Essen

Wenn der Bauch rebelliert

Brechreiz, Bauchweh, Blähungen: Vier von zehn Menschen vertragen bestimmte Lebensmittel nicht. Schrot&Korn zeigt euch, welche das sein können.

Am Anfang ist es nur eine Ahnung: Irgendetwas stimmt nicht. Immer wieder diese Übelkeit, dieses Grummeln im Bauch nach dem Essen. Langsam wird es schlimmer statt besser. Dann die bohrende Frage: Ist es etwas Ernstes? Spätestens jetzt wird es Zeit, zum Arzt zu gehen. Er muss als erstes sicher ausschließen, dass die Bauchbeschwerden von ernsten Erkrankungen wie Morbus Crohn, Magengeschwüren oder Darmkrebs herrühren.

Auch Stress kann auf den Magen schlagen und die Verdauung durcheinanderbringen. Solche psychosomatischen Erkrankungen haben ähnliche Symptome wie Lebensmittel-Unverträglichkeiten. Für den Arzt ist es daher nicht einfach, die Ursachen herauszufinden. Es hilft, wenn man aufschreibt, wann die Symptome auftreten und was man davor getan oder gegessen hat. Zusammen mit bestimmten Tests lässt sich dann meist doch eine Diagnose stellen.

Zöliakie

Der Darm reagiert empfindlich auf das Klebereiweiß Gluten in Getreide. Es kommt zu Blähungen, Durchfall, Erbrechen. Bei manchen Menschen zeigen sich aber auch ganz andere Symptome wie Müdigkeit, Blutarmut, Kopfschmerzen oder Depressionen. Weil die Symptome so unterschiedlich sind, dauert es durchschnittlich zehn Jahre, bis bei einem Erwachsenen die richtige Diagnose steht! Zumindest kann eine Zöliakie über Antikörper im Blut und Gewebeentnahme aus dem Dünndarm sicher nachgewiesen werden. Als einzige Therapie hilft ein völliger Verzicht auf Lebensmittel, die Weizen, Emmer, Kamut, Dinkel, Grünkern, Roggen und Gerste enthalten. Bio-Läden bieten ein breites Sortiment glutenfreier Lebensmittel.

Laktoseintoleranz

Etwa jeder sechste Mensch in Deutschland hat eine Laktoseintoleranz, kann also Milchzucker nicht oder nur eingeschränkt verdauen, weil sein Körper das Enzym Laktase nicht mehr bzw. nicht ausreichend produziert. Der Milchzucker wandert in den Dickdarm und wird dort von Bakterien zu Gasen und kurzen Fettsäuren abgebaut.

Deshalb zeigt der Verzehr von Milch und Milchprodukten nach wenigen Stunden unangenehme Folgen: Blähungen und wässrige Durchfälle, meist verbunden mit Übelkeit und Bauchschmerzen. Zur Abklärung dieser Störung kann der Arzt den sogenannten H2-Atemtest durchführen: Er verabreicht dazu bestimmte Nahrungsbestandteile (in diesem Fall Milchzucker) und prüft dann den Wasserstoffgehalt in der Atemluft. Steigt der an, deutet das auf eine Unverträglichkeit hin. Betroffene können das Enzym Laktase in Tablettenform kurz vor oder zu Beginn einer laktosehaltigen Mahlzeit einnehmen. Ansonsten bleibt nur der Verzicht auf einschlägige Lebensmittel oder der Griff zu speziellen laktosefreien Milchprodukten. Solche gibt es auch im Bio-Laden.

Fruktoseunverträglichkeit

Immer mehr Menschen können Fruchtzucker nicht richtig verwerten. Von einem Drittel der Bevölkerung ist inzwischen die Rede. Bei den meisten arbeitet ein Transportprotein nicht richtig, das den Fruchtzucker durch die Dünndarmwand ins Blut schleust. Er bleibt also im Darm und wird im Dickdarm von Bakterien zerlegt. Die Symptome ähneln denen der Laktoseintoleranz.

