Zuerst rötet sich die Haut um den Mund herum, fühlt sich trocken an und spannt. Klarer Fall: Da muss mehr Fett und Feuchtigkeit ran, also eine Extraportion Creme. Doch es wird nicht besser. Nach einigen Tagen bilden sich kleine, entzündliche Knötchen oder gar Bläschen. Die Haut brennt jetzt, manchmal juckt sie auch. Also noch mehr Creme drauf und abdecken, sieht ja schrecklich aus. Doch es wird immer schlimmer. Jetzt rötet sich die Haut auch um die Augen und die Nasenflügel herum. Was ist das?
Was ist periorale Dermatitis?
Hautärzt:innen nennen diese entzündliche Reaktion periorale Dermatitis. Im Volksmund heißt sie auch Mundrose oder Stewardessen-Krankheit, weil sie in dieser Berufsgruppe häufig auftritt. Denn betroffen sind vor allem top gepflegte Frauen zwischen 20 und 50. Die Rötungen sind nicht ansteckend, nicht gefährlich und heilen ohne Narben ab. Aber sie sind extrem unangenehm und knabbern am Selbstbewusstsein.
Ursachen der Mundrose
Verursacht wird eine periorale Dermatitis durch zu viel Kosmetik. Unsere Haut braucht Nahrung, Pflege, Feuchtigkeit, je älter desto mehr, suggeriert die Werbung. Doch jeden Tag Cleanser, Creme, Serum, Make-up, das kann der Haut auch zu viel werden. „Die andauernde Zufuhr an Wirkstoffen bringt die Hautbarriere durcheinander, die Hornschicht wird aufgeweicht, verliert Feuchtigkeit und entzündet sich“, erklärt die Münchner Dermatologin Marion Moers-Carpi den Mechanismus. Vergleichsweise häufig sind Frauen betroffen. In Deutschland leiden einer Schätzung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zufolge etwa sechs Prozent der weiblichen und 0,3 Prozent der männlichen Patienten, die eine dermatologische Praxis aufsuchen, an einer perioralen Dermatitis.
Warum vor allem Frauen von perioraler Dermatitis betroffen sind
Und das oft schon länger, denn wer denkt bei den Rötungen und Knötchen an seine Pflegeprodukte? Schließlich wurden sie bisher ohne Probleme vertragen. Tatsächlich ist es meist ein zusätzlicher Stressfaktor, der bei schon geschwächter Haut die Krankheit ausbrechen lässt. Das kann Ärger im Büro ebenso sein wie die hormonelle Umstellung durch das Absetzen der Pille.
Was bei Mundrose wirklich hilft
Irgendwann werden die Beschwerden so stark, dass die Betroffenen ärztliche Hilfe suchen. Nun gibt es für Hautausschläge im Gesicht verschiedene Ursachen und entsprechend unterschiedliche Therapien. „Manche Hausärzte verschreiben Cremes mit Cortison“, sagt Marion Moers-Carpi. „Die Symptome verschwinden dann zwar schnell, doch sie sind sofort und stärker wieder da, sobald die Creme abgesetzt wird.“ Dabei lässt sich die periorale Dermatitis gut daran erkennen, dass direkt um die Lippen herum ein ein bis zwei Millimeter breiter entzündungsfreier Saum bleibt. Steht die Diagnose fest, ist das einzige, was tatsächlich hilft, Abstinenz.
Geduld ist gefragt
Die Pflege muss abgesetzt werden. Und zwar nicht nur ein paar Tage. Es dauert einige Wochen, bis sich die Haut wieder normalisiert hat, ist die Erfahrung von Expert:innen. Oft können sich die Symptome anfangs sogar verschlimmern. Bei starker Entzündung wird meist ein leichtes Gel mit Antibiotikum verschrieben. Ist die Haut wieder heil, müssen die Patientinnen ihre Hautpflege ändern. Weniger fett und weniger oft lautet die Regel, der Rest ist Ausprobieren. Denn die Krankheit selbst ist chronisch, sie kann immer wieder ausgelöst werden.
Vorsicht bei synthetischen Inhaltsstoffen
Sind Frauen, die häufig neue Kosmetika ausprobieren, stärker betroffen? Die Dermatologin sieht nicht wechselnde Produkte als Problem an, sondern eher deren Qualität: „Ich würde raten, synthetische Konservierungsstoffe und Duftstoffe zu meiden, weil sie die Haut zusätzlich reizen können.“
Auch synthetische Öle wie Paraffin würde sie sich selbst nie auf die Haut auftragen. „Doch auch der Kauf von Naturkosmetik bewahrt nicht vor zu viel Pflege“, mahnt die Medizinerin. Sie sieht es kritisch, dass viele Frauen Cremes verwenden, die für ihren Hauttyp zu reichhaltig sind. Das muss zwar nicht immer gleich eine Dermatitis verursachen. Aber auch Akne-Pickel und übergroße Poren seien oft die Folge von zu reichhaltigen Cremes. Ihr Rat lautet: „Weniger und leichter“.
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