Interview Der belgische Singer-Songwriter Milow spricht über Parallelen zwischen Musik und Sport und davon, dass es sowohl bei Live-Konzerten als auch beim Kochen auf beste Zutaten ankommt. Manfred Loosen
Wir treffen uns in einem Café in Leuven, östlich von Brüssel. Hier ist Milow zu Hause. Mit Espresso und Wasser vor uns geht’s los.
Vor sechs Jahren haben wir uns schon mal getroffen, da hast Du streng bio und vegan gegessen. Ist das noch so?
Bei vegan nicht mehr ganz so streng. Manchmal esse ich auch Hühnchen oder Fisch. Aber sehr oft esse ich vegan, ansonsten meist vegetarisch.
Welche Vorteile hat die vegane Küche?
Ich habe oft das Gefühl, dass die vegane Küche sehr viel einfallsreicher ist als die vegetarische. Wenn Du – zumindest hier in Europa – im Restaurant vegetarisches Essen bestellst, bekommst Du oft das Fleischgericht, das auf der Karte steht – nur eben ohne Fleisch. Vegane Köche sind viel kreativer. Ich bin häufig in Kalifornien, da esse ich gerne mexikanisch; es gibt tolle vegane Gerichte.
Ist Amerika in Sachen „vegan“ anders als Europa?
Ja, ein bisschen schon. Das Verständnis für Leute, die vegan essen, ist da größer. Man wird eigentlich nie komisch angeguckt, wenn man vegan essen will.
Wann hast Du angefangen, auf Deine Ernährung zu achten?
Das hat vor etwa sechs Jahren angefangen. Damals hat mir mein Arzt gesagt, dass meine Cholesterinwerte sehr hoch seien. Meine Familie ist da genetisch offenbar vorbelastet. Deshalb habe ich mich entschlossen, in erster Linie pflanzliche Dinge zu essen.
Ist „Bio“ auch ein Thema für Dich?
Ja, in den Vereinigten Staaten ist es noch ein bisschen wichtiger, auf Bio zu achten als hier − schon allein, um gentechnisch veränderte Lebensmittel zu vermeiden. In Europa ist Gentechnik fast überall verboten. Aber in den USA ist sie Standard! Da musst Du immer „organic food“, also Bio kaufen.
Und was kaufst Du dann?
In erster Linie frisches Bio-Obst und -Gemüse. Ich will Pestizide, Kunstdünger und andere Gifte möglichst vermeiden. Hier in Belgien kaufe ich auch manchmal konventionelles Gemüse auf dem Markt.
Lebst Du auch ansonsten gesund? Auf dem Cover der neuen CD stehst Du in Sportklamotten unter einem Basketballkorb. Treibst Du viel Sport?
Wenn ich hier in Belgien, in Europa bin, dann arbeite ich immer sehr viel; fast sieben Tage die Woche. Dann habe ich kaum Zeit, ein paar Mal die Woche zu laufen. Aber wenn ich in LA bin, dann lade ich meine Batterien auf. Dann mache ich mehr Sport, fast jeden Tag. Als Künstler muss man fast so fit sein wie als Sportler: Früher − vor vielleicht zwanzig Jahren − haben Künstler vielleicht zehn Konzerte im Jahr gespielt – und dann immer viel zwischendurch gefeiert. Das ist heute anders. Monatelang vier, fünf, sechs Konzerte pro Woche: Dafür muss man fit sein! Da muss man versuchen, gesund zu leben. Das ist wichtig.
Also volle Fitness für die Fans?
Ja, es ist auf Tournee jeden Abend wichtig, ein wirklich gutes Konzert zu spielen. Zum einen sind wir alle sehr perfektionistisch. Zum anderen kann man es sich in Zeiten von Social Media aber auch nicht leisten, ein schlechtes Konzert zu spielen. Es gibt zu viele gute Künstler und gute Konzerte. Du darfst Deine Fans nicht enttäuschen. Man muss wirklich jeden Abend das Beste für die Fans geben.
