Wir treffen uns mittwochs zum Frühstück in einem Bio-Café in Hamburg-Ottensen. Felix Klare hat vier Kinder. Deshalb ist natürlich das erste Thema der darauf folgende Freitag ...
Was machen Ihre Kinder übermorgen? Was würden Sie sagen, wenn sie zu „Fridays for Future“ gehen würden?
(lacht) Die machen das. Unsere Kinder sind auf einer Waldorf-Schule und da haben sie das jetzt so geregelt, dass immer nur eine Klasse pro Woche zur Demo geht. In der Woche drauf darf dann die nächste Klasse gehen; (lacht) ... und Mutti oder Vati gehen mit. Unser Patenkind ist sogar Sprecherin von „Fridays for Future“ in München.
Sie sind also der Bewegung gegenüber durchweg positiv eingestellt?
Ja, das würde ich schon sagen. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man generell sagen kann: „Die Kinder schwänzen die Schule!“ Das machen vielleicht drei, vier Leute in der Klasse. Aber ansonsten sehe ich „Fridays for Future“ wirklich wie einen Streik. Wenn die Politiker das „Schule schwänzen“ nennen, finde ich das absolut ungerechtfertigt. Die jungen Leute machen sich wirklich Gedanken, die reisen anders, vermeiden Plastik. Ich hoffe, dass sie weiter durchhalten, um immer mehr zu bewegen.
Und viele der Demonstranten machen sich auch beim Essen Gedanken ...
Ja, das stimmt, viele essen bewusster. Die, die ich kenne, essen sehr wenig Fleisch, sind Vegetarier oder sogar Veganer. Sie verstehen die Zusammenhänge und denken schon sehr früh an die Zukunft.
Sie sind Allesesser?
Ja. Meine Frau ist Vegetarierin. Die Kinder sagen manchmal: „Ich bin Vegetarier, aber Salami ess’ ich schon!“ (lacht) Wenn wir mal Fleisch kaufen, dann nur biologisch, Massentierhaltung finden wir schrecklich.
Zur Person Felix Klare

Felix Klare wurde vor 41 Jahren in Heidelberg geboren. Er wuchs in München auf und besuchte nach der Schule eine Schauspielschule in Berlin. Nach Theaterengagements in Berlin, Hamburg und Freiburg arbeitet Felix Klare seit fast 15 Jahren frei als Schauspieler in München. Seit 2008 spielt er im Stuttgarter Tatort des Südwestrundfunks an der Seite von Richy Müller den Hauptkommissar Sebastian Bootz. Im Dezember ist Felix Klare im Ersten im Zweiteiler „Unschuldig“ zu sehen. Außerdem spielt er Anfang des Jahres 2020 im TV-Film „Weil Du mir gehörst“ mit. Felix Klare ist mit der Schauspielerin Zora Thiessen verheiratet und hat mit ihr vier Kinder.
Warum sehen die meisten Deutschen das anders? Die meisten kaufen Fleisch aus Massentierhaltung ...
Ich glaube, dass vieles Gewohnheit ist. Beim Thema Fleisch ist das schon lange so und das wird sich nicht so schnell ändern. Wir wurden an Fleisch gewöhnt, das immer billiger wurde, und wollen unsere Gewohnheiten ungern ändern. Dabei wäre es so dringend nötig, weniger Fleisch zu essen. Fürs Klima, für unsere Gesundheit. Und wenn man weniger Fleisch kauft ...
… könnte man sich auch Bio-Fleisch leisten …
Genau! Wenn, dann machen wir das in unserer Familie auch so. Außerdem hab’ ich das Gefühl, dass in konventionellem Fleisch, in Burgern zum Beispiel, irgendwelche Suchtmacher sind, wovon wir gar keine Ahnung haben. Geschmacksverstärker – oder auch einfach nur Zucker, der ist ja mittlerweile in fast jedem Produkt …
Und an Zucker gewöhnen sich vor allem Kinder sehr früh und sehr schnell.
