Gelb oder rosafarben leuchten sie jetzt wieder im Obstregal: Grapefruits. Die Beerenfrüchte mit dem leicht bitteren Geschmack stammen ursprünglich aus Mittelamerika, werden heute aber auch in Südeuropa angebaut.
Eine Grapefruit ist keine Pampelmuse, auch wenn sie oft als solche bezeichnet wird. Die Früchte sehen sich zwar ähnlich, stammen aber aus verschiedenen Familien. Grapefruits haben eine dünnere Schale, Fruchtfleisch und -saft schmecken außerdem viel herber. Pflanzenforscher vermuten, dass sie vor rund zwei Jahrhunderten aus einer Kreuzung von Orange und Pampelmuse in der Karibik entstanden sind. Pampelmusen stammen aus Südostasien und tauchen nur selten in unseren Obstregalen auf.
Botanisch sind Grapefruits Beerenfrüchte. Ihren Namen (Grape = Traube) verdanken sie dem Aussehen der Früchte am Baum: Die runden, im Durchschnitt 10 bis 15 Zentimeter großen Beeren wachsen dicht beieinander in Büscheln wie überdimensionale Trauben am Weinstock. Der vier bis fünf Meter hohe, immergrüne Baum mit dem verheißungsvollen botanischen Namen Citrus paradisi fühlt sich in Ländern mit subtropischem Klima zuhause. Er stammt aus Mittelamerika, wird heute aber auch in Südeuropa, beispielsweise in Griechenland, Italien, Spanien sowie in Israel und in Südafrika kultiviert.
Bis zur ersten Ernte vergehen zwischen vier und sieben Jahre. Die Pflücker in den Mittelmeerländern ernten von Ende November bis Mitte April, in Südafrika und Südamerika liegt die Erntezeit in unseren Sommermonaten. Grapefruits gibt es deshalb ganzjährig im Obstangebot.
Je nach Züchtung haben Grapefruits gelbes oder rosafarbenes Fruchtfleisch. Die meistangebaute gelbe Sorte ist Marsh, bei den rosa Früchten sind es Starruby und Redblush. Von außen erkennt man die rosafleischigen an der zarten Rosé-Färbung oder an den roten Inselchen auf der Schale. Sie schmecken etwas süßer als ihre gelben Verwandten. Fast alle Züchtungen sind heute kernlos.
Für den herben Geschmack ist die Substanz Naringin verantwortlich. Der Bitterstoff soll sich positiv auf Verdauung und Lebertätigkeit auswirken und den Appetit anregen. Erwähnenswert sind außerdem die hohen Vitamin C- und Folsäure-Werte. Mit einer Grapefruit lässt sich der Tagesbedarf an Vitamin C decken. Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine und ist wichtig für ein gesundes Zellwachstum.
Chemische Düngung ist im kbA-Anbau nicht erlaubt. Verboten sind auch Pestizide gegen Unkraut oder Schädlinge. "In einer mit Pestiziden gespritzten Plantage wächst meist nichts Grünes mehr unter den Bäumen" beschreibt Vera Hofmann-Darmos, Bio-Fruchtimporteurin aus Griechenland den optischen Unterschied. Der ungeschützte, nackte Boden zwischen den Bäumen bilde schließlich Risse, die Feuchtigkeit könne ungehindert verdunsten.
Gespritzt wird in den konventionellen Plantagen zwischen 10 und 20 mal im Jahr. Legt sich der Pestizidnebel kurz vor der Ernte über die Früchte oder werden die Wartezeiten zwischen den Spritzintervallen nicht korrekt eingehalten, können die Gifte durch die Schale ins Fruchtinnere gelangen. Bio-Citrusbauern bekämpfen Schädlinge mit deren natürlichen Feinden und mit von den Anbauverbänden und der EG-Gesetzgebung erlaubten Präparaten natürlichen Ursprungs. Planococcus citri, eine Läuseart, die die Schalen der Früchte durchlöchert, hindern Schlupfwespen und eine bestimmte Marienkäferart an der ungehemmten Vermehrung. Auch gegen Schmarotzer-Läuse, die sich auf die Äste setzen, die Pflanze nicht mehr atmen lassen und ihren Saft trinken, darf kein Gift gesprüht werden. Als vertretbare Alternative erlaubt der Bio-Anbau hier zum Beispiel den Einsatz von Schwefelkalkbrühe, einem Gemisch aus Schwefel und Kalk. Unerwünschte Kräuter werden mit Eggen oder Mulchen in Schach gehalten.
Um die Früchte so schnell wie möglich zu verkaufen, läuft die Ernte in konventionellen Plantagen noch vor der Vollreife bereits auf vollen Touren. Die grünen Früchte kommen in eine Reifekammer und werden mit Äthylengas eingenebelt. Unter der chemischen Behandlung bilden sich in der Schale Farbstoffe - die Frucht sieht von außen reif aus. Der Fruchtzuckergehalt von unreif geernteten Grapefruits ist lange nicht so hoch wie der von vollreifen Früchten. Anders als beispielsweise Bananen oder Birnen reifen Citrusfrüchte nach der Ernte nicht mehr nach, das heißt der Fruchtzuckergehalt steigt nicht mehr an. Das Fruchtfleisch der optisch auf reif getrimmten Früchte schmeckt deshalb noch ziemlich sauer und wenig aromatisch. Bio-Grapefruits werden reif geerntet. Sie kommen einige Wochen später als die konventionelle Ware in den Handel. Der Startschuss fällt, wenn der Fruchtsäuregehalt stimmt.
Um Zitrusfrüchte vor Verderb zu schützen, greifen konventionelle Erzeuger zu Konservierungsstoffen. EU-weit sind verschiedene Oberflächenbehandlungsmittel erlaubt. Die Früchte werden beispielsweise mit Thiabendazol (E233), Biphenyl (E230) sowie Orthophenylphenol (E231) überzogen. Die pilztötende Wirkung erlaubt längere Lagerzeiten. Haltbar gemachte Grapefruits müssen im Verkauf mit einem Hinweis gekennzeichnet sein. Überprüft wird die Konservierungspraxis in Deutschland durch stichprobenartige Kontrollen der Lebensmitteluntersuchungsämter. Eine Konservierung ist bei kbA-Früchten nicht zugelassen. Nach der Ernte werden sie mit Wasser abgewaschen und kommen so in den Naturkosthandel. Vollreife Früchte halten sich unkonserviert etwa zwei Wochen.
Grapefruits schmecken pur, mit etwas Honig versüßt und als Saft. Außerdem passen die Früchte zu Obstsalaten, Eis oder Fleischgerichten, insbesondere Geflügel.
Astrid Wahrenberg
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