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Bio-Cola – ein anregender Genuss

Längst wird die koffeinhaltige Limonade nicht mehr in Apotheken verkauft. Das dunkle Getränk hat die Welt erobert – und inzwischen auch die Bio-Läden. // Frauke Werner

Müdigkeit und Kopfschmerzen sollte der Cola-Sirup vertreiben, den der Arzt und Apotheker John S. Pemberton im Jahr 1886 erfand. Versetzt mit Sodawasser verkaufte er das koffeinhaltige Getränk glasweise in Apotheken und Soda-Bars – bis ein überaus findiger Geschäftsmann die Rechte daran erwarb. Der füllte Cola in Flaschen ab und so konnte sie die Welt erobern.

Cola-Getränke sind nicht nur eine anregende Alternative zu Kaffee. Eisgekühlt bieten sie im Sommer eine Abwechslung zu Wasser oder Schorle. Und eignen sich als Mix-Getränk mit oder ohne Alkohol. Die originale Cola-Rezeptur ist bis heute geheim. Doch gibt es viele Marken, die ebenso schmecken und erfrischen. Solche aus dem Bio-Laden beleben lang anhaltend mit natürlichem Koffein. Ihre spritzige Frische verdanken sie meist Bio-Zitronen.

Wahl des Wassers: Trink- oder Mineralwasser?

Cola-Getränke zählen zu den Limonaden. Was da hineingehört und was nicht, halten die „Leitsätze für Erfrischungsgetränke“ des Deutschen Lebensmittelbuches fest. Das sind zwar keine Rechtsvorschriften, sie beschreiben aber Herstellung, Beschaffenheit und sons-tige Merkmale, die der Kunde üblicherweise von den jeweiligen Lebensmitteln erwarten kann. Demnach ist Hauptzutat aller Erfrischungsgetränke Wasser. Ob Trink- oder Quellwasser, natürliches Mineralwasser oder Tafelwasser, das steht jedem Hersteller frei. Konventionelle Cola wird häufig schlicht mit Trinkwasser hergestellt. Bio-Hersteller haben dagegen höhere Ansprüche an ihr Wasser.

So verwendet Voelkel natürliches Mineralwasser aus einer eigenen Quelle im Biosphärenreservat Elbtalaue. Neumarkter Lammsbräu stellt ihre Erfrischungsgetränke mit natürlichem Mineralwasser her, das seit Kurzem das Bio-Mineralwasser-Siegel tragen darf. Beutelsbacher nimmt entmineralisiertes Trinkwasser, damit die Mineralien den Geschmack der Limonaden nicht beeinflussen, so der Hersteller. Bionade verwendet Trinkwasser aus dem UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Für alle weiteren Zutaten der Bio-Cola gilt der übliche Grundsatz nach EU-Öko-Verordnung: Sie müssen zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen.

Typischer Geschmack. Mit welchen Aromen?

Für den unverwechselbaren Geschmack sorgen Aromen aus der Colanuss, kombiniert mit Gewürzen wie Vanille, Zimt, Muskatnuss oder Nelke. Die sollten als Aromaextrakte (ätherische Öle oder pflanzliche Auszüge) und/oder als natürliche Aromastoffe in die Flasche kommen. So grenzen die Leitsätze Limonade von Brause ab, die naturidentische und künstliche Aromen enthalten darf. Diese Art von Aroma ist für Bio-Produkte verboten. Beutelsbacher und Voelkel erzeu- gen ihren Cola-Geschmack allein mit Bio-Extrakten. Neumarkter und Bionade verwenden zudem natürliche Bio-Aromen. Die stammen nach Angaben der Hersteller zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Früchten und -Pflanzen.

Stoffe, die zur Gewinnung natürlicher Bio-Aromen verwendet werden, müssen der EU-Öko-Verordnung entsprechen, so der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN). Konventionelle natürliche Aromen werden hingegen zum Teil mit chemischen Lösungsmitteln und Trägerstoffen hergestellt. Sie können Konservierungsstoffe enthalten, die in Bio-Aromen nicht eingesetzt werden dürfen, und dürfen für konventionelle Produkte mit Hilfe von Gentechnik produziert werden. Übrigens gestattet es die Aromenverordnung, sowohl künstliche als auch natürliche Aromen schlicht als „Aroma“ zu deklarieren. So bleibt dem Käufer manch konventioneller Ware die tatsächliche Art des Aromas verborgen.

Frisch mit Zitrone, dunkel dank Karamell

Frische Säure bekommt Bio-Cola meist durch konzentrierten Zitronensaft. In konventionellen Produkten sind es dagegen Zitronen- und Phosphorsäure. Erstere wird biotechnologisch, häufig mit Hilfe von Schimmelpilzen hergestellt. Daher kann sie bei Schimmelpilz-Allergikern allergische Reaktionen auslösen, warnt die Verbraucher Initiative e.V.

