Sie machen ihrem Namen alle Ehre: Mikroalgen sind nur Millimeter bis wenige Mikrometer groß, das entspricht dem Millionstel eines Meters. Anders als ihre Kollegen, die Makroalgen, kann man sie also nicht zum Sushi-Wickeln nutzen oder als Meeressalat verspeisen. Gegessen wurden sie aber schon vor Hunderten von Jahren: Es wird erzählt, dass aztekische Fischer mit feinen Netzen Spirulina aus einem See gefischt und als eine Art Kuchen gegessen haben sollen.
Nicht jede Alge ist eine Pflanze. Die Grünalge Chlorella ist eine. Spirulina nicht. Weil sie einen blauen Farbstoff enthält, war früher von „Blaualge“ die Rede. Heute ist für Botaniker klar: Spirulina ist keine Alge. Sie zählt zu den Bakterien, genauer zu den Cyanobakterien, und gehört damit zu den ältesten Lebensformen auf der Welt überhaupt.
Was steckt in Spirulina und Co.?
Die Fischer wussten, was sie taten – heute gelten Mikroalgen als gute Quellen für mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe. Inzwischen werden Algen vor allem in Asien kommerziell angebaut, nicht immer, aber immer öfter in ökologischer Aquakultur. Es gibt aber auch Anbieter aus Deutschland. Trägt ein Produkt kein Bio-Siegel, informiert euch beim Hersteller über Qualität und Kontrollen.
Anders als Makroalgen, die im Meer wachsen, enthalten Mikroalgen kaum Jod. Denn sie stammen aus Seen oder speziellen Zuchtbassins.
Was können Mikroalgen wirklich?
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird intensiv über Algen geforscht, allerdings gibt es speziell zu gesundheitlichen Wirkungen von Algen-Pulver und -Tabletten noch wenige Langzeitstudien. Vieles beruht auf Erfahrungen und Fallbeispielen. Die aber sind vielversprechend.
Spirulina mag es salzig
Mit korrektem Namen heißt diese Blaualge Arthrospira. Von ihr gibt es 35 verschiedene Arten, die gern in salzigen Seen wachsen, aber auch in Süßwasser vorkommen. Sie sind meist mehrere Millimeter lang und sehen spiralig-gedreht aus. Ihr habt sie bestimmt schon gegessen: Spirulina-Pigmente werden in der Lebensmittelindustrie gern als Farbstoff verwendet. Die Alge selbst besteht zu 60 Prozent aus Eiweiß, darin sind alle für den Menschen lebenswichtigen Aminosäuren enthalten. Sie liefert außerdem viel Beta-Carotin, B-Vitamine und Vitamin E. Auch Vitamin B12 ist enthalten, über die Verwertbarkeit gibt es aber noch widersprüchliche Aussagen. Abgesehen davon ist der hohe Gehalt an Kalzium, Eisen und Magnesium interessant.
Vorsicht, wenn Spirulina-Produkte „fischig“ riechen. Das ist ein Hinweis auf unerwünschten Eiweißabbau.
Bio-Spirulina wird in großen Bassins gezüchtet, die mit Trink- oder Brunnenwasser gefüllt sind. Sonne ist für Spirulina sehr wichtig, oft liegen die Farmen deshalb in Äquatornähe.
AFA – Algen mit spezieller Herkunft
Die Abkürzung steht für Aphanizomenon flos-aquae und bezeichnet wild wachsende Blaualgen. Die Rohstoffe für AFA-Produkte stammen fast ausschließlich aus dem oberen Klamath Lake, einem See im amerikanischen Oregon in 1400 Meter Höhe. Sein mineralstoffreiches Quellwasser ist von Vulkangestein angereichert. AFA-Algen bestehen zu 60-70 Prozent aus Eiweiß und enthalten große Mengen Chlorophyll. Der grüne Blattfarbstoff soll unter anderem vitalisierend wirken.

Wichtig zu wissen: Weil es bei wild wachsenden Algen früher Probleme durch Verunreinigungen mit giftigen Algen gab (sogenannten Mikrocystis-Algen), hat man für manche Produkte im Bio-Laden die Erntepraxis umgestellt und erntet dann, wenn die Mikrocystis nicht blüht. Außerdem wurden für alle Produkte strenge Kontrollen eingeführt. Wer sich unsicher ist: Beim Anbieter nach der Ernte, Verarbeitung und aktuellen Untersuchungen fragen.
Süßwasser-Alge Chlorella
Im Gegensatz zu Spirulina liebt die Chlorella vulgaris Süßwasser. Die kugelige Grünalge wartet mit 50 Prozent Eiweiß, viel Chlorophyll, dem Carotinoid Lutein und Alpha-Linolensäure auf, einer wichtigen Omega-3-Fettsäure. Besonderes Augenmerk liegt aber auf ihrem Gehalt an Vitamin B12, Chlorella gilt als Vitamin-B-12-reichste Pflanze der Erde. Allerdings wird das Vitamin B12 nicht von den Algen selbst, sondern von Mikroorganismen produziert, die auf den Pflanzen oder im Boden leben. Immer mehr Forschungsvorhaben widmen sich der Alge, denn die Hinweise darauf, dass das enthaltene Vitamin B12 für den Menschen verfügbar ist, mehren sich. Die Zellwände der Chlorella bestehen aus dem Ballaststoff Zellulose, sie soll deshalb beim Entgiften helfen.
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