Aus der cosmia

Faire Sheabutter aus Burkina Faso

Ein faires Miteinander ist ein grundlegender Wert in der Bio-Branche, auch was den Import der Rohstoffe angeht. Wir berichten über ein Partnerprojekt zwischen der Firma Treibholz und Agrifaso in Burkina Faso.

In Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, ist der Sheanussbaum ein kostbarer Schatz. Er gedeiht im regenreichen Südwesten des Landes, im sogenannten Shea-Gürtel, der sich von Senegal bis Uganda zieht. Der Baum trägt Nüsse, aus denen Frauen in Westafrika traditionell Sheabutter mit vielseitigem Nutzen gewinnen: Sie verwenden die natürliche Butter als Brennstoff für Lampen, als Fett zum Kochen, machen daraus Seife und pflegen damit ihre Haut. Wegen der hautpflegenden Eigenschaften ist die wertvolle Shea- oder Karitébutter auch in den Industrienationen des Westens als Inhaltsstoff begehrt. „Sheabutter ist ein wahrer Alleskönner“, erklärt Lucia Scheige, Geschäftsführerin des Naturkosmetik-Unternehmens Treibholz in Korschenbroich, das reine Bio-Sheabutter in Bügelglas und Weißblechdose unter der Marke Finigrana bereits seit 15 Jahren im Sortiment führt. „Shea sorgt für Rückfettung, spendet Feuchtigkeit und ist reizarm, sodass auch empfindliche Haut sie gut verträgt.“

Treibholz kauft den natürlichen Rohstoff nicht auf dem Weltmarkt, sondern schon immer über das soziale Projekt und Partnerunternehmen Agrifaso mit Sitz in Bobo-Dioulasso in Burkina Faso. Gegründet wurde dieses bio-faire Vorzeigeprojekt bereits vor 25 Jahren von dem deutschen Projektberater Hermann Schopferer. Heute sammeln rund 3.500 Frauen aus 21 verschiedenen Dörfern in Burkina Faso die Sheanüsse ein. Die Abnehmer der Produkte von hoher Qualität sind neben Treibholz noch viele weitere Naturkosmetik-Unternehmen.

Traditionell von Hand geerntete Sheanüsse

Von Juni bis August wird geerntet. Dann durchstreifen die Frauen mit Körben und Säcken von den frühen Morgenstunden bis zum Nachmittag ein fest definiertes, naturbelassenes Waldgebiet, in dem die Wildsammlung erlaubt ist. Wobei man sich diesen Wald in Burkina Faso nicht wie bei uns vorstellen darf. Es sind traditionelle Savannenlandschaften mit dichter naturbelassener Vegetation, in denen der Sheanussbaum meist als Solitärbaum bis zu 20 Meter in die Höhe wächst. Er gedeiht wild und da er erst 20 Jahre alt werden muss, um die ersten Nüsse zu tragen, lohnt es sich nicht, diesen in Plantagen anzubauen.Die Frauen lesen die herabgefallenen, reifen Nüsse vom Boden auf. Im Dorf werden die Nüsse in Handarbeit sortiert, geschält und in der Sonne zum Trocknen ausgebreitet. Um die Schale zu entfernen, werden die Nüsse kurz in Wasser gekocht und dann erneut in der Sonne getrocknet. Alle diese Arbeiten erledigen traditionell schon immer ausschließlich Frauen. „Gold der Frauen“ heißt die wertvolle Sheabutter deshalb in Afrika.

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Faire Zahlung über Weltmarktniveau

Agrifaso holt die Nüsse direkt bei den Kooperativen ab und bringt sie zur Fabrik in Bobo-Dioulasso. Das Unternehmen zahlt den Frauen für die Ernte einen Preis über dem Weltmarktniveau und sichert ihnen mit langfristigen Verträgen ein stabiles und existenzsicherndes Einkommen. Das stärkt ihre Stellung in der Gesellschaft. Mit ihrem Verdienst bei dem Projekt können die Frauen ihre Kinder zur Schule schicken und sich eine bessere Gesundheitsversorgung leisten. „Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen können, dass die Menschen in ihrer Heimat eine nachhaltige Perspektive haben und es ihnen besser geht“, sagt Scheige.

150 Angestellte, davon 75 Prozent Frauen, arbeiten in der Fabrik von Agrifaso. Sie bekommen faire Löhne, Gesundheitsversorgung und eine Rentenversicherung.