Phosphorsäure ist umstritten, weil sie in hohen Mengen möglicherweise das Calcium-Phosphat-Gleichgewicht im Körper stören und so zum Abbau von Calcium aus den Knochen führen kann. Während die Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET e.V.) das durchaus für möglich hält, weist die Verbraucher Initiative e.V. darauf hin, dass diese These bisher nicht bestätigt werden konnte.

Und woher hat Cola ihre braune Farbe? Die kommt bei herkömmlichen Sorten mit dem Zusatzstoff Zuckercouleur in die Flasche. Er entsteht, wenn man Zucker oder Stärke mit Chemikalien stark erhitzt. Bio-Hersteller nehmen stattdessen Karamell, das sich ohne Hilfsstoffe aus erhitztem Zucker bildet, oder Holundersaft. Neumarkter Lammsbräu verwendet Bio-Zuckercouleur. Das dient nach Angaben der Firma aber nicht zum Färben, sondern als Geschmackszutat (siehe dazu S. 29).

Bio-Zucker und -Trauben machen Bio-Cola süß

Süß ist ein Muss für Limonade. Nach den erwähnten Leitsätzen sollte sie mindes-tens 70 Gramm Zucker pro Liter enthalten. Häufig sind in Cola-Getränken sogar um die 100 Gramm pro Liter zu finden. Das entspricht etwa 11 Stück Würfelzucker in der 0,33-Liter-Flasche. Bei Bio-Cola ist das nicht viel anders, nur die Sorte von Bionade ist mit 58 Gramm Zucker pro Liter deutlich weniger süß. Zum Süßen verwenden die Anbieter Rohrohrzucker, deutschen Rübenzucker oder Traubensüße in Bio-Qualität. Light-Varianten mit kaum Kalorien gibt es im Naturkosthandel übrigens nicht. Chemisch hergestellte Süßstoffe wie Cyclamat und Aspartam, die den Zucker ersetzen, sind für Bio-Produkte nicht erlaubt.

Für das frische Prickeln wird Kohlensäure zugesetzt, auch bei Sorten mit natürlichem Mineralwasser. Kohlensäure macht zudem länger haltbar, weil sie Keime abtötet. Darüber hinaus wird Bio-Cola pasteurisiert, d. h. nach dem Abfüllen kurzzeitig erhitzt.

Vereinzelt wird herkömmliche Cola mit Benzoesäure konserviert. Daraus kann sich im Getränk krebserregendes Benzol bilden. Für Bio-Lebensmittel ist Benzoesäure verboten.

Koffein-Kick. Wie macht Bio-Cola munter?

Einzigartig macht Cola-Getränke aber nicht nur ihr Aroma, sondern auch das Koffein. In geringen Mengen hebt es die Stimmung, verbessert die Konzentration und vertreibt Müdigkeit. Höher dosiert regt die Substanz auch das Herz-Kreislauf-System an. Koffein wird aus Pflanzen wie Kaffeebohnen extrahiert oder chemisch hergestellt.

Was konventionelle Anbieter nehmen, verraten sie meist nicht. Ihre Cola-Getränke enthalten 7 bis 10 Milligramm (mg) davon in 100 Millilitern (ml). Vereinzelt gibt es Sorten mit „erhöhtem Koffeingehalt“, die mehr als 15 mg/100 ml besitzen. Zum Vergleich: Eine Tasse Kaffee mit 150 ml bringt es auf durchschnittlich 100 mg Koffein.

Die meisten Bio-Colas machen mit natürlichem Koffein aus Guaranaextrakt munter. Er stammt aus den Früchten einer brasilianischen Liane. Darin ist das Koffein an Gerbstoffe gebunden, die es erst nach und nach freigeben. So belebt es über längere Zeit als das aus Kaffee. Zwischen 3,5 und 10 mg Koffein sind in 100 ml Bio-Cola enthalten.

Weil Cola anregend wirkt – und viel Zucker enthält –, zählt sie wie Kaffee und Alkohol zu den Genussmitteln. Die darf man sich in Maßen gönnen, nicht jedoch als Durstlöscher. Kinder sollten nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) grundsätzlich keine koffeinhaltigen Getränke trinken. Mit noch mehr Koffein, nämlich mit bis zu 32 mg/100 ml, dürfen unter den Erfrischungsgetränken nur die sogenannten Energydrinks aufwarten.

