenextrakte als Inhaltsstoffe. Das Unternehmen verwendet für seine Balance-Solutions-Pflegeserie Knotentang, eine Art der Braunalge. Der Tang gedeiht im zehn Grad kalten Wasser des UNESCO-Biosphärenreservats Iroise im Nordatlantik vor der bretonischen Küste. Den Zustand der Ozeane hat man bei Tautropfen fest im Blick. „Verschmutzungen und Mikroplastik sind problematisch, da sie die Algengewinnung erschweren“, sagt Produktmanagerin Elena Rothe.

Die Reinheit der verwendeten Meeresrohstoffe sicherzustellen, ist auch für Inez Linke von Ocean Basis wichtig. Ihr Unternehmen setzt für seine Oceanwell-Produkte vor allem auf die Laminaria-Alge. In einer eigenen umweltschonenden Aquafarm in der Ostsee vor Kiel baut Ocean Basis die Alge selbst an, zusätzlich kauft das Unternehmen Algen von dänischen und norwegischen Farmen zu.

Verschmutzungen und Mikroplastik sind problematisch, da sie die Algengewinnung erschweren.

Elena Rothe, Naturkosmetik-Hersteller Tautropfen

Da Algen in der Lage sind, Schadstoffe anzureichern, analysieren die Kieler das Meeresgemüse nach jeder Ernte auf Parameter wie Schwermetalle, um Verunreinigungen ausschließen zu können. „Die Werte hier und vor Norwegen sind sehr stabil“, so Inez Linke. Aber sie weiß auch: „Ein Öltankerunfall wäre das Aus für unsere Algenfarm.“

Projekte, die das Meer schützen

Um sicherzustellen, dass die Produkte auch frei von Mikroplastik sind, säubert Ocean Basis sein Meerwasser mit Hilfe von Mikrofiltern. Die Algen, so Inez Linke, akkumulierten kein Mikroplastik. „Wie das in 50 Jahren ist, wenn die Plastikpartikel sich weiter zersetzt haben, müssen wir sehen“, sagt sie.

Ihr Unternehmen setzt sich schon jetzt für den Meeresschutz ein. In Westafrika unterstützt Ocean Basis ein Schutzprojeke für Meeresschildkröten. Direkt vor der Haustür, in der Ostsee, sollen in Kooperation mit dem Verein „One Earth – One Ocean“ Geisternetze geborgen werden, die das Meer verschmutzen und seine Bewohner gefährden.

Saubere Meere

Die Müllsammelaktion „The Ocean Cleanup“ in der Bucht von San Francisco war zu ihrem Start einzigartig. Ziel: Die Weltmeere von Plastikmüll befreien. Wir zeigen, wie das funktioniert und welche anderen innovativen Ideen es noch gibt.

9 Projekte gegen Plastikmüll im Meer

Algen aus dem Labor

Die biologische Vielfalt in den Meeren ist gefährdet. Umso wichtiger ist eine nachhaltige Verwendung von Meeresorganismen für Kosmetika. Ein Beispiel dafür ist Kollagen: Das Protein ist Bestandteil von Anti-Falten-Cremes und wird in der herkömmlichen Produktion oft aus Fischhaut gewonnen – problematisch angesichts überfischter Ozeane. Einige Naturkosmetik-Unternehmen setzen daher auf Quallen als Kollagenquelle, deren Anzahl durch Überfischung und Klimawandel stetig zunimmt. Ungenutztes Potenzial schlummert laut der Organisation Natrue, die das gleichnamige Naturkosmetik-Siegel vergibt, in Meeresbakterien und -pilzen und deren Anti-Aging-Wirkung. Vielversprechend ist auch die „blaue Biotechnologie“: Dabei werden Algen im Labor gezüchtet und bioaktive Stoffe extrahiert, ohne dass die Pflanzen dem Meer entnommen werden müssen.

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