Orangene Kurkuma, perlige Koriandersamen, knisternde Würzkräuter – schon beim Reiben, Mörsern oder Hacken duften sie verführerisch. Regelmäßig verzehrt, sollen sie vor Bakterien oder Pilzen schützen, außerdem fördern sie die Verdauung. Zunehmend bereichern Gewürze nicht nur unsere Rezepte, sondern auch die Naturkosmetik. Ungewohnt? Einfach mutig ausprobieren: Was die Darmflora nährt, schmeckt auch der Haut.
Kraft aus Wurzeln
Besonders die Ingwerfamilie – Galgant, Ingwer und Kurkuma – hat einiges zu bieten. Ihre fruchtige Schärfe verfeinert Currys und Getränke. Auf die Haut wirken alle drei durchblutungsfördernd, reizlindernd und antioxidativ. Ingwer enthält den Scharfstoff Gingerol, der ähnlich wirkt wie Acetylsalicylsäure, die man aus Schmerzmitteln kennt. In Kurkuma tummeln sich mit Kurkumin und Turmerol kraftvolle Antioxidantien. Deren ätherische Öle und Scharfstoffe entwickeln wohlige Wärme auf der Haut und wirken krampflindernd und entspannend. Mit antibakteriellen Eigenschaften fördern sie die Wundheilung. In Seren, Masken, Cremes oder Tonern dient Ingwer zur Verbesserung des Hautbilds. Auch Anti-Aging-Produkte enthalten oftmals diese Wirkstoffe aus den Gewürzen, die auch die Neubildung von Zellen anregen.
Für Haut und Haare
Bockshornklee oder Schwarzkümmel kennen wir aus der mediterranen Küche oder ebenfalls als Gewürze in orientalischen Currys. Die knubbeligen Bockshornkleesamen haben einen eher strengen Geschmack, sind aber wahre Nährstoffbomben. Glücklich, wer sie mag, denn sie sind reich an Mineralien und Vitaminen. Als Pulver oder ätherisches Öl nähren sie die trockene Haut. Zu ihrem Inhaltsspektrum gehören auch Schleimstoffe, die sich schützend auf unser Zellgewebe legen. Bereits Hildegard von Bingen schätzte diesen Hülsenfrüchtler als Haut- und Haarmittel.
Ebenfalls knubbelig sind die schwarzen Schwarzkümmelsamen, geschmacklich erinnern sie an Sesam. Mit dem Kümmel ist die Pflanze übrigens nicht verwandt. Gartenfans kennen das Hahnenfußgewächs als „Jungfer im Grünen“. Das ätherische Samenöl wirkt entzündungshemmend, lindert Rötungen und Juckreiz und stärkt mit reichlich essenziellen Fettsäuren die Hautbarriere. Unter der kosmetischen Bezeichnung „Nigella Sativa Seed Oil“ ist es Bestandteil stärkender Seren oder beruhigender Cremes.
6 Talente für die Haut

Würzkräuter und -samen werden seit vielen Jahrhunderten auch für die Haut verwendet. Für jeden Anspruch hat die Natur passende Wirkstoffe. Hier eine kleine Auswahl:
- Energie! Wärmt und wirkt antibakteriell:
Galgant, Kurkuma oder Rosmarin wirken antientzündlich und fördern die Durchblutung. Rosmarin wird gerne für reife Haut oder in Pflegemitteln gegen Cellulite verwendet. - Ruhestifter! Beruhigt und macht Laune:
Zimt, Kardamom, Vanille oder Safran beruhigen. Mit ihren Duftstoffen wirken sie zudem stimmungsaufhellend. - Radikalfänger! Stress – nein, danke:
Mit antioxidativen Eigenschaften helfen Nelken, Oregano oder Ingwer, Hautzellen vor Stress und Alterung zu schützen. - Muntermacher! Revitalisiert und strafft:
Koriandersamen und Rosmarin stimulieren die Neubildung von Zellen, Schwarzer Pfeffer wirkt straffend und entgiftend, Szechuanpfeffer entspannt die Nerven. - Anti-Akne! Heilt und klärt:
Thymian, Ingwer oder Salbei helfen bei leicht fettender oder entzündlicher Haut. Sie wirken zusammenziehend und hemmen die Talgproduktion, Ingwer sogar die Narbenbildung. - Cool! Kühlt und lindert Schmerz:
Pfefferminze und Basilikum kühlen und erfrischen. Die Minze kann dabei desinfizierend und schmerzlindernd eingesetzt werden.
Würziger Schutzschild
Auch Koriandersamen sind wahre Hautfreunde: Sie haben antiseptische und antimykotische Wirkstoffe, wirken daher antientzündlich, reinigend und beruhigend. All das ist ideal für die Behandlung von Neurodermitis oder Akne. Zum Thema Hautberuhigung hat das Gewürzregal erstaunlich viel zu bieten. Man kann auch selbst aktiv werden und eine schlichte Bodylotion mit dem Lieblingsgewürz bereichern. Am besten gemahlen mit etwas Jojobaöl mischen und dann probehalber auftragen. Eine goldene Regel lautet dabei: Was ich in der Küche nicht vertrage oder mir nicht schmeckt, mag auch meine Haut nicht.
Wer etwa Kurkuma liebt, kann das Rezept der Biologin und Autorin Justine Strupp ausprobieren: ein Esslöffel Kurkumapulver für zehn Minuten mit einem ¾ Liter Wasser kochen und dann Heilerde mit der Flüssigkeit zu einer klärenden Maske anrühren. Studien zeigen, dass derart äußerlich angewandte Kurkuma das Wachstum und die Vermehrung von Akne-Bakterienstämmen hemmt.
Goldene Milch - so geht's

Fürs Immunsystem: 400 ml (pflanzliche) Milch erwärmen, 2 TL Kurkumapaste* oder gemahlenem Kurkuma, ¼ TL Pfeffer, 2 TL Kokosöl zugeben. Fünf Minuten bei geringer Hitze simmern lassen. 2 TL Honig einrühren – fertig!
*Tipp: Kurkumapaste selbst herstellen: 20 g Wurzel schälen, pürieren und mit 100 ml Wasser einkochen (hält etwa zwei Wochen). Die Paste lässt sich auch gut zur Heilung kleiner Schürfwunden oder Linderung von Insektenstichen auftragen.
Innen hilft außen
Akne-Expertin und Hautärztin Julia Lämmerhirt empfiehlt, bei Hautproblemen auch von innen gezielt entzündungshemmende Gewürze einzusetzen. Bei Akne sind Zimt, Nelken und Kardamom ihre erste Wahl. Warum? „Wenn ich etwa zu meinem Porridge, das ja sehr kohlenhydratreich ist, Zimt gebe, steigt der Blutzucker langsamer an“, erklärt sie. Das sei hilfreich, „weil starke Anstiege und Abfälle des Blutzuckers, und die damit einhergehende Insulinausschüttung, die Haut durcheinanderbringt und Entzündungen begünstigt“.
Auf Nelken setzt die Wiener Hautärztin, weil sie nicht nur „verdauungsfördernd wirken, sondern auch gute Radikalfänger sind“. Das helfe bei Erkältungen und Infekten, aber auch der Haut, denn: „Freie Radikale sind für Entzündungen und Hautalterung verantwortlich.“ Auch Kardamom schätzt sie, da er den Magen beruhigt und ihn so vor Übersäuerung schützt. Nicht umsonst sei er in vielen arabischen Gewürzmischungen enthalten. Sie unterstreicht: „Kardamom regt die Produktion von Speichel und den Verdauungssäften der Galle an. Diese sind dafür zuständig, Nährstoffe gut aufzuspalten.“ Das sei so wichtig, da alle Stoffe, die der Körper nicht aufspaltet, „zu Reizungen des Verdauungssystems führen können, was letztlich auch der Haut schadet“.
Naturbelassen gewinnt
Ob fertig gekauft oder selbst angerührt – bei der Hautpflege gilt wie beim Kochen: je frischer und naturbelassener die Zutaten, desto besser. Sie sind synthetischen Inhaltsstoffen auch deshalb vorzuziehen, weil bei der synthetischen Herstellung oft günstig herzustellende Grundsubstanzen auf Erdölbasis oder genmanipulierte Stärke eingesetzt werden. Konventionelle Rezepturen setzen zudem nur auf einen Wirkbereich, Naturkosmetik dagegen auf den gesamten Wirkschatz der Pflanzen. Das Besondere bei Gewürzen – man kann selbst mitmischen!
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