Sicher – einfach ist es nicht, eine Woche Fasten durchzuhalten. Aber wer es richtig anfängt, bringt mit der Fastenkur Körper, Geist und Seele in Harmonie und stärkt sich für neue Herausforderungen. Wir stellen verschiedene Methoden vor, beantworten wichtige Fragen rund ums Fasten und erklären den Unterschied zu Detox.
Wer kann fasten? Wer sollte nicht fasten?
Geeignet ist Fasten prinzipiell für alle Gesunden, außer für Schwangere und Stillende. Magersüchtige, Untergewichtige und frisch Operierte sollten gar nicht, Kranke nur unter ärztlicher Begleitung fasten. Denn in den ersten Tagen können Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Kreislaufschwankungen auftreten. Bei großem Stress oder Depressionen sollte man nicht fasten, denn die Kuren setzen auch trübe oder verschüttete Gefühle frei.
Wie wirkt Fasten?
Schon 16 Stunden ohne Nahrung oder ein bis zwei Fastentage pro Woche sind wirksam. Nach 16 Stunden ist der Zucker fürs Gehirn verbraucht. Die Zellen beginnen mit dem Großputz und bauen kaputte Proteinstrukturen ab – das beugt Krankheiten vor. Fettreserven schmelzen, Blutdruck und Insulinspiegel sinken, das Bindegewebe entwässert und die Muskeln entspannen. Eine Kur von mindestens fünf Tagen bewirkt oft langfristig ein besseres Essverhalten. Ärztlich betreut sind bis zu vier Fastenwochen möglich.
Fasten ist ein gewollter, körperlicher Ausnahmezustand. Moderater Sport wie Wandern, Radfahren oder Yoga ergänzen das Fasten gut und verhindern Muskelabbau. Große Anstrengungen und Stress in der Arbeit sollte man aber vermeiden.
Verzicht macht stark
Wer eine Fastenkur durchhält, stärkt sein Selbstbewusstsein. Denn: „Wer sich selbst bewiesen hat, dass er ein Stück weit autark leben kann, gewinnt Vertrauen in die Fähigkeit des eigenen Körpers und in sich selbst“, erklärt Fastenleiter Andrea Chiappa. Experten sprechen von einer Selbstwirksamkeitserfahrung. Diese sei nicht auf den Nahrungsverzicht beschränkt.
Auch wer es schafft, eine Zeit lang aufs Auto oder Handy zu verzichten, könne ähnliche Effekte erzielen. Knapp zwei Drittel der Deutschen haben das Fasten schon mindestens einmal für mehrere Wochen ausprobiert – das geht aus einer Forsa-Studie im Auftrag der Krankenkasse DAK von 2021 hervor. Fasten-Favoriten sind demnach Alkohol und Süßes. Aber auch der Verzicht auf Fleisch oder Zigaretten ist beliebt.
1. Heilfasten nach Otto Buchinger
Die meistverbreitete und am besten erforschte Methode ist das klassische, vom Arzt Otto Buchinger im 19. Jahrhundert entwickelte Heilfasten. Reis-, Obst- oder Gemüsetage bereiten den Körper auf ein bis vier Fastenwochen vor.
Am ersten Fastentag und danach alle zwei Tage wird der Darm durch Trinken von aufgelöstem Glaubersalz oder Passagesalz gereinigt. Während des Fastens sieht die Buchinger-Kur abwechselndes Trinken von Gemüsebrühe, Obstsaft und Gemüsesaft sowie Kräutertees mit Honig und Mineralwasser vor – dabei nimmt man rund 250 Kilokalorien auf. Zum Konzept dieses Fastenprogramms gehört außerdem viel Bewegung an der frischen Luft und Entspannungstherapien, in speziellen Fastenkliniken auch Physiotherapien und psychologische Begleitung.
Gesunde können mit dieser Variante selbstständig bis zu zwei Wochen lang fasten. Wer stark übergewichtig ist, unter Diabetes, Allergien oder anderen Krankheiten leidet, sollte ärztliche Begleitung oder eine Fastenklinik suchen. Hauptziel der Methode ist es, eine nachhaltige Veränderung von den Lebensweisen zu erreichen, die den Körper belasten und schädigen. Zu den Indikationen gehören Stoffwechsel- und rheumatische Gelenkerkrankungen.
2. Die Franz-Xaver-Mayr-Kur
Verdauungsprobleme sah der österreichische Kurarzt als die Mutter allen Übels. Als Therapie entwickelte er vor rund hundert Jahren eine dreistufige Fastenmethode zur Darmsanierung: altbackene Brötchen mit Milch, jeder Bissen langsam gekaut, dosiertes Reinigen des Darms und eine tägliche Massage des Bauchs, um die Verdauungsbewegungen anzuregen.
Die moderne klinische Mayr-Methode folgt dazu vier Punkten:
- „Schonung“, das heißt Regeneration des Verdauungssystems durch leicht verdauliche, kalorienarme Kost.
- „Säuberung“: Schadstoffe sollen durch Bittersalz und Wasser oder Kräutertee aus dem Körper ausgeschwemmt werden.
- „Schulung“ mit langsamem Kautraining und Vermittlung von Grundlagen gesunder Ernährung sowie
- die „Substitution“, die zusätzliche Gabe von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. „Mayrn“ empfiehlt sich wegen des schonenden Ablaufs bei dauerhaften Verdauungsbeschwerden.
Nicht geeignet ist sie bei Tumor- oder schweren rheumatischen Erkrankungen, Schilddrüsenstörungen und akuten Infekten.
3. Die Schroth-Kur
Namensgeber war der schlesische Fuhrmann Johann Schroth, der im 19. Jahrhundert lebte. Er kombinierte den Verzicht auf Essen und Trinken mit kalten Umschlägen – die Schroth-Kur.
Heute besteht sie aus vier sich abwechselnden Teilen: Kälte und Wärme in Form Schrothscher Dunstwickel, bei denen man morgens in kalte feuchte Tücher gewickelt wird, um Durchblutung und Stoffwechsel anzuregen, Fasten mit eiweiß-, fett- und salzreduzierter Kost, Trocken- und Trinktage sowie Bewegung und Ruhe an der frischen Luft.
Die moderne Form des Schroth-Fastens beinhaltet Rohkostprodukte, Grieß, Reis und gekochtes Gemüse. An den „Trockentagen“ werden Getreideschrot-, Haferflockenbrei, Schrotbrötchen, Vollkorn- oder Knäckebrot, Trockenobst und Nüsse verzehrt und wenig getrunken. An „Trinktagen“ etwa zwei Liter, meist Frucht- und Gemüsesäfte.
Zum Selbstversuch ist diese Fastenform nicht geeignet. Ziel der Schroth-Kur ist es, durch bewusste Reizsetzung die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und den Organismus zu „entschlacken“. Angewandt wird sie bei Stoffwechsel- und Rheuma-Erkrankungen.
4. Basenfasten
Der Begriff „Basenfasten“ ist irreführend, denn hier wird nicht gefastet, sondern eine bestimmte Gemüse- und Obst-Diät gegessen, die basenbildend wirken soll: Zum Frühstück Wasser, Kräutertee oder frisch gepresster Obst- und Gemüsesaft. Dazu Obst, Obstsalat, Müsli, warme Gemüsebrühe. Zwischendurch Mandeln, Dörrobst oder Oliven, mittags und abends Gemüse und Gemüsesuppe – alles ohne Milchprodukte zubereitet.
Diese Kur lässt sich mit entsprechender Anleitung für eine Woche alleine durchführen. Das Konzept beruht auf der Annahme, dass ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt notwendig ist, damit sich der Organismus aus eigener Kraft von Giften, Viren und anderen Krankheitserregern befreien kann. Auch andere unerwünschte Stoffwechselprodukte kann er in ausgeglichenem Zustand auflösen und ausscheiden. Befürworter des Basenfastens gehen von einer Störung der Säure-Basen-Balance durch Stress und falsche Ernährung aus, was sich als Übersäuerung auswirken soll – deshalb streichen sie „Säurebildner“ wie Fleisch, Wurst, Süßes, Weißmehl- und Milchprodukte, Alkohol und Kaffee vom Speiseplan.
5. Teefasten, Saftkur, Molkefasten
„Tee- und Wasserfasten“ ist die radikalste Variante von allen, bei der mindestens drei Liter Flüssigkeit pro Tag getrunken werden: Kräutertee und Mineral- oder Leitungswasser. Da dem Körper hierbei Mineralien, Spurenelemente und Vitamine fehlen und die Kur einen schweren Eingriff in den Stoffwechsel bedeutet, sollte man, wenn überhaupt, nur über zwei bis drei Tage Teefasten.
Dabei können Fastentees aus dem Bio-Laden eine wichtige Rolle spielen. Erstens enthalten sie Kräuter, die den Ausscheidungsprozess während des Fastens unterstützen zum Beispiel Brennnessel, Birkenblätter, Wacholderbeeren Löwenzahn oder Mariendistel. Und zweitens: Die Kräuter für Bio-Tees werden ohne Pestizide angebaut. Sie sind deshalb deutlich geringer mit Pestiziden belastet als konventionelle Tees. Gerade bei Fastenkräutern ist dies besonders wichtig, denn wenn der Körper sich entgiftet, ist er geschwächt und kann sich gegen Schadstoffe schlechter wehren als sonst.