Auch die Fruchtzuckerunverträglichkeit lässt sich mit Hilfe des H2-Atemtests feststellen. Meist vertragen die Betroffenen eine kleine Menge Fruchtzucker, die jeder individuell austesten muss. Problematisch sind häufig Äpfel, Birnen, Mango, Pflaumen und Wassermelonen. Es gibt auch eine seltene angeborene Form, die Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI), bei der den Betroffenen ein Enzym zum Umbau von Fruktose in der Leber fehlt. Sie dürfen auf keinen Fall den H2-Atemtest durchführen.

Histaminunverträglichkeit

Wer nach dem Genuss von Penne al Tonno mit reichlich Parmesan Kopfweh, Herzrasen oder einen roten Kopf bekommt, verträgt womöglich kein Histamin. In vielen Lebensmitteln bilden Bakterien oder Hefen diese Substanz aus der Aminosäure Histidin.

Im Dünndarm und im Blut baut das Enzym DAO (Diaminooxidase) das Histamin wieder ab. Bei etwa fünf Prozent der Menschen funktioniert dieser Abbau nicht richtig und es kommt zu einem Histaminschub mit allergieähnlichen Anzeichen. Die Symptome sind allerdings sehr unterschiedlich und auch der Histamingehalt einschlägiger Lebensmittel schwankt je nach Reifegrad und Lagerung stark. Deshalb ist eine Histaminunverträglichkeit schwierig festzustellen. Bislang gibt es keine Tests, die eine Histaminintoleranz eindeutig nachweisen. Starke Reaktionen bei einem Hauttest (Prick-Test) können ein Indiz sein, am wichtigsten ist aber nach wie vor ein Ernährungs- und Symptomtagebuch.

Die Behandlung zielt darauf ab, Histaminzufuhr und -abbau wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ärzte raten unter anderem zu möglichst frisch zubereiteter Nahrung, einem Verzicht auf gereifte Lebensmittel und Alkohol. Auch kann die Histamin-Freisetzung mit Medikamenten gehemmt werden.

Nahrungsmittelallergie

Bei einer Allergie handelt es sich nicht um eine Stoffwechselstörung, sondern um eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Unter echten Nahrungsmittelallergien leiden zwei bis vier Prozent der Menschen. Kleinkinder reagieren häufiger auf Milch, Eier und Weizen allergisch. Doch oft verschwindet die Allergie mit dem Älterwerden. Auf manche Lebensmittel, etwa Erdnüsse, reagieren Allergiker extrem heftig. Es kann zu einem lebensgefährlichen Schock kommen. Wer an Heuschnupfen leidet, kann mit der Zeit auch gegen bestimmte Nahrungsmittel allergisch werden.

Einer Nahrungsmittelallergie lässt sich durch Allergen-Tests auf der Haut (Prick-Test) und spezifische IgE-Antikörper im Blut (Rast-Test) auf die Spur kommen. Die Ergebnisse bestätigt man dann mit kontrollierten Diäten und gezielten Testmahlzeiten. Anders als bei Heuschnupfen gibt es bei Lebensmittelallergien keine Spritzen oder Tabletten zur Desensibilisierung. Hier hilft nur, die betroffenen Lebensmittel wegzulassen.

Außerdem wissenswert

Ungesunde Zusätze

Gummibärchen

Manche Menschen reagieren auf Farb- und Konservierungsstoffe oder Sulfit mit Ausschlägen und Schwellungen. Bio-Lebensmittel enthalten nur wenige Zusatzstoffe. Sulfit kommt auch im Bio-Wein vor.

Aspirin im Essen

Beeren Lebensmittelunverträglichkeit

Auch Salicylate können auf den Magen schlagen. Nicht nur als Wirkstoff in Medikamenten wie Aspirin sondern auch im Essen. Vor allem Obst (Beeren) und Gemüse enthalten diesen Pflanzenstoff.

Fragwürdige Tests

IgG-Test Nahrungsmittelallergie

Allergologenverbände raten von sogenannten IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien ab. IgG-Antikörper finden sich auch bei völlig gesunden Personen und weisen nur auf eine intakte Immunantwort hin. Gut geeignet zur Eingrenzung möglicher Allergene sind dagegen IgE-Tests.

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