Leider, ja! Wenn ich mal einen konventionellen Joghurt esse, dann vielleicht gerade mal ein oder zwei Löffel. Der ist mir viel zu süß. Das ist auch so eine Gewohnheitssache: Wenn die Leute mehr Bio-Produkte essen würden, dann würden sie die Unterschiede wieder schmecken – und diese konventionellen Kunstprodukte nicht mehr essen. Es regt mich schon lange auf, dass Bio-Produkte eine Sonderbezeichnung haben, eben „Bio“. So wird „Bio“ für Otto Normalverbraucher etwas Besonderes. Ich finde, es sollte genau umgekehrt sein: „Bio“ ist das normale Essen; so wie es eigentlich wächst, in der Erde, am Baum. Und das andere Essen, das mit chemischen Zusätzen, das müsste eigentlich das Zeichen kriegen: „Chemieessen“ oder „Sonderessen“.
Gute Idee. Mal sehen, ob sich das durchsetzt … Bei welchen Produkten ist Ihnen Bio besonders wichtig?
Was für mich überhaupt nicht geht, sind konventionelle Milchprodukte. Die gibt’s bei uns nur in Bio, auch Eier. Wir achten überhaupt darauf, dass wir hauptsächlich biologisch einkaufen. Wir geben viel Geld für Essen und Bildung unserer Kinder aus. Da sind wir vielleicht Luxusmenschen, sonst aber überhaupt nicht.
Nicht ‚Bio‘ sollten wir kennzeichnen, sondern ‚Chemieessen‘.
Seit wann essen Sie denn „Bio“?
Das hat ganz früh angefangen, mit 14 oder 15 Jahren! Meine damalige Freundin, die heute meine Frau ist, hat mich drauf gebracht. Das kam über ihre Familie. Sie hat Verwandte beim Bio-Hersteller Biogarten. In ihrer Familie war „Bio“ absolut normal.
War „Bio“ für Teenager in den 90ern nicht uncool?
Keine Ahnung, aber um cool oder uncool ging’s da nicht. Es war lange nicht so verbreitet und die Menschen hat man „Ökos“ oder „Müslis“ genannt. Ich war am Anfang meiner Pubertät und war Punk. Das hat irgendwie zusammengepasst.
Wie lang währte Ihre Punk-Zeit?
Das weiß ich gar nicht so genau. Ein paar Jahre.
Wie haben Sie sich während der Schauspielschule Bio-Essen leisten können?
Das hat auch wieder mit meiner Frau zu tun. Wir waren ja gemeinsam in Berlin. Und während ich auf der Schauspielschule war, hat sie parallel in einem kleinen Bio-Laden gejobbt. Abgelaufenes Essen haben die Mitarbeiter immer mit nach Hause bekommen. Und daraus haben wir tolle Sachen gezaubert. Da hieß es dann in der Schauspielklasse: „Bei Zora und Felix gibt es immer richtig gutes Essen!“ Und dann war unsere Bude oft voll – und die Leute haben uns den Kühlschrank leer gegessen.
Beim Tatort in Stuttgart, hört man, wird Naturkosmetik benutzt ...
Ja, da habe ich wahrscheinlich vieles eingeführt. Ich benutze eigentlich schon immer Naturkosmetik. Seit ich beim Tatort in Stuttgart angefangen habe − 2007 habe ich den ersten gedreht −, wurde ich immer häufiger von manchen Kollegen gefragt, was ich da benutze: „Kann ich auch mal diese Creme haben? Die riecht so gut!“ Oder ein Gesichtstonikum, das ich mir in Drehpausen immer mal wieder ins Gesicht sprühe, um neue Frische und Lebendigkeit zu bekommen. Das wollten sich Kollegen dann auch gerne mal ausleihen. Und so wurde das von Jahr zu Jahr mehr. Mittlerweile komme ich selten an ein Set, an dem es keine biologische Kosmetik gibt.
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