Saftige Möhren raspeln, mit Salz, Pfeffer, Essig oder Zitrone und einem Schuss Sahne abschmecken, umrühren und obenauf der Clou: einige geröstete Sonnenblumenkerne. Mit ihrem nussigen Aroma ergänzt die Ölsaat ausgezeichnet jeden Salat.
Die Indianer Nordamerikas waren noch erfinderischer. Sie haben die kleinen Kraftpakete vor fünftausend Jahren zu Mehl verrieben und daraus Brot und Fladen gebacken. In Russland sind geröstete und gesalzene Sonnenblumenkerne von jeher ein begehrter Knabberartikel. Man zerbeißt die harte, ungenießbare Schale, um an den Kern zu kommen. Geübte Nascher schaffen es, die Kerne aus den Schalen zu lösen, ohne die Finger zur Hilfe zu nehmen.
Hier zu Lande spielen Sonnenblumenkerne hauptsächlich in der Speiseölgewinnung eine Rolle. Sonnenblumenöl gilt wegen seiner mehrfach ungesättigten Linolsäure als sehr wertvoll. Nur ein kleiner Teil der Kerne kommt in den Handel. Dabei haben sie viel zu bieten: Zwischen 20 und 30 Prozent Eiweiß sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sonnenblumenkerne sind außerdem reich an Kalium, Magnesium, Vitamin E, B1, B6 und Niacin.
Sonnenblumen mögen keine Pestizide
Die wärmeliebende Pflanze braucht ein trockenes Klima und viele Sonnenstunden. Traditionelle Anbaugebiete liegen in Russland, der Ukraine, Argentinien, USA, China und Ungarn. In Deutschland ist es ihr vielerorts zu feucht, diese Witterung begünstigt Pilzbefall. Felder mit den prächtigen, goldgelben Köpfen findet man meist in Süddeutschland. Einige Bauern beliefern den deutschen Naturkosthandel mit Bio-Ware, doch die Menge reicht nicht, um den Bedarf zu decken. Hauptlieferanten für Bio-Anbieterfirmen sind daher Argentinien, Ungarn und die USA.
Die Eigenschaften der Pflanze kommen dem kontrolliert-biologischen Anbau entgegen: Sonnenblumen reagieren sensibel auf Düngemittel und Unkrautvernichter. Sie wachsen dann nur spärlich oder überhaupt nicht mehr. Pestizide sind im Bio–Anbau ohnehin verboten, außerdem auch chemisch-synthetische Dünger. Gegen unerwünschte Kräuter gehen Biobauern maschinell mit Hacken vor. Geerntet wird im Herbst, dann wenn das leuchtende Gelb der Blütenblätter verschwunden ist und die schweren Köpfe von der Sonne braun geworden sind. Mit Mähdreschern fahren die Bauern dann auf die Felder. Das Schneidwerk trennt die Blüten ab, aus jedem Blütenkorb fallen circa 2000 Kerne. Halme und Stängel werden anschließend in die Erde eingearbeitet, sie geben dem Boden bei der Verrottung einen Teil der entnommenen Nährstoffe zurück. Die Kerne müssen sorgfältig getrocknet werden, denn zu viel Restfeuchtigkeit lässt die Ware schimmeln. Gereinigt und geschält kommen die Kerne anschließend zu den Naturkostfirmen.
Weil Sonnenblumen während ihrer rasanten Wachstumsphase besonders gerne Schwermetalle aus dem Boden binden, fahnden Naturkosthändler in jeder Charge neben Pestizidrückständen vorsorglich auch nach diesen Substanzen. Schwermetalle kommen von Natur aus im Boden vor, verstärkt werden sie durch Einträge aus Industrie, Verkehr, Klärschlamm und bestimmten Mineraldüngern. Die Europäische Gemeinschaft hat in 2002 für alle Mitgliedstaaten Höchstgehalte für Blei, Cadmium und Quecksilber in verschiedenen Lebensmitteln festgelegt. Für die Kontrolle sind die staatlichen Lebensmitteluntersuchungsämter der Bundesländer zuständig. Eine Überschreitung der Werte hat aber nicht unbedingt Konsequenzen. Man geht davon aus, dass höhere Werte nicht automatisch eine Gefährdung der Gesundheit nach sich ziehen. Naturkostfirmen lassen es darauf nicht ankommen. Stellen sie bei ihren Routinekontrollen erhöhte Werte fest, nehmen sie die belastete Ware gar nicht erst an. n
Sonnenblumen satt
Gustav Klimt hat sie gemalt, ebenso Egon Schiele und Salvador Dalí. Geradezu verrückt soll Vincent van Gogh nach der leuchtend gelben Blume gewesen sein. Für heutige Fans bietet der einzige Sonnenblumenpark Europas in Tullnerfeld (30 Kilometer von Wien) jeden Sommer Gelegenheit, das Objekt der Begierde in 130 verschiedenen Sorten und Arten aus 18 Ländern zu bestaunen. Wem danach ist, der darf sich im Gelb des Sonnenblumen-irrgartens verlieren. Mehr Info unter www.sonnenblumenpark.at
Backzutat, Knabberspaß, Sprossen oder Aufstrich
- Sonnenblumenkerne werden im Naturkosthandel als geschälte Ware angeboten. Sie schmecken in selbstgebackenem Brot, auf Gebäck, an Bratlingen, Salat und Gemüse.
- Geröstet bringen sie besonders viel Aroma. Geben Sie die Kerne in eine Pfanne und lassen Sie sie bei geringer Hitze ohne Fett braun werden bis sie nussig duften. Dabei ständig wenden.
- Sonnenblumenkerne aus dem Bioladen werden nicht zwecks Haltbarmachung bestrahlt und sind daher keimfähig, so dass sich auch vitaminreiche Sprossen daraus ziehen lassen. Dazu sind die handelsüblichen Keimbehältnisse zu empfehlen.
- Sonnenblumenkerne sollen kühl, dunkel und in einem dicht schließenden Gefäß aufbewahrt werden, sonst werden sie schnell ranzig. Kaufen Sie keine großen Vorratspackungen, sondern lieber kleine Gebinde, die Sie rasch aufbrauchen können.
- Probieren Sie mal einen Dipp aus Sonnenblumenkernen. Dazu etwa 250 g Samen über Nacht einweichen, am nächsten Tag abspülen und abtropfen lassen. Dann mit einem Schuss Olivenöl und einer Knoblauchzehe im Mixer pürieren, mit Salz, Pfeffer und eventuell einigen gehackten Kräutern abschmecken, fertig. Auch als Brotaufstrich sehr lecker!
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