Essen

Clueso: „Richtig gutes Zeug“

Der Sänger Clueso geht mit umweltfreundlichen Tourneen neue Wege – und diskutiert morgens in seiner Künstler-WG über Monsanto.

Wie macht man eine nachhaltige Tournee? Worauf achtet Ihr unterwegs?

So eine Tour hat zwei Aspekte: Auf der einen Seite machst Du eine Show für viele Leute. Das hat viel mit Sound und Licht zu tun. Beides braucht Strom. Auf der anderen Seite denken wir aber auch an die Umwelt und wollen so wenig wie möglich verschwenden.

Bei der Lichtshow geht es also darum, möglichst wenig Energie zu verwenden, aber trotzdem gut auszusehen auf der Bühne?

Genau darum geht es. Das ist ein Spagat, den wir aber in den vergangenen Jahren immer besser hinbekommen. Wir machen uns zum Beispiel viele Gedanken um Glühbirnen und LEDs, wie man eine Show aufbauen könnte und an welcher Stelle man vielleicht noch nachhaltiger agieren könnte. Wir machen so eine Art Öko-Management. Das haben wir uns ein bisschen von der englischen Band Radiohead abgeguckt. Die machen das auch, aber in einer viel extremeren Variante. Wir können das noch ausbauen.

Über Clueso

Clueso

Der 34 Jahre alte Singer-Songwriter, der eigentlich Thomas Hübner heißt, wird seit seiner Jugend Clueso genannt, weil er die Inspektor Clouseau-Filme mit Peter Sellers liebte. Begonnen hat der gebürtige Erfurter als Rapper: Das erste Clueso-Album „Text und Ton“ erschien 2001. Ein Jahr später gründete Clueso mit Freunden im alten Erfurter Güterbahnhof den sogenannten Zughafen. Dort arbeiten und unterstützen sich bekannte und (noch) nicht bekannte Künstler. In den Jahren 2008, 2009, 2011 und 2014 wurde Clueso als bester Künstler mit dem wichtigsten deutschen Radiopreis, der 1Live Krone, ausgezeichnet.

Wie konsequent seid Ihr?

So weit es eben geht. Aber wir fahren trotzdem mit Bussen rum und ballern den Zuschauern viel Licht um die Ohren. Viel lässt sich auch gar nicht vermeiden.

Bei Eurem Fan-Merchandising geht Ihr auch andere Wege.

Ja. Wir wissen, wo und wie die Klamotten hergestellt werden, die wir verkaufen: faire Baumwolle, faire Produktion der Shirts, und die Drucke machen wir hier in Erfurt selber. Im Siebdruck.

Tragt Ihr selbst auch faire Kleidung?

Wir haben das sogar beim Bühnen-Outfit probiert. Aber das ist nicht einfach: Es müssen Sachen sein, die man persönlich cool findet. Auf der Bühne muss eine Hose aber nicht nur passen und gut aussehen. Wir müssen uns auch gut darin bewegen können. Manche Hosen haben nicht diesen Stretch, der da nötig ist. Etwas zu finden, was gut sitzt, was gut aussieht und was auch funktionell ist auf der Bühne, das ist gar nicht so einfach. Und fair soll es natürlich auch noch sein!

Und habt Ihr was gefunden?

Ja. Wir kennen eine Designerin, die sogar mal mit Lagerfeld zu tun hatte: Anne Gorke. Wir kennen sie von früher, und sie hat uns drei, vier Labels rausgesucht, die Fair-Trade-Klamotten machen und mit guten Designern zusammenarbeiten. Deren Klamotten haben wir auf der Bühne ausprobiert. Eine Marke war „Good Society“, die verarbeiten sogar Bio-Baumwolle.

Kauft Ihr denn solche Klamotten?

Ja, häufig schon. Es gibt kleine Läden in Erfurt, die so was haben. Moquadrat zum Beispiel. Mit denen arbeiten wir auch zusammen: Die verkaufen die Clueso-Sachen. Aber natürlich kommt man manchmal auch nicht drum herum, dass man sich in der Stadt ein Oberteil holt bei H&M oder so.

