Sie spielen in der zweiten Staffel von „You are wanted“. Wie kam es dazu?
Ich habe Matthias Schweighöfer zufällig vor einer Pizzeria getroffen und er fragte: „Na, Jessie, was machst Du im Herbst?“ Das war praktisch eine Einladung für die Serie. Ich hab’ mich riesig darüber gefreut, bin aber natürlich noch ins Casting gegangen und habe alles gegeben. Ich wollte unbedingt bei der Serie dabei sein.
Also eine Pizza-Connection ...
Ja, es war gut, dass wir uns getroffen und gemerkt haben, dass es eine lange Verbundenheit, eine alte Freundschaft gibt. In diesem Beruf ist es gut, wenn man sich lange kennt und auch schon sehr intensive Dreherlebnisse miteinander hatte. Es gibt kein Schamgefühl mehr, keine Angst mehr, sich doof anzustellen. Sondern man kann sich gegenseitig so viel Energie geben.
Beim Film wird man intensiv geschminkt. Ist da – und beim privaten Schminken – Naturkosmetik für Sie ein Thema?
Ja, natürlich. Ich schaue da schon sehr drauf. Es gibt inzwischen auch fantas-
tische Läden, die komplett darauf spezialisiert sind. Früher war die Auswahl sehr klein. Mittlerweile gibt es eine unfassbare Bandbreite. Ich muss gestehen, dass ich mich privat eigentlich kaum schminke; ein bisschen die Augenbrauen und die Wimpern, dann war es das. Wenn ich ein Casting habe, dann kommt bei mir ein Mineralpuder drauf. Ich finde es toll, dass immer mehr Maskenbildner am liebsten mit Naturprodukten arbeiten.
Wie kommt es, dass Sie sich kaum schminken?
Ich
habe eine ziemlich klare Haut, habe wenig Pickel. Ein Grund dafür ist
sicher, dass ich versuche, mich gesund und bewusst zu ernähren; und das
heißt meist: Bio-Lebensmittel. Ich merke das am Stoffwechsel, an meinem
Gesicht. Aber ich sündige auch gerne.
Wie sieht das Sündigen aus?
Ich mag Zucker,
leider Gottes. Ich versuche das aber in Grenzen zu halten. Bei mir gibt
es einmal am Tag Zucker. Und zwar direkt nach dem Mittagessen; als eine
Art kleiner Nachtisch. Das kann eine Praline sein oder eine kleine Tüte
Popcorn mit Karamell. Damit ich nicht irgendwie das Gefühl habe, ich
muss immer verzichten.
Die Industrie macht unsere Kinder krank und verrückt.
Was die Industrie, natürlich auch die Werbeindustrie, treibt, macht unsere Kinder krank und verrückt: Alle wollen nur noch Süßes essen! Und es ist ja auch viel zu viel von all dem da. Wenn man in den Supermarkt geht, ist man total überfordert.
Wie bio ist Jessica Schwarz?
Ich wäre gern noch
viel mehr bio. Das ist aber schwierig, wenn man so viel unterwegs ist.
Mir ist Bio wichtig. Selbst am Flughafen versuche ich, den Stand zu
finden, an dem es Bio-Lebensmittel gibt. Vor allem bei Fleisch achte ich
darauf, wo es herkommt. Aber 100 Prozent zu erreichen, ist bei mir so
gut wie nicht machbar, weil ich einfach häufig zwischendurch mal was
essen muss; womöglich in Hektik zwischen zwei Terminen.
Und wie viel Bio gibt’s zu Hause?
Zu Hause ist
eigentlich alles Bio. Die Eltern meines Freundes bauen in einem großen
Teil ihres Gartens seit fast 25 Jahren Bio-Gemüse an. Die wohnen gar
nicht weit weg von uns. Und wenn sie an einem Tag sehr viel geerntet
haben, bringen sie uns was vorbei. Das ist geschmacklich etwas ganz
anderes! Auch die Salate im Sommer und die Himbeeren und Erdbeeren.
Gab es in Ihrem Leben einen Punkt, ab dem Bio für Sie wichtig wurde?
Meine
Eltern haben schon immer sehr gerne sehr gut gegessen. Wir haben ein
eigenes Restaurant und das Hotel-Café „Die Träumerei“ in Michelstadt im
Odenwald. Auch deshalb ist es mir wichtig, dass bei uns alles sehr gut
schmeckt. Ich weiß nicht, ob es da einen bestimmten Punkt gab. Es gab
aber irgendwann eine Welle, auf die ich irgendwie mit aufgesprungen bin.
Was für eine Welle?
Die Bio- oder auch grüne Welle. Immer mehr Menschen und Unternehmen legen Wert auf Nachhaltigkeit.
Warum ist Ihnen Bio wichtig?
Da kommt ganz viel
zusammen. Mein Körper ist meine Kathedrale, klar, dem will ich etwas
Gutes tun, will ihn pflegen. Aber es geht auch um das Große und Ganze.
Es wird zu Tode agrargewirtschaftet! Monokulturen! Man weiß inzwischen,
was das alles für Schäden anrichtet. Wenn man sieht, was Schweinefleisch
kostet, versteht man die Welt nicht mehr. Wenn ich lese:
„Mittagsgericht 3,50 Euro“, dann wird mir schlecht, weil ich denke: „Was
kann da schon drin sein?“ Das geht nur, wenn man billig produziert,
Massentierhaltung betreibt und mit Monokulturen.
Das regt Sie offenbar richtig auf ...
Ja! Genauso
wie Lebensmittelverschwendung. Da benutze ich das Wort „hasse“ mit
Absicht: Ich hasse es, Lebensmittel wegzuwerfen. Das ist für mich das
Schlimmste. Fürchterlich! Einfach, weil so viele Menschen Hunger haben.
Und ich natürlich auch mitbekomme, was Supermärkte so wegwerfen. Das ist
einfach schrecklich.
Das Haus Ihres Hotels „Die Träumerei“ in Michelstadt ist aus
dem Jahr 1623, das haben Sie und Ihre Schwester baubiologisch umgebaut
...
Ja, das war eine langwierige Sache. Das Hotel ist ein
Fachwerkhaus. Bei so alten Gebäuden reden viele Leute mit:
Denkmalschutz, Brandschutz, Bauamt; da wurden heftigste Kämpfe
ausgefochten. Unsere Architektin hat unglaublich darauf geachtet, dass
nur vernünftige Materialien verbaut wurden. Es wäre ja schade, wenn man
ein Fachwerkhaus, das aus Lehmputz gebaut ist, also von der
Atmungsaktivität und den Baustoffen wirklich perfekt ist, mit giftigen
Materialien zukleistern würde.
Zur Person Jessica Schwarz
Jessica Schwarz wuchs in Michelstadt im Odenwald auf. 1993 wurde sie zum Bravo-Girl des Jahres gewählt, danach arbeitete sie als Model und Moderatorin beim privaten Musikfernsehsender Viva. Als Schauspielerin war sie unter anderem in „Das Parfum“ und „Die Buddenbrocks“ zu sehen.Vor zehn Jahren eröffnete sie mit ihrer Schwester Sandra in Michelstadt die „Träumerei“, ein Hotel mit Café. Jessica Schwarz lebt mit ihrem Partner, dem Kameramann Markus Selikovsky, nahe Wien.
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