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Warum sind Nüsse so teuer?

Der Preis für Haselnüsse und Mandeln ist ganz schön knackig. Doch das hat gute Gründe.

Backen im Advent? Das kann teurer als gewohnt werden. Denn Haselnuss und Mandel werden seit Herbst 2014 zu hohen Preisen gehandelt. Schon im vergangenen Winter machte sich das im Laden bemerkbar. Mehr als das Doppelte gegenüber dem Vorjahr kosteten Haselnüsse in diesem Sommer. Für Mandeln musste man 40 Prozent mehr zahlen. Dabei trifft es konventionelle und Bio-Produkte gleichermaßen.

Schlechte Ernten

„Generell gelten sowohl bei Haselnüssen als auch Mandeln Wetter-Kapriolen als ursächlich“, begründet Eva Kiene von Rapunzel die Preissteigerungen. Kalifornische Mandelbauern etwa leiden unter immer extremeren Dürren. Teilweise fehlen auch die Bienenvölker in den Mandel-Hainen, sodass sich die Erntemenge sowohl durch die Zahl als auch durch das geringere Gewicht der Mandeln schmälert. Das lässt die Rohware teuer werden.

Bei den Haselnüssen machten eine frostige Nacht im Frühjahr 2014 und Hagelstürme den Bauern der türkischen Schwarzmeerküste etwa 30 Prozent der Ernte zunichte. Die Türkei liefert etwa drei Viertel der am Weltmarkt gehandelten Haselnüsse. Bricht hier die Ernte weg, betrifft der nachfolgende Preisanstieg auch Ware aus anderen Ländern. „Ende 2014 war der Markt wie leergefegt, auch italienische Haselnüsse waren ruckzuck weg“, erklärt Liane Maxion von Naturata. In der Regel dauere es zwei bis drei Ernten, bis sich die Lage wieder normalisiere.

Künstliche Verknappung, das Binden von Rohware durch große international agierende Firmen sowie das Mitmischen
von Spekulanten an Warenterminbörsen können die Lage zusätzlich anheizen. Für Unternehmen wie Rapunzel, die nicht nur die ganzen oder gemahlenen Kerne verkaufen, sondern auch Aufstriche wie Mandelmus oder Haselnusscreme mit einem hohen Nuss-Anteil, ist das ein Dilemma. Eva Kiene: „Im Bio-Bereich schlagen die Kosten für hochwertige Rohstoffe besonders zu Buche. Auf der anderen Seite verstehen Kunden exorbitante Preiserhöhungen nicht. Deshalb arbeiten wir bei Haselnussprodukten zurzeit teilweise ohne Gewinn.“

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Neue Anbaugebiete gesucht

Weil die hohen Preise zur Folge haben, dass die Nachfrage zurückgegangen ist, müssen die Unternehmen zusätzlich reagieren. Tino Nitsch von Davert: „Wir haben große Gebinde vorübergehend ausgelistet und bieten Haselnüsse nur noch in kleineren Packungsgrößen an.“

Wie sich die Ernte und damit auch die Preise bei Mandel und Haselnuss entwickeln, ist jedes Jahr ein Pokerspiel. Erst wenn die Erntemengen feststehen, finden ab August Preisverhandlungen statt. Immer wichtiger werden für Bio-Betriebe langfristige zuverlässige Partner, Verträge für den Kauf bestimmter Mengen zu garantierten Preisen und die Suche nach neuen Anbaugebieten. Für Bio-Haselnüsse könnte sich beispielsweise der heimische Anbau als interessante Alternative entpuppen. Doch da mahlen die Mühlen langsam: Zwar gibt es bereits Anbauflächen in Bayern oder Thüringen, „doch wir brauchen gleichbleibende Qualitäten in ausreichenden Mengen, die uns so nicht geboten werden“, benennt Tino Nitsch von Davert eines der Hindernisse, die die Karriere der deutschen Haselnuss derzeit noch ausbremsen.

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