60-Stunden-Woche, kaum einen Sonntag frei und dafür gibt es nicht einmal den Mindestlohn. So sieht der Arbeitsalltag der meisten Landwirte in Deutschland aus. Denn das, was ihnen Verarbeiter und Händler für ihre Erzeugnisse zahlen, deckt die Kosten und den Arbeitsaufwand nicht. Der Milchpreis etwa reicht nur für drei Viertel der Kosten, hat die Milcherzeugergemeinschaft Milch Board errechnen lassen. Die Landwirte müssten für konventionelle Milch 11 Cent pro Liter mehr erhalten.
Beim konventionellen Schweinefleisch bräuchten die Landwirte aktuell ein Drittel mehr, um auf ihre Kosten zu kommen. Soll mehr fürs Tierwohl passieren, müssten sie weitere 70 Cent pro Kilo erhalten, hat das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft ermittelt. Bei Getreide und Gemüse sieht es nicht viel besser aus. Auch Bio-Bauern bekommen für ihre Erzeugnisse oft keine fairen Preise.
Warum Landwirte gestärkt werden müssen
Der Umweltverband BUND hat nun vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) untersuchen lassen, wie Landwirtinnen und Landwirte zu fairen Preisen kommen könnten. Das FÖS schlägt vor, die Marktmacht des Handels einzugrenzen und die Verhandlungsposition der Bauern gegenüber dem stark konzentrierten Lebensmitteleinzelhandel zu stärken. Eine Tierwohlabgabe auf Milch, Fleisch und Eier soll helfen, den Umbau der Ställe hin zu mehr Tierwohl zu finanzieren. Parallel dazu müssten Tierbestände begrenzt und Lockangebote des Handels etwa mit Billig-Fleisch verboten werden.
Mitmachen, damit die Politik sich bewegt
Von der neuen Bundesregierung fordert nicht nur der BUND einen Neustart bei der Agrarpolitik. Das Bündnis Meine Landwirtschaft muss seine für den 22. Januar geplante „Wir haben es satt!“-Demo in Berlin zwar pandemiebedingt in den Sommer verlegen. Dafür haben die Verantwortlichen sich eine Online-Aktion ausgedacht, den „Staffel-Lauch“ für die Agrarwende: Bei der Video-Aktion bringen viele engagierte Menschen ihre Forderungen an die neue Regierung zum Ausdruck.
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