Essen

Eier ohne Kükenmord

KÜKEN Trotz gesetzlichem Verbot geht das Töten weiter. Doch es gibt Alternativen.

Eigentlich sollte zum Jahresanfang Schluss sein mit Kükenmord. Zumindest in Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland hatte den Brütereien verboten, männliche Küken zu töten. Doch die Betriebe haben dagegen geklagt. Jetzt entscheiden die Gerichte und bis dahin bleibt alles beim Alten. Fast alles.

Seit Jahrzehnten arbeiten die Hühnerzüchter nach der Devise Entweder – Oder. Entweder sie züchten Hybridlinien, die möglichst schnell viel Eiweiß in Muskelmasse verwandeln. Das Ergebnis sind Tiere, die sich in einem Monat vom Küken zum schlachtreifen Huhn entwickeln. Oder die Tiere werden so optimiert, dass sie möglichst viel Eiweiß in Eier verwandeln. 300 Eier im Jahr schafft so ein Huhn. Doch die männlichen Küken dieser Legehennen-Linien setzen kaum Fleisch an und taugen deshalb nicht für die Mast. Sie werden bereits am Tag der Geburt aussortiert und getötet.

Bio-Bauern suchen seit Jahren nach Wegen aus diesem Dilemma. Einige Betriebe mästen die männlichen Legehennen-Küken. Die brauchen aber viel mehr Zeit und Futter bis zur Schlachtung. Das kostet Geld. Die Mehrkosten zahlen die Kunden über einen Zuschlag für die Eier. So arbeitet die Bruderhahn-Initiative, die der norddeutsche Bio-Geflügelspezialist Carsten Bauck zusammen mit regionalen Naturkostgroßhändlern gegründet hat. In Mecklenburg-Vorpommern verfolgen die Fürstenhof-Betriebe mit ihren Hähnlein-Eiern ein ähnliches Konzept. Auch mehrere süddeutsche Betriebe gehen diesen Weg und vermarkten Bio-Eier mit „doppeltem Lebenswert“, Stolze Gockel oder das HennenGockelEi.

Ei und Fleisch – das geht

Andere Bio-Betriebe setzen auf alte Zweinutzungsrassen: Deren Hennen legen reichlich Eier und die Hähne liefern ein wohlschmeckendes Fleisch. Die süddeutsche Biohennen AG und die Initiative Ei Care in Brandenburg setzen auf französische Les-Bleues-Hühner. Die Herrmannsdorfer Landwerkstätten haben auf die alte Hühnerrasse Sulmtaler zurückgegriffen.

Auch die großen Geflügelzuchtkonzerne hat die Kükenmord-Diskussion erreicht. Die Firmen Lohmann und Novogen haben Zweinutzungshybriden entwickelt. Einige Bio-Betriebe sammeln erste Erfahrungen mit den Lohmann Dual-Tieren. Zu kaufen gibt es Eier und Fleisch aus all diesen Projekten vor allem im Bio-Fachhandel. Sie kosten mehr. Denn Zweinutzungsrassen können nicht so günstig produzieren wie hochspezialisierte Hühner.

Deshalb will die konventionelle Eierindustrie von Zweinutzungshühnern nichts wissen. Sie setzt auf Methoden, mit denen sich bereits am Ei das Geschlecht der Küken bestimmen lässt. Doch noch sind diese Methoden aufwendig. Bis Maschinen günstig Tausende Eier täglich überprüfen, werden noch Jahre vergehen .

Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge