Seit 20 Jahren begleitet und kontrolliert Animals’ Angels Tiertransporte. Hat sich etwas verbessert?
Die Bedingungen sind nicht mehr so grausam wie früher. Geblieben ist das Grundproblem: Die Tiere werden als Waren be- und gehandelt, obwohl sie fühlende Wesen sind. Nach wie vor exportieren wir sie in Länder, von denen wir wissen, dass es dort keinerlei Gesetze zum Schutz der Tiere gibt.
Warum tut die EU nichts?
Sie tut schon etwas, aber es wird immer an Symptomen herumgedoktert. Was es braucht, sind andere Gesetze: Lebendtierexporte in Drittländer müssten verboten und Transporte zum Schlachthof innerhalb der EU strikt auf acht Stunden beschränkt werden. Aber Export ist eben ein riesiges Geschäft.
Mit Ihren Kontrollen von Tiertransporten stören Sie das Geschäft. Ist das gefährlich?
Drohungen von Seiten der Wirtschaft gegen uns hat es nie gegeben, höchstens mal verbales Hickhack in Brüssel. Vor Ort kann es passieren, dass Fahrer ausrasten, auch wenn wir uns höflich vorstellen und erklären, dass es uns nur um das Wohl der Tiere geht. Oft sind es aber Fahrer, die uns anrufen, wenn sie ein Problem mit den Tieren haben. Wenn wir Verstöße feststellen, zeigen wir das Transportunternehmen an.
Und das hilft?
Es zeigt in Einzelfällen Wirkung, bei Unternehmen, aber auch bei Behörden. Natürlich ist das eine Sisyphos-Arbeit, die nie aufhört. Aber irgendwo muss man damit anfangen.
Wie verarbeiten Sie das Leid der Tiere, mit dem Sie dabei konfrontiert werden?
Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, den Tieren zu helfen. Schlimmer wäre es, wenn ich zu Hause sitzen müsste und nichts tun könnte, dann würden mich die Bilder heimsuchen.
Julia Havenstein
ist die Vorsitzende der deutschen Tierschutzorganisation Animals’ Angels. Die Vereinigung bezeichnet sich als Fachorganisation für den Schutz der Tiere während des Transports. www.animals-angels.de
© Animals’ Angels e. V.
Kommentare
Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.