Mein lang gehegter Traum war immer eine Ayurvedakur auf Sri Lanka – vermutlich, weil solch luxuriöse Entspannung mit meinem Alltag recht wenig zu tun hat. Doch es ist Klimakrise, so ungeniert eine Fernreise zu buchen, geht für mich nicht. Dass dieser Traum nun doch in Erfüllung geht, ist ein kleines Wunder. Nur spielt es eben nicht auf Sri Lanka, sondern klimafreundlich im osthessischen Birstein. Drei Tage im Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum: Ich freue mich so!
Ankommen in der Ayurvedaklinik
Einen großen Koffer voll gespannter Erwartungen ziehe ich hinter mir her, als ich den natursteingepflasterten Innenhof des Anwesens des Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrums betrete. Ich bewundere den alten Walnussbaum in der Mitte des Hofes, das denkmalgeschützte Forsthaus, das gemütliche Café mit Blick in den Garten. Dort plätschert ein Wasserlauf, ein Bussard ruft, sonst Stille. Alles ist einladend schön. Wir 18 Teilnehmerinnen und zwei Teilnehmer der gleichzeitig laufenden Kurwochen AyurWellmed und Langhana Detox beziehen unsere Zimmer.
Ayurvedisch essen für Einsteiger
Der Tag beginnt früh um 7:15 Uhr mit Qi Gong und sanftem Yoga. Anschließend gibt es ein warmes Frühstück, fein gewürzter Getreidebrei mit gedünstetem Obst oder Safranmilch mit Chyavanprash, einem Kräuter-Frucht-Mus, dem ayurvedischen Akutmittel gegen Stress. Es soll stärken und jeglicher Genesung dienen, schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig, zugleich süß, sauer und zusammenziehend. Mit der warmen Safranmilch lässt es sich aber gut vom Löffel lutschen. Auch das Mittagessen hält Überraschungen bereit. Es startet mit dem Dessert, weil Süß Appetit macht und endet mit Salat, weil Bitter beim Verdauen hilft. Dazwischen bekommen wir feine Gemüsegerichte serviert. Richtig umgehauen haben mich die Schwarzwurzeln mit Vanillesoße. Dass mein Hassgemüse so gut schmecken kann, hätte ich nie geahnt. Schade eigentlich, dass ich das Kochteam nicht mit nach Hause nehmen kann, aber immerhin jede Menge Ernährungstipps.
Bei der medizinischen Kurleiterin: So geht ayurvedische Diagnostik
In der Konsultation mit Heilpraktikerin Theresa Sita Rosenberg, die die Kur medizinisch leitet, fragt sie nach meinen Ernährungsgewohnheiten, meiner Verdauung, welche Zipperlein ich mitbringe, wann diese begonnen haben und wie ich im Leben mit Konflikten umgehe. Sie fühlt meinen Puls und bescheinigt mir schließlich eine Kapha-Pitta-Konstitution, stressbedingt hätte ich aber – wie viele Westler – zu viel Vata. Vata, Pitta und Kapha sind drei Grundprinzipien, die den gesamten Kosmos und uns Menschen durchdringen und alle Körperfunktionen steuern. Es gelte, sie in Balance zu halten. Dafür soll ich nun Vata senken und mein Verdauungsfeuer stärken. Wie genau, das erarbeitet Theresa in meinem Therapieplan.
Ayurvedische Ölmassage: 75 Minuten schweben
Nachmittags genieße ich meine erste ayurvedische Ölmassage. 75 Minuten schweben. Ich zerfließe auf der Massageliege im warmen Öl. Meine Ayurveda-Therapeutin Ksenyia schiebt mit ihren Händen unaufhörlich jedwede Anspannung aus meinen Zellen, glättet, macht festes Gewebe weich und fügt die sträflich vernachlässigten Einzelteile meines Körpers zu einem Ganzen zusammen. Ich sauge es auf wie ein trockener Schwamm.
Nach fast 1,5 Stunden Ölmassage sagt Ksenyia: „Ab in den Topf!“ In der Ecke des Raumes steht eine brusthohe Holzkiste, in die ich mich setzen soll. Im Deckel ist ein Loch für den Kopf, der rausschaut, dass er nicht überhitzt. Bei 45 Grad Celsius „kocht“ Ksenyia mich in fünf Minuten gar. „Das öffnet die Poren und das Öl dringt tiefer in die Haut ein.“ – So platt und satt war ich noch nie im Leben nach einer Massage! Auf glitschigen Badelatschen schlurfe ich mit einer Wärmflasche im Arm zurück in mein Zimmer. „Ruhen, eine Stunde mindestens, und viel heißes Wasser trinken“, wies Ksenyia mich an. Die innere Waschmaschine sei nun angestellt, der Stoffwechsel in den Zellen laufe auf Turbo.
Ayurveda ermöglicht Auftanken ohne Fernreise
Draußen strahlt der Himmel im schönsten Blau. Mein Balkon zeigt gen Westen und die letzten Sonnenstrahlen streifen mich. Nie wieder will ich weg, denke ich. Und weiß, dass es nicht stimmt. Aber für heute ist es wunderbar. Ich sauge all die großen und kleinen Wohltaten des Ayurveda in mich hinein und kann sie nur jedem Menschen ans Herz legen. So geht Auftanken ganz ohne Fernreise.
Hier gibt es ayurvedische Kuren und Kurse
- Im Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum in Birstein gibt es auf den Leib geschneiderte Kuren: rosenberg-ayurveda.de
- In der Akademie kann man verschiedene Kurse, z.B. Ayurvedisch Kochen, buchen: ayurveda-akademie.org
Wohltaten im Alltag: Morgenroutine à la Ayurveda
Gleich nach dem Aufstehen zwei bis drei Gläser warmes Wasser trinken, um die Verdauung anzuregen.
Einen Esslöffel Öl für drei bis fünf Minuten durch den Mund ziehen. Wenn es flüssig wird, ausspucken und im Restmüll entsorgen. Zunge mit dem Zungenschaber oder einem Löffel schaben. Danach Zähne putzen.
Beginnend mit der Kopfhaut den ganzen Körper massieren und einölen. Eine Nasenspülung machen. Danach das Öl unter der warmen Dusche abspülen. Mit Kichererbsenmehl oder Salz lässt es sich gut binden und abspülen.
Yoga, Meditation und ein Frühstück mit Porridge und gedünsteten Früchten schließen die Morgenroutine ab.
Die beste Zeit, aufzustehen, ist der Sonnenaufgang. Schlafen gehen am besten vor 22 Uhr.
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