In der Agrifaso-Fabrik werden die Sheanüsse gewaschen, getrocknet und gesäubert. Anschließend kommen sie in kleine Ölpressen. Dort entsteht das Sheaöl bei niedrigen Temperaturen, die die wertvollen Inhaltsstoffe schonen. In der Herstellung der kosmetischen Produkte folgen dann weitere Reinigungsschritte: Wasser aus dem eigenen Tiefbrunnen trennt Fremdbestandteile wie Presskuchenrückstände von der Rohbutter. Feinere Rückstände halten Filtertücher zurück, durch die die Butter abschließend geleitet wird. Danach wird die saubere, pure und unraffinierte Sheabutter ohne Zusätze fertig zum Export abgepackt. 150 Angestellte, davon 75 Prozent Frauen, arbeiten in der Fabrik von Agrifaso. Sie bekommen faire Löhne, Gesundheitsversorgung und eine Rentenversicherung. In den nächsten Jahren geht die Leitung an ein einheimisches Geschwisterpaar, das schon länger verantwortlich für Agrifaso arbeitet. Auch das ist eine Erfolgsgeschichte, die sich anfangs gar nicht so anließ.

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Hohe Qualität mit wertvollen Inhaltsstoffen

„Die ersten Pakete mit Sheabutter waren eine Enttäuschung“, sagt Scheige, die damals noch zur Schule ging, sich aber gut daran erinnern kann. „Das war eine dunkelgelbe, körnige Butter, die gewöhnungsbedürftig roch.“ Ein unangenehmer Duft ist für Kosmetik natürlich ein Ausschlusskriterium. Abhilfe schafft die sogenannte Desodorierung, ein nach Bio-Richtlinien erlaubtes, physikalisches Verfahren. Dieses Verfahren durchläuft die Butter in Europa. Dabei durchströmt heißer Wasserdampf die Butter und bindet unangenehm riechende Bestandteile an sich. Die wertvollen Inhaltsstoffe der Produkte bleiben zu 95 Prozent erhalten.

Beliebtes Produkt im Sortiment

Doch bevor es die Sheabutter ins Treibholz-Sortiment schaffte, musste sie diverse interne Tests bestehen. „Die ersten Rezepte und Sheabutter-Abfüllungen hat mein Vater zu Hause in unserer Küche gemacht und das Schmelz- und Abbinde-Verhalten von Sheabutter beobachtet“, erzählt Lucia Scheige. „Ich kann mich lebhaft daran erinnern, dass meine Mutter häufig die Kochtöpfe gesucht hat, weil diese mal wieder zweckentfremdet wurden.“ Inzwischen gehört die fair gehandelte Sheabutter aus dem Projekt in Burkina Faso zu den beliebtesten Produkten im Treibholz-Sortiment. Im vor sechs Jahren errichteten CO2-neutralen Öko-Bau am Firmenstandort füllt das Unternehmen die Butter inzwischen sogar selbst ab, was laut Scheige eine noch bessere Kontrolle der Qualität ermöglicht. Scheige, die seit dem Tod ihres Vaters zusammen mit ihrem Bruder Noah das Unternehmen leitet, freut der Erfolg der Sheabutter auch aus einem anderen Grund.

„Die ersten Rezepte und Sheabutter-Abfüllungen hat mein Vater zu Hause in unserer Küche gemacht und das Schmelz- und Abbinde-Verhalten von Sheabutter beobachtet.“

Lucia Scheige

„Mein Vater war leidenschaftlich für seine Projekte und Ideale engagiert, und ich bin sicher, dass er sich über die positive Resonanz der Sheabutter bei Händlern und Einkäufern auf der diesjährigen Biofach–/Vivaness-Messe in Nürnberg sehr gefreut hätte.“ Tief berührt hat sie hier eine Begegnung mit einem jungen Mann aus Afrika, der zu ihr an den Messestand kam, um sich persönlich für das Engagement von Treibholz bei diesem Projekt zu bedanken. Er sei in einem ähnlichen Rohstoff-Projekt aufgewachsen, erzählte er, und konnte aufgrund der ihm ermöglichten Schulbildung nach seinem Abschluss Landwirtschaft studieren. Mit dem erworbenen Wissen baute er sich in seiner Heimat eine Existenz auf und unterstützt jetzt sein Land.

Steckbrief Treibholz GmbH

Sheanüsse und Blätter am Baum

Name: Treibholz GmbH

Gegründet: 1983
Geschäftsführung: Noah Scheige, Lucia Scheige
Sitz: Korschenbroich
Mitarbeiter: 18
Produkte: unter anderem Bio-Hautöle, Bio-Pflanzenbutter, traditionelle Duftseifen aus der Provence, Original Aleppo Seifen
Siegel: Cosmos Organic, BDIH

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Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

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