Sowohl auf der Tour wie auch privat: Wie nachhaltig, wie öko seid Ihr?

In der WG sind zum Beispiel einige, die kein Fleisch essen, und andere essen es regelmäßig. Wir versuchen für die, die Fleisch essen, richtig gutes Zeug zu bekommen, bei dem man zurückverfolgen kann, woher das Fleisch kommt. Ich gucke sehr nach der Qualität beim Essen. Da kann man schon einiges Gutes tun. Qualität hat halt ihren Preis.

Isst Du Fleisch?

Schon, ja. Aber ich werde in diesem Jahr weniger Fleisch essen. Thomas D. hat mich darauf gebracht. Den habe ich in der Eifel besucht, da haben wir deren Lager leer gegessen. Thomas D. ist total krass drauf: Weil er Veganer ist, nimmt er sein Kochzeug mit, wenn er irgendwo im Studio eine Platte mischt. Er geht auch an die Decke, wenn bei ihm in der Küche jemand Fleisch kochen will. Er sagt: „Das ist eine vegane Küche!“ Diese Konsequenz finde ich schon gut.

Kochst Du? Was isst Du gern?

Norman und ich sind ganz feine Gaumen, wir essen einfach gerne gut, das ist dann Luxus, allein schon vom Geschmack her. Wenn ich koche, dann eher einfache Gerichte wie Spaghetti Aglio e Olio. Aber die sind so ausgecheckt wie beim Italiener.

Wie und was esst Ihr auf der Tournee?

Oft haben wir einen Koch, der rumfährt und Zutaten fürs Essen besorgt. In Köln sollte es zum Beispiel Burger geben. Da haben wir bei einem Bio-Metzger 20 Kilo Rinderhack gekauft, und es gab dann für fast 100 Leute Bio-Hamburger. Wir unterstützen gerne Leute, die Bio-Anbau zum Geschäft gemacht haben und gleichzeitig zu ihrer Philosophie.

Wie kam es dazu, dass Du so viel über Dich und die Welt nachdenkst?

Ich glaube, das liegt hauptsächlich daran, dass wir eine Truppe von Leuten sind, die viel nachdenken, viel reden. Wir haben einen offenen Blick auf die Welt. Es kann sein, dass wir morgens schon mal drei Stunden über Monsanto reden in der WG. Da ist sicher auch viel gefährliches Halbwissen dabei. Aber wir sind ein Kreis von Leuten, die sich informieren. Und die, die besser informiert sind, ziehen die anderen mit. Wenn die Logik greift, dann kann man sich irgendwann nicht mehr wehren.

Was sagen die Fans zu Eurem Engagement?

Die Fans finden es gut, dass wir zum Beispiel keine Werbung für seltsame Firmen machen. Andere Künstler, ich will jetzt keine Namen nennen, nehmen alles mit und würden sogar Werbung für McDonalds machen. Deren Fans regen sich dann noch nicht mal auf. Bei uns würden die Fans – zurecht – auf die Barrikaden gehen ... Andi, mein Manager, hat auch immer geguckt, dass die Marke „Clueso“ geschützt ist. Wir haben keine Brandings, haben mit keiner großen Firma irgendwas gemacht oder die Hand aufgehalten. Deshalb sind wir auch so frei. Das ist wichtig.

Woran merkst Du, dass Deine Fans so ähnlich ticken wie Du?

In der Anfangszeit haben wir zum Beispiel erklärt, warum unsere Shirts mehr kosten: weil die Rohstoffe teurer sind und die Produktion. Mittlerweile erklären aber die Fans anderen Fans, warum das so ist. Im Gästebuch oder auf Social Networks steht immer wieder: „Guckt Euch doch mal an, wo das herkommt, wie der Preis zustande kommt!“ Wir brauchen selber gar nicht viel machen, weil es Fans gibt, die für einen die Verteidigung übernehmen. Das ist das Geile: Wenn man einen direkten Draht zu den Fans hat, erklären die sich viele Sachen untereinander.

Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge