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Nahrungsergänzungsmittel: Wann sie sinnvoll sind

Vitamine & Co. in Form von Nahrungsergänzungsmitteln sind beliebt, doch braucht sie nicht jeder – und bio sollten sie sein. Warum lest ihr hier.

Ihre Gesundheit ist den Deutschen viel wert: 1,1 Milliarden Euro geben sie im Jahr allein für Nahrungsergänzungsmittel mit Mineralstoffen und Vitaminen aus, haben die Marktforscher von IMSHealth ermittelt. Dabei predigen die Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) seit Jahren: Wer sich gesund und vollwertig ernährt, der braucht keine Vitamin-Pillen. Auf dem idealen Speiseplan stehen laut DGE mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag – dazu unter anderem ein- bis zweimal pro Woche Seefisch.

Was den Nährstoffbedarf beeinflusst

Der Nährstoffbedarf hängt vom individuellen Lebensstil ab – von körperlicher und seelischer Belastung, Erkrankungen, Rauch- und Trinkgewohnheiten und Medikamenteneinnahmen. In bestimmten Fällen empfiehlt auch die DGE, die Ernährung zu ergänzen: Frauen mit Kinderwunsch sollen zusätzliche Folsäure zu sich nehmen, Schwangere und Stillende auf Eisen und Jod achten und Veganer brauchen eine extra Dosis Vitamin B12. Für Babys und Menschen, die wenig nach draußen kommen, empfiehlt die DGE die Einnahme von Vitamin D. In all diesen Fällen gehen die Wissenschaftler von einem möglichen Mangel aus.

Deshalb sind Vitaminpillen und Mineralstoffzusätze beliebt

Doch die meisten Menschen, die Nahrungsergänzungsmittel nehmen, wollen keinen Mangel bekämpfen, sondern sich etwas Gutes tun und vorbeugend schützen. Sie ernähren sich bewusst, sind sportlich aktiv. Um Aussehen, Leistungsfähigkeit und Immunabwehr zu optimieren, wollen sie sich mit zusätzlichen Nährstoffen versorgen. Deshalb stehen auf ihren Einkaufszetteln neben den üblichen Lebensmitteln auch Säfte, Kapseln und Pulver. Und daher kommt auch ihre Bereitschaft, freiwillig und ohne ärztlichen Rat Tabletten einzunehmen.

So ist Nahrungsergänzung gesetzlich definiert

Was verbirgt sich aber eigentlich hinter dem Begriff Nahrungsergänzungsmittel? Lebensmittel! Das Gesetz definiert Nahrungsergänzungsmittel als Konzentrate „von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung“. Verkauft werden sie „in dosierter Form“, etwa als Kapseln oder Tabletten. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien und Apotheken enthalten Vitamine und Mineralstoffe, die synthetisch produziert wurden.

Einige Vitamine, etwa Vitamin C, werden außerdem mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen produziert. Die Hersteller von Bio-Nahrungsergänzungsmitteln haben den Anspruch, diese in einer möglichst natürlichen Form zur Verfügung zu stellen, wobei es qualitativ durchaus Unterschiede gibt.

So erkennt ihr Bio-Nahrungsergänzung

Nur bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Bio-Logo sind alle Zutaten bio. Fehlt das Logo, hat der Anbieter entweder synthetisch hergestellte Nährstoffe zugesetzt und/oder einen konventionellen Pflanzenextrakt. Da hier nicht erkennbar ist, ob und welche Zutaten aus Bio-Anbau stammen, hilft nur Nachfragen beim Hersteller.

Helfen Nahrungsergänzungsmittel auch wirklich?

Hoch umstritten ist die Frage nach der Wirkung der Präparate. Während manche Verbraucher fest daran glauben und Hersteller auf entsprechende Untersuchungsergebnisse verweisen, sind viele Wissenschaftler skeptisch. „Studien haben bisher nicht den Nachweis erbracht, dass die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens durch Einnahme von Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden können“, sagt Ökotrophologin Silke Restemeyer von der DGE.

Klinische Studien können auch gar nicht belegen, dass Nahrungsergänzungsmittel Beschwerden heilen, denn in diesem Fall würde das Produkt mit der getesteten Dosis als Arzneimittel eingestuft. Beispiel Glucosamin: Der Gelenkschmierstoff gilt bei einer Tagesdosis von mehr als 1250 Milligramm als Arzneimittel. Nur Präparate mit geringerer Dosis werden als Nahrungsergänzungsmittel verkauft.

Wissenschaftlich belegt ist, dass zahlreiche Nähr- und Vitalstoffe Körperfunktionen unterstützen. Das kommt in den Health Claims, also den zugelassenen Gesundheitsaussagen, zum Ausdruck. Die lauten etwa für Zink und Vitamin C „trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“. Dazu gehört es, Schnupfenviren in Schach zu halten.

Das sind die Risiken und Nebenwirkungen

Was Verbraucher unbedingt beachten müssen: Auf der Verpackung steht die empfohlene Verzehrmenge mit dem Hinweis, dass diese nicht überschritten werden soll. Denn bei einigen Stoffen kann das negative Folgen haben. Zu viel Magnesium etwa führt zu Durchfall. Zu hoch dosiertes Vitamin D kann Gefäßschäden und Nierenversagen hervorrufen, zu viel Calcium kann das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Zusätze nur auf Verdacht einzunehmen, kann im Zweifelsfall gefährlich sein. Martin Smollich, Professor am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck, warnt außerdem vor Wechselwirkungen bestimmter Nahrungsergänzungsmittel mit Medikamenten. Vitaminsupplemente beispielsweise können ihm zufolge die Wirkung einer Krebstherapie beeinträchtigen.

Darum solltest du nicht nur nach Bauchgefühl gehen

Nur auf das eigene Bauchgefühl sollte sich beim Griff zu Nahrungsergänzungsmittel daher niemand verlassen. „Wer den Eindruck hat, dass seinem Körper Nährstoffe fehlen, der sollte bei einer Ernährungsfachkraft oder einem Arzt eine Ernährungsanamnese machen lassen“, empfiehlt Smollich. Er betont außerdem, dass gesundes Essen nicht nur aus einer Kombination von Vitaminen und Mineralstoffen bestehe. „Auch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe sind extrem wichtig. Sprich: Wer nicht den ganzen Apfel isst, sondern nur dessen isolierte Vitamine, wird auch nicht den Effekt des Apfels haben.“ Wer Erkältungsviren nachhaltig in die Flucht schlagen möchte, der sollte den täglichen Biss in den Apfel also nicht vergessen ...

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