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Checker Tobi: „Ich hoffe auf die Kinder“

Als „Checker Tobi“ macht Tobias Krell seit vielen Jahren Wissensfernsehen für Kinder. Er setzt darauf, dass sie die Welt retten und will als Erwachsener dabei mithelfen. Auch mit seinem neuen Kinofilm, bei dem es ums Wasser geht.

In einem Hotelzimmer in München bin ich einer der ersten von elf (!) Menschen, die Tobias Krell an diesem Tag interviewen. Er bietet mir einen Tee und das „Du“ an – und los geht’s ...

Seit fünfeinhalb Jahren bist Du der „Checker Tobi“ im Ersten und bei KIKA. Warum jetzt ein Kinofilm?

Der Bayerische Rundfunk, der den „Checker Tobi“ produziert, hat vorgeschlagen, den Kinofilm zu drehen. Die hatten vorher schon einen mit „Willi will’s wissen“ gemacht. Ich fand die Idee toll, weil ich vom Film komme, an der Filmhochschule studiert habe, Filmkritiker war. In diesem Projekt kommen also ganz viele Stränge meines Lebens an einem Punkt zusammen.

Und dass es ein Film für Kinder wird, war ja sowieso klar ...

Ja. Der Film hat eine ähnliche Zielgruppe, vielleicht ein bisschen älter. Die Kinder vorm Fernseher sind etwa sechs bis zehn Jahre alt. Im Kinofilm sprechen wir eher Acht- bis 13-Jährige an. Aber Ältere und Jüngere haben gleichermaßen etwas davon. Und die Eltern natürlich auch ...

Über Checker Tobi

Tobias Krell wurde vor 32 Jahren in Mainz geboren und wuchs in der Nähe der Landeshauptstadt auf. Schon mit zehn Jahren wollte der Sohn eines Kameramanns zum Fernsehen. Nach Politik- und Soziologiestudium hat er an der Filmuniversität Babelsberg den Master in Medienwissenschaft abgelegt. Seit fünfeinhalb Jahren macht er als Checker Tobi im Ersten und dem Kinderkanal KIKA Kinderwissensfernsehen. In bisher mehr als 100 Folgen ging es unter anderem um Gletscher, Gewürze, Plastik, Pilze, Haare, Leben und Sterben. „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“, der erste Kinofilm von Tobias Krell, läuft seit 31. Januar. www.kika.de/checker-tobi

Und warum ein Dokumentarfilm über Wasser?

Das Thema Wasser fanden und finden wir wahnsinnig wichtig. Ohne Wasser geht gar nichts. Das ist uns oft nicht bewusst. Wir benutzen und verschwenden Wasser sogar, meist ohne darüber nachzudenken, was sauberes Trinkwasser für die Menschen in anderen Teilen der Welt bedeutet.

Hat sich Dein Umgang mit Wasser durch den Film verändert?

Ich wusste vorher schon viel über Wasser, aber seit dem Dreh gehe ich mit Trinkwasser noch viel achtsamer um. Ich würde jetzt erst recht kein Nestlé-Wasser mehr kaufen und auch kein Quellwasser, das nicht aus Deutschland stammt. Eigentlich kaufe ich überhaupt kein Wasser mehr. Wir haben so gutes Trinkwasser aus dem Hahn.

Warst Du vor dem Film ein anderer?

Der Dreh hat mein Leben zwar nicht gerade um 180 Grad gewendet, aber ich hatte so viele Begegnungen, die mir unvergesslich im Gedächtnis bleiben werden. Auf dem Eis in Grönland zum Beispiel habe ich sehr engagierte Wissenschaftler kennengelernt, die Monate ihres Lebens an diesem isolierten Ort verbringen, um herauszufinden, was eigentlich gerade passiert. Alle sprechen ja über den Klimawandel. Aber als ich mitbekam, dass das Flugzeug, das uns abholen sollte, an dem Tag nicht landen konnte, weil es zu warm auf dem Eisschild war, da wurde der Klimawandel ziemlich konkret.

Wächst man oder verändert man sich auch durch die Arbeit an einem Film?