„Saftkur“ bedeutet, tagsüber ein bis anderthalb Liter Säfte und Wasser zu trinken. Wer abwechselnd Gemüsesäfte und Obstsäfte nimmt, hat zumindest eine Grundversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen.
Beim „Molkefasten“ trinkt man ein bis anderthalb Liter Molke über den Tag verteilt. Auch Kräuter- und Früchtetees sind bis zu drei Liter pro Tag erlaubt, außerdem Mineralwasser.
Molke wird hier als Heilwasser verstanden, Milchzucker und -säure sollen sich positiv auf den Darm und seine Funktion auswirken. Solche Trinkkuren können nur ein Kurztrip auf dem Weg zur Umstellung von Ernährungsgewohnheiten sein. Für eine längere Dauer sollte man sich für eine weniger belastende Fastenform entscheiden.
6. Hildegardfasten
Hildegard von Bingen setzte auf die spirituelle Reinigungskraft des Fastens. Nicht nur der Körper, auch die Seele sollte von ihren Belastungen befreit werden. Hildegard soll das Fasten als universales Psychotherapeutikum eingesetzt haben und der Meinung gewesen sein, es heile 29 von 35 seelischen Krankheiten.
Es gibt drei Varianten: Dinkelfasten, Brotfasten und als strengste das Hildegardfasten, das nach einigen Entlastungstagen morgens mit der Einnahme einer Ingwer-Gewürzmischung beginnt, gefolgt von Dinkelkaffee, Fencheltee und Dinkel-Gemüsebrühe. Acht bis zehn Tage soll diese Trinkkur dauern, die wie auch die oben erwähnten Formen keine Abführmittel vorsieht.
Das gemäßigtere Hildegard-Dinkelfasten ist die sanftere Methode: Hier stehen neben Dinkelkaffee und Fencheltee Dinkelschrotsuppen und Gemüse, gewürzt mit Hildegardmischungen, auf dem Programm, dazu werden Obstsäfte getrunken und die Darmreinigung durch Flohsamen unterstützt. Wie auch bei Buchinger, Mayr oder Schroth gehören Leibwickel und ausgiebige Spaziergänge an der frischen Luft zum Konzept, ebenso therapeutische Gespräche und Meditationen.
Stress beim Fasten ist Gift.
Schüßlersalze helfen beim Entgiften
Schüßler-Salze können beim Fasten helfen, Körper und Geist zu entrümpeln und den Stoffwechsel neu zu trimmen. Denn während des Fastens werden Eiweiß und Fett abgebaut. Dabei entstehen Stoffe, die der Körper los werden muss. Die Ausscheidungsorgane Leber, Niere und das Lymphsystem arbeiten dann auf Hochtouren, das große „Putzen“ beginnt. Genau dabei können Schüssler-Salze unterstützen.
Wie funktioniert detoxen?
Detoxen ist ein bisschen wie Fasten – und umgekehrt. Beides ist kein Allheilmittel, aber ein guter Einstieg, um etwas zu ändern. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Drogenentzug und bedeutet „Entgiften“. Der Körper soll von innen gereinigt werden. Dafür verzichtet man ähnlich wie beim Fasten ganz oder teilweise auf feste Nahrung.
Fasten bei Krebs?
Während einer Krebstherapie auf Nahrung verzichten. Eine solche Empfehlung klingt erst einmal fragwürdig, weil der Krebs an sich schon zehrt und Menschen mit einer Krebserkrankung meist zu wenig wiegen. Doch seit einigen Jahren weiß man, dass durch das Weglassen von Nahrung während einer Chemotherapie Zellen geschützt und unerwünschte Krebszellen stärker bekämpft werden.
Zum Weiterklicken
- www.aerztegesellschaftheilfasten.de
- www.buchinger.de
- www.mayr-gesellschaft.com
- www.schrothverband.de
- www.ugb.de
Zum Weiterlesen
- Dr.med. Hellmut Lützner: Wie neugeboren durch Fasten, Gräfe+Unzer, 14,99 Euro
- Irmgard Zierden, Peter Mayr: F. X. Mayr-Kur, Das Basis-Buch, Haug Verlag, 16,99 Euro
- Rüdiger Dahlke: Das große Buch vom Fasten, Arkana Verlag, 8,95 Euro
- Brigitte Pregenzer, Brigitte Schmidle: Hildegard von Bingen. Einfach fasten, Tyrolia Verlag, 19,95 Euro
- Sabine Wacker: Basenfasten plus: mit Schüßlersalzen kombiniert, Haug Verlag, 14,99 Euro
- Vera Brosig: Die Originale Schroth-Kur, Schlütersche Verlagsgesellschaft, 14,95 Euro
Kommentare
Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.