Cola in Dosen? Bio-Firmen bevorzugen Glas

Naturkosthersteller bieten ihre koffeinhaltigen Limonaden überwiegend in Glas-Mehrweg-Flaschen an. Das gilt sowohl für die praktischen 0,33 Liter für den sofortigen Genuss als auch für die 0,7 bzw. 0,75 Liter Vorratsmenge.

Neumarkter Lammsbräu nimmt auch ihre Kronkorken, Beutelsbacher seine Drehverschlüsse zurück. Sie werden ebenfalls recycelt. Herkömmliche Cola ist hauptsächlich in PET-Flaschen und Dosen zu haben.

Wer gerne ein paar Flaschen auf Vorrat hat, sollte sie stehend lagern und nicht in der direkten Sonne – wegen der Kohlensäure. Große Flaschen gehören nach dem Öffnen in den Kühlschrank. So prickelt die Cola bis zu fünf Tage lang.

Pur oder gemixt. Wie Cola am besten schmeckt

Eisgekühlt erfrischt Cola natürlich besonders gut. Vergessen, die neue Flasche in den Kühlschrank zu stellen? Einfach ein paar Eiswürfel mit ins Glas geben.

Cola schmeckt aber nicht nur pur. Ganz im Stil der neuen Mix-Kultur kommt sie auch mit Fruchtgeschmack gut an. Bei Cola-Orange, ob bio oder konventionell, ist dann Saftkonzentrat mit drin. Sorten mit Kirsch- oder Zitronengeschmack, wie sie der herkömmliche Handel anbietet, enthalten allerdings meist nur Aromen.

Aufgepasst: Bodensatz in der Flasche ist kein Makel, sondern Zeichen dafür, dass der zugesetzte Saft noch Fruchtfleisch enthält. Einfach vorsichtig aufschütteln, aber nicht gleich öffnen, sonst spritzt das bizzelnde Getränk hinaus.

Cola-Orange kann man auch selbst mixen, mit gleichen Teilen Cola und Orangenlimonade sowie einem Spritzer frischem Limettensaft. Beliebt zum Selbermixen ist auch Cuba Libre, ein Drink mit kubanischem Rum, Limettensaft und einigen Eiswürfeln.

Ob Rum, Rotwein oder Bier, Cola wird in Feierlaune gerne mit Alkohol gemischt. Als fertiges Getränk gibt es das nur konventionell zu kaufen.

Spritzige Bio-Cola: Von klassisch bis Orange

Für den klassischen Cola-Geschmack seiner Isis Cola Bio verwendet Beutelsbacher ätherische Öle in Bio-Qualität. Die stammen unter anderem aus Limetten, Vanilleschoten, Zimt, Muskat- und Colanüssen. Die Sorte belebt mit 10 mg Guarana-Koffein/100 ml. Praktisch: Sie hat einen Schraubverschluss.

Bionade braut seine Cola auf Basis von Bio-Gerstenmalz. Dabei vergären spezielle Bakterienkulturen den Malzzucker nicht zu Alkohol, wie beim Bier- brauen, sondern zu Gluconsäure. Die milde organische Säure gibt dem Erfrischungsgetränk einen feinherb-fruchtigen Geschmack. Anregend wirkt Bionade Cola mit 8 mg Koffein aus grünen Kaffeebohnen pro 100 Milliliter.

Neumarkter Lammsbräu kombiniert für sein Mix-Getränk now Orange Cola intensiven Cola-Geschmack mit einer fruchtigen Orangennote. Die kommt von Orangensaft und natürlichem Orangenaroma. Der Koffeingehalt ist mit 3,5 mg in 100 ml etwas niedriger als der der reinen now Black Cola (5 mg/100 ml).

Voelkel bietet in seiner Limonaden-Linie BioZisch ebenfalls eine Guarana-Cola an. Grundlage für ihren würzigen Geschmack ist ein Extrakt aus biologisch angebauten Kräutern und Gewürzen. Die Zugabe von Traubendicksaft macht sie süß. Der Koffeingehalt der BioZisch Cola liegt bei 6,5 mg/100 ml.

Zuckercouleur in Bio-Cola?

Als färbender Zusatzstoff ist Zuckercouleur für Bio-Produkte nicht erlaubt.

Weshalb die Cola-Sorten von Neumarkter Lammsbräu dennoch Zuckercouleur enthalten, erklärt Susanne Horn, General-bevollmächtigte der Firma: „Wir verwenden Zuckercouleur nicht zum Färben unserer Cola-Getränke, sondern als Geschmackszutat für die typisch bitter-herbe Note. Unser Zuckercouleur ist Bio-zertifiziert, weil es anders hergestellt wird als das herkömmliche.“

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