Auf jeden Fall. Ich hatte tolle Begegnungen, habe spannende Orte kennengelernt. Das hat mich enorm bereichert. Auch beruflich bin ich gewachsen. Fürs Fernsehen vor der Kamera stehen, das bin ich ja gewohnt. Aber für einen Kinofilm vor einer Kamera zu stehen, das ist nochmal etwas ganz anderes. Ich bin kein Schauspieler. Da war schon die Frage, ob ich es schaffe, auf einem Piratenschiff neben einem gestandenen Schauspieler wie Lars Rudolph zu bestehen? Oder ob ich einen Bollywood-Tanz so aufführen kann, dass Kinder das lustig finden, und es nicht total bekloppt aussieht? Ich habe viel gelernt, aber ich bin auch sichtbar älter geworden im vergangenen Jahr.

Du meinst, Du siehst jetzt älter aus?

Ja. Wenn man mir in Mumbai, wo wir zuerst gedreht haben, ins Gesicht guckt und dann in Tasmanien, wo wir zuletzt waren, sieht man schon den Unterschied. Und wenn ich Checker-Tobi-Folgen von kurz vor dem Film gucke und vergleiche mit jetzt, sehe ich älter aus. Diese Dreharbeiten haben geschlaucht.

Dürfen Macher von Kinder-Sendungen überhaupt älter werden?

Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Ich sah immer ein wenig jünger aus als ich bin. Das legt sich gerade ein bisschen, ist aber okay. Solange ich Filme für Kinder mache, weil ich dafür brenne, solange ich nicht den Kinderonkel raushängen lasse, sondern authentisch bin, neugierig durch die Welt gehe und stellvertretend für Kinder Fragen stelle, gibt es kein Höchstalter. Die Macher der „Sendung mit der Maus“ gibt es gefühlt ja auch schon immer.

Vom privaten Tobias weiß man wenig.

Ja, mein Privatleben ist tabu.

Verrätst Du uns, ob Du – wegen der Umwelt – Bio-Produkte kaufst?

Fast ausschließlich, ja. Ich komme vom Land, bin in Wöllstein in Rheinhessen aufgewachsen. Das hat ein paar tausend Einwohner, da gibt es Bauernhöfe und vor allem viele Winzer und Weinberge drumherum. Mein Elternhaus hatte schon mit Solidarischer Landwirtschaft und einem Demeter-Hof zu tun. Das habe ich in mein Leben mitgenommen. Jetzt bin ich zum Beispiel regelmäßig auf dem Wochenmarkt auf dem Münchner Mariahilfplatz und im Bio-Supermarkt.

Ernährung spielt in Deinen Sendungen immer wieder eine Rolle ...

Ja, es gab einige Sendungen, in denen es viel um Ernährung ging: der Zucker-Check oder der Fritten-Burger-Cola-Check. Da zeigen wir, wo die Lebensmittel herkommen, ob Palmöl drin ist, wie die Tiere gelebt haben, wenn man Fleisch isst und so. In der kommenden Staffel hätte ich gerne den Vegetarismus-Check.

Kinder sind definitiv die, die unsere Welt werden retten müssen.

Tobias Krell alias Checker Tobi

Sind Kinder wichtiger als Erwachsene, weil letztlich sie die Welt retten müssen?

Beide sind wichtig. Kinder sind definitiv die, die unsere Welt werden retten müssen, fürchte ich. Das betrifft ganz viele Dinge. Den Klimawandel habe ich ja schon angesprochen. Aber da sind ja noch viel mehr gesellschaftliche Probleme: Hass, Intoleranz, der Rechtsruck, der gerade passiert. Mit all diesen Themen muss sich die jetzige Kindergeneration auseinandersetzen. Wir Erwachsenen haben die Aufgabe, sie vorzubereiten, ihnen etwas mitzugeben, damit sie unterscheiden können, was großer Quatsch ist, und wofür sie einstehen müssen.

Und die nächste Generation schafft es, uns alle zu retten?

Die Kinder, die ich erlebe, sind auf jeden Fall Menschen, in die wir unsere Hoffnung setzen können!

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