Wenn wir „Hyaluronsäure“ hören, denken wir meist an Hautpflege. Schließlich findet sie sich in vielen Tuben und Tiegeln in unserem Badezimmer. Doch Hyaluronsäure ist auch ein körpereigener Stoff, der in den oberen Hautschichten und im Bindegewebe vorkommt, genauso wie in Augen, Gelenken, Knorpeln und Bändern. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei Hyaluronsäuren um zu Ketten verknüpfte Zuckermoleküle. 1934 wurden sie von den Biochemikern Karl Meyer und John Palmer entdeckt.
Die herausragende Fähigkeit der Hyaluronsäure ist es, große Mengen Wasser zu binden. So kann ein Gramm von ihr bis zu sechs Liter Wasser, also ein Vielfaches seines Eigengewichts, speichern. Im Körper erfüllen die Zuckermolekül-Ketten eine Reihe wichtiger Aufgaben. Sie schmieren Gelenke und Faszien und schützen sie so vor Reibung. Sie bewahren die Augen vor dem Austrocknen und gelten als entzündungshemmend und wundheilungsfördernd. Darüber hinaus sorgen sie für ein straffes Bindegewebe und eine gut durchfeuchtete, pralle Haut.
Hyaluron bitte nur vegan!
Ab dem 25. Lebensjahr etwa nimmt die natürliche Produktion von Hyaluronsäure im Körper ab. Beschleunigt wird dieser Prozess durch UV-Strahlung und andere Umwelteinflüsse. Eine sichtbare Folge: Die Haut wird faltiger und schlaffer. Um dem entgegenzuwirken, wird seit den Achtzigerjahren Hyaluronsäure als Wirkstoff in Kosmetika verwendet. Zunächst wurde sie ausschließlich aus tierischen Quellen – vor allem aus Hahnenkämmen – gewonnen.
Ende der Neunzigerjahre wurde schließlich ein biotechnologisches Verfahren entwickelt, das sich die Fermentation von Hefen und pflanzliche Inhaltsstoffe wie Mais, Weizen oder Soja zunutze macht. Nur so erzeugte Hyaluronsäure findet sich heutzutage in zertifizierter Naturkosmetik sowie in den meisten konventionellen Kosmetikprodukten. Achtet beim Kauf auf das Vegan-Label. Denn neben ethischen Bedenken besteht bei Hyaluronsäure tierischen Ursprungs ein Allergiepotenzial und es kann zu Nebenwirkungen kommen.
Wie hilft Hyaluron bei Anti-Aging?
In der Gesichtspflege kommt Hyaluronsäure besonders häufig zum Einsatz, vor allem in Tagescremes, Seren und Ampullen, die Feuchtigkeit und Anti-Aging im Visier haben. Aus gutem Grund: Hyaluronsäure füllt die Feuchtigkeitsdepots auf, polstert die Haut auf, mindert Trockenheitsfältchen und verbessert die Hautstruktur. „Gleichzeitig ist Hyaluronsäure ein Antioxidans, also ein Radikalfänger und schützt vor Alterungsprozessen“, erläutert Dr. Susanne Steinkraus, Dermatologin aus Hamburg. „Sie ist sehr gut verträglich, für jeden Hauttyp geeignet – und ihre Wirkungsweise ist durch Studien belegt.“ Sogar in der Haarpflege und beim Make-up ist Hyaluronsäure inzwischen anzutreffen. Sie kann die Kämmbarkeit verbessern und für mehr Geschmeidigkeit und weniger Frizz sorgen. Bei der dekorativen Kosmetik in Foundations und Lippenstiften punktet sie mit ihrem aufpolsternden Effekt.
Zwei unterschiedliche Hyaluron-Varianten
Wie Hyaluronsäure wirkt, ist auch abhängig davon, welche Variante angewendet wird. Bekannt sind vor allem zwei Formen:
Hochmolekulare oder langkettige Hyaluronsäure:
Sie verfügt über relativ große Moleküle, die die Hornschicht der Haut zwar nicht durchdringen, aber einen flexiblen Film auf der Haut bilden. Die Haut erscheint glatter und durch den feinen Film leicht gestrafft.
Niedrigmolekulare oder kurzkettige Hyaluronsäure:
Sie hat eine geringere Molekülgröße. Diese ermöglicht die Überwindung der Hautbarriere. Sie verstärkt die Verbindungen zwischen den Zellen in der Hornschicht, polstert von innen auf und soll langfristiger wirken.
Wie wirkungsvoll ist Hyaluron?
Eine noch recht neue Variante ist Oligo-Hyaluronsäure. „Weil sie mit ihren sehr kleinen Molekülketten noch tiefer in die Haut eindringen und die hauteigene Hyaluronsynthese stimulieren kann, haben wir uns in unserem neuesten Serum für diese Variante entschieden“, erklärt Kerstin Rehn, Marketing Director von Santaverde.
Die Liste der jeweiligen Inhaltsstoffe gibt übrigens keinerlei Aufschluss darüber, welche Form im Produkt verwendet wurde. Alle Hyaluronsäuren werden als „Sodium Hyaluronate“ aufgeführt. Hier lohnt es sich, die Produktbeschreibung genau zu lesen oder beim Hersteller nachzufragen. Und wenn Sie schon dabei sind, schauen Sie doch gleich einmal nach, mit welchen Inhaltsstoffen noch gearbeitet wird.
Sind zum Beispiel Lipide wie Ceramide oder Squalan dabei? Das ist super! Dr. Henrike Neuhoff, die den Wissenschaftsbereich bei Lavera leitet, erklärt, warum das eine gute Kombination ist: „Lipide helfen, die Hautbarriere zu stärken und Feuchtigkeit einzuschließen. Die hydratisierende Wirkung von Hyaluronsäure wird so unterstützt.“ Dann kann der Feuchtigkeitsbooster seine volle Wirksamkeit entfalten.
Schön durch Spritzen?

Per Unterspritzung soll Hyaluronsäure verjüngen, Falten glätten und Mundwinkel anheben. Aber auch zum Aufspritzen der Lippen ist sie beliebt: Viele noch sehr junge Frauen haben bereits Erfahrung damit. Und da es sich – anders als bei Silikon – um einen körpereigenen Stoff handelt, der sich von selbst wieder abbaut, erscheint das Ganze risikoarm. Doch das täuscht!
Hyaluronfiller können verrutschen oder der Abbauprozess kann viel länger andauern als angegeben. Es kann nach der Injektion zu Schwellungen, Blutergüssen und Infektionen kommen. In sehr seltenen Fällen wird sogar von Sehverlust berichtet.
Die Qualität der Hyaluronsäure variiert stark. In Deutschland dürfen neben Fachärzt:innen auch Heilpraktiker:innen die Filler injizieren. Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus rät deshalb: „Achten Sie auf die Qualifikation der Behandelnden und die Risiken, die in verschiedenen Bereichen des Gesichts zu bedenken sind. Bestehen Sie auf ein ausführliches Aufklärungsgespräch und auf die Originalpräparate bekannter Firmen.”
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