Du bist als Live-Entertainer bekannt. Ist „live“ schöner als Studio?
Ja, doch. Alles hat mit „live“ angefangen. Als junger Mensch war ich sehr introvertiert. Mir fiel es nicht leicht, mich auf eine Bühne zu stellen. Aber dann habe ich schnell herausgefunden, dass es das beste Gefühl der Welt ist, auf die Bühne zu gehen. Ich habe das ganz schnell lieben gelernt. Es macht zwar auch Spaß, im Studio zu sein und ein Album aufzunehmen. Aber jeden Moment im Studio denke ich schon daran, ob die Lieder auch für die Live-Show gut geeignet sind. Und ob die Lieder so gut sind, dass ich sie auch noch in vier Jahren live auf der Bühne spielen kann.
Wie viele Leute stehen denn da auf der Bühne?
Wir sind zu sechst − und wir kennenuns schon sehr lange. Tom, unser Gitarrist, ist schon seit 2008 bei mir, Nina auch schon einige Jahre. Die anderen drei seit 2014. Wir sind ein richtig gutes Team. Aber nicht nur wir Musiker auf der Bühne: Die ganze Crew mit allen Freundinnen und Freunden, das sind tolle Leute und Freunde. Musik ist etwas Schönes, alle spüren die gleiche Spiritualität.
Für ein gutes Konzert sind also wie bei einem guten Essen beste Zutaten nötig?
Ja, da gibt es tatsächlich Parallelen. Auf der Bühne will ich auch die besten Musiker neben mir haben. Und wenn ich koche, dann sollen das auch beste Zutaten sein. Leider schaffe ich es nicht so oft, selbst zu kochen. In den vergangenen Tagen zum Beispiel war ich so oft eingeladen, dass ich einfach nicht zum Kochen kam (lacht). Aber jetzt im Sommer werde ich die Zeit zwischen den Konzerten öfter mal nutzen, um mit Freunden zu kochen.
Was gibt’s, wenn Milow kocht?
Ich koche und esse sehr gerne mexikanisch. Das ist von den Rezepten her nicht das Einfachste, aber es hat ein bisschen etwas Magisches. Das Wichtigste ist, womit man kocht. Ich habe schon als Kind gelernt, dass alles mit guten Zutaten anfängt. Es müssen nicht unbedingt komplizierte Rezepte sein, aber mit guten Zutaten, Tomaten, Kräutern, Zwiebeln, wird es ein tolles Essen. Nicht immer nur die billigsten Produkte nehmen! Man muss wirklich gute nehmen!
Dein Privatleben ist Dir ziemlich wichtig, da lässt Du nicht viel raus, obwohl Du im Social Media sehr aktiv bist …
Stimmt, das ist doch auch für die Leute gar nicht wirklich interessant. Ich habe eine Freundin, aber die liebt mich ja nicht, weil ich Milow bin ... Ich finde es sehr wichtig, dass ich nicht immer Milow sein muss, sondern auch der Privatmann Jonathan Vandenbroeck sein darf. Es ist manchmal anstrengend, immer in der Öffentlichkeit zu stehen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich so gern in Los Angeles bin, da kennt mich kaum einer.
Milow ...
... wurde vor genau 38 Jahren als Jonathan Vandenbroeck geboren. Aufgewachsen ist der Singer-
Songwriter in der belgischen Provinz Flämisch-Brabant. 2004 trat er mit dem von ihm geschriebenen Song „You Don’t Know“ bei einem Wettbewerb auf. Zwei Jahre später veröffentlichte er sein Debütalbum „The Bigger Picture“. Seinen Durchbruch hatte Milow 2007, nachdem er „You Don’t Know“ noch einmal als Single herausbrachte. Dann folgte Hit auf Hit: „Ayo Technology“, „You and Me (In My Pocket)“, „Little In The Middle“ und „Howling At The Moon“. Mit seinem aktuellen Album „Lean Into Me“ ist Milow ab Oktober auf Tournee.
www.milow.com
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