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Alkoholfrei: Warum Getränke ohne im Kommen sind

Der Umsatz mit alkoholfreien Varianten von Wein, Bier sowie Spirituosen steigt. Nullprozentiges ist hip. Dafür gibt es viele Gründe.

Nüchtern ist das neue cool. Immer mehr Menschen sagen immer öfter „Nein danke“ zu Alkohol. Einige verzichten erst mal nur den Januar (dry january), andere machen den Oktober zu einem sober october und manch einer will das ganze Jahr über nichts Prozentiges im Glas haben. Es gibt immer mehr Angebote in Bars, die Mocktails ohne echte Spirituosen ausschenken, es gibt alkoholfreie Musikfestivals und auf Instagram listet der Hashtag #sober mehr als 3,9 Millionen Posts.

Diese alkoholfreien Getränke sind besonders beliebt

Der Trend zum alkoholfreien Getränk, das „no oder low alcohol“ (NOLO) liefert, lässt sich mit weiteren Zahlen belegen: Alkoholfreies Bier hat laut Deutschem Brauer-Bund einen Anteil von sieben Prozent am Biermarkt in Deutschland. Der Umsatz hat sich von 2007 bis heute verdreifacht. Dem Deutschen Weininstitut zufolge liegt der Anteil von alkoholfreiem Sekt bei fünf Prozent. Nur Wein ohne Umdrehungen hat es noch nicht über ein Prozent geschafft. Gute Aussichten für NOLO-Getränke prognostiziert der Spirituosenhersteller Bacardi in seinem Cocktail-Trend-Report 2021. Demnach soll sich ihr Umsatz in Westeuropa bis 2024 noch mal verfünffachen.

Ganz ohne Alkohol?

NOLO-Getränke („no oder low alcohol“) dürfen laut Gesetz bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Wer gar keinen Alkohol konsumieren möchte, muss darum auf die Angabe „ohne Alkohol“ oder „0,0 Prozent“ auf dem Etikett achten.

Rezepte für alkoholfreie Cocktails und mehr

Ihr wollt euch alkoholfreie Getränke selber machen? Wir haben die besten Rezepte:

Diese Vorteile haben alkoholfreie Getränke

Auch in der Bio-Branche ist die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen gestiegen, berichten Hersteller und Händler. „Es ist nicht mehr so verpönt, ein alkoholfreies Getränk zu bestellen“, erklärt Roland Hobernik von der Weinkellerei Weinkönig, Pionier in Sachen alkoholfreier Bio-Weine. „Die Menschen sind gesundheitsbewusster und verantwortungsvoller.“

Diese Vermutung wird von den Veranstaltern der Messe „drinktec 2022“ bestätigt. Bereits vor Corona habe es den Wunsch gegeben, etwas für das körperliche Wohlbefinden zu tun. Und der Health-Trend habe sich global weiter zugespitzt, als es darum ging, dem Virus die Stirn zu bieten. Die eigene geistige und körperliche Gesundheit rückte in den Fokus. Tatsächlich lässt der Verzicht auf Alkohol das Immunsystem schlagkräftiger arbeiten. Zudem bessern sich der Schlaf sowie die Konzentrationsfähigkeit und auf Dauer kommt es zu weniger Herz- und Gehirnleiden. „Alkohol ist nun mal ein Gift“, sagt Hobernik. Auch das Risiko einen Unfall zu erleiden, ist nüchtern wesentlich geringer.

Wein ohne Alkohol: So geht's

Mit der steigenden Nachfrage nach alkoholfreien Getränken hat sich auch das Angebot verbessert, was wiederum die Nachfrage ankurbelt. Früher hat man Billigweinen Alkohol entzogen oder es gab verperlten, also mit Kohlensäure versetzten, Traubensaft, der pappsüß ist – beides ist geschmacklich eher fragwürdig. Heute spezialisieren sich immer mehr Produzenten darauf, Premiumweine zu entalkoholisieren. „Zudem haben sich auch die Grundweine durch eine bessere Kellertechnik gewandelt“, sagt Weinproduzent Hobernik. „