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Essen gegen Entzündungen – so geht's

Unentdeckte Entzündungen im Körper machen krank. Doch mit Knoblauch, Brokkoli und Co. kann man ihnen Paroli bieten.

Arthritis, Alzheimer, Diabetes, Krebs ... – so unterschiedlich diese Zivilisationsleiden auch sind, sie alle könnten eine gemeinsame Wurzel haben: ‚stille Entzündungen‘.

Fachleute sehen in lange vor sich hinflammenden Immunprozessen – auch Silent oder Low-Grade Inflammations genannt – wesentliche Brandherde für Erkrankungen. Ihre Beobachtung: Die Dauerbelastung des Abwehrsystems wird von Patient und Arzt nicht wahrgenommen, bringt aber langfristig Stoffwechsel und Gewebe so weit aus dem Lot, dass die oben genannten chronischen Krankheiten entstehen können.

An sich sind Entzündungen wichtig für die Gesundheit. Sie schützen den Körper und helfen im Kampf gegen bakterielle Infektionen. Dabei stehen an erster Front sogenannte Fresszellen (Phagozyten). Diese Immunzellen sind die Wächter an den Grenzen von ‚außen‘ nach ‚innen‘, an der Haut und den Schleimhäuten. Bei Kontakt zu unerwünschten Eindringlingen entwickeln sie großen Appetit und verschlingen diese so gut wie möglich. Gleichzeitig lösen sie eine lokale Entzündungsreaktion aus, bei der sie über Immunbotenstoffe zusätzliche Hilfstrupps mobilisieren. Bemerkbar macht sich die Arbeit des Abwehr- und Reparatursystems in der betroffenen Region mit Schwellung, Rötung, Wärme, Schmerzen. Die akute Entzündung klingt – ebenfalls gesteuert durch immunologische Botenstoffe – normalerweise nach erfolgreicher Arbeit ab.

Das Immunsystem im Darm wird gestört

An sich ein gutes System, doch die Welt der Entzündungen ist weitaus komplexer: Denn auch der restliche Körper ist zum Teil von der entzündlichen Aufrüstungskaskade betroffen. So wird das empfindliche Gleichgewicht bestimmter Organe oder Gewebe gestört, wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen oder Reize über unnatürlich lange Zeit zündeln. „Einmal entzündet, besteht die Gefahr, dass die Flamme in den Zellen, Organen und Geweben am Lodern bleibt, wenn von außen entzündungsfördernde Signale kommen“, macht Biologin Prof. Dr. Michaela Döll das Risikopotenzial der stillen Gefahr deutlich. „In das Geschehen greifen Faktoren wie Stress, Umweltgifte, Zigarettenrauch, Alkohol maßgeblich ein. Und zum großen Teil die Ernährung.“

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Es werden langwährende, wenn auch schwache Immunreaktionen beispielsweise an der Darmschleimhaut, den Gefäßinnenwänden oder in den Kapseln der Gelenke ausgelöst, die wir zunächst gar nicht wahrnehmen. Besonders kritisch ist es, wenn hormonelle Regelsysteme betroffen sind. So wird beispielsweise die Bildung des Stresshormons Cortisol durch Entzündungsbotenstoffe gefördert.

Ein gesunder Darm hilft

Ein gesunder Darm und eine intakte Darmflora schützen vor Entzündungen. Gelangen durch unerwünschte Lücken im Darm („Leaky Gut“) Teile abgestorbener Bakterienzellen in den Körper, könnten sie Entzündungen provozieren.

Diagnose der Silent Inflammations fällt schwer

Häufig klagen Betroffene lediglich über Müdigkeit und Abgeschlagenheit – klar, wenn das Immunsystem in Daueralarm ist, kostet das Kraft. Indizien können spezifische Entzündungsparameter im Blut sein (z.B. ‚hochreaktives CRP‘ oder ‚Kyrurenin‘) oder oxidiertes LDL, eine bestimmte Fettfraktion im Blut. Ein Augenmerk gilt außerdem dem Bauchumfang: Sogenanntes viszerales Bauchfett – der Speckgürtel über den Hüften – ist einerseits Symptom einer Silent Inflammation, weil das Fettgewebe am Bauch unter erhöhtem Cortisolspiegel leichter Fett einlagert, andererseits heizt es die Entzündungen an. Denn die Fettzellen des Bauches können weitere Entzündungsfaktoren aussenden. Und die wiederum dazu führen, dass Körperzellen weniger gut auf Insulin ansprechen und Typ-2-Diabetes begünstigt wird.

Bunt, frisch, scharf und möglichst ursprünglich essen.

Es gelte, vor allem typische Ernährungsfehler zu vermeiden, so Hans-Helmut Martin, Ernährungswissenschaftler vom Verband für unabhängige Gesundheitsberatung (UGB). Das Trio Infernale beispielsweise: ‚zu viel‘, ‚zu fett‘, ‚zu süß’. „Zucker, Fett, zu viele tierische Lebensmittel, kombiniert mit einem Mangel an antioxidativen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen begünstigen eine Low-Grade-Inflammation.“ So fördere ein hoher Zuckerkonsum eine ‚Verzuckerung‘ körpereigener Eiweiße, die das Immunsystem belaste. Es komme darauf an, oxidativen Stress, die Menge an störenden Radikalbildnern im Körper, die als Aggressoren wirken, zu senken und gleichzeitig ausreichend Radikalfänger mit dem Essen zu sich zu nehmen. Das oberste Prinzip laut Döll und Martin: Bunt, frisch, scharf und möglichst ursprünglich essen – denn in solchen Lebensmitteln stecken viele Antioxidantien und Entzündungshemmer.

Anti-Entzündungs-Booster

  1. Frisch – Antioxidantien und Vitamine u.a. aus Brokkoli (Sprossen), Paprika, Tomate, Möhre, Grünkohl, Fenchel, Rosenkohl, Oliven, Zwiebel, Süßkartoffel, Hülsenfrüchte. Hier findet ihr frische Rezept-Ideen.
  2. Farbig – Polyphenole (Anthocyane, Flavonoide) und Vitamin C aus Granatapfel, Aronia, Cranberry, Heidelbeere, Kirsche, Schwarze Johannisbeere und Co.
  3. Spicy – Schutzstoffe aus Ingwer, Knoblauch, Kurkuma/Curry, Chili, Meerrettich, Oregano, Rosmarin
  4. Ölig – Omega-3-Fettsäuren, günstig für die Blutfette und entzündungshemmend: fetter Seefisch (Lachs, Hering, Makrele), Rapsöl, Walnussöl, Leinöl
  5. Kernig – wertvolle Fettsäuren stecken auch in Nüssen und Saaten, z.B. Leinsamen, Sesam, Kürbiskerne
  6. Fermentiert – Darmflora in Balance mit Frischkostsauerkraut, eingelegtem Gemüse, Kimchi, Joghurt (oder pflanzlichen Alternativen)
  7. Vollwertig – sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralstoffe: Vollkornbrot, insbesondere aus Roggen oder Emmer, Einkorn, Hafer, Hirse, Pseudocerealien wie Amaranth und Quinoa. Voll die wertigen Rezepte haben wir hier für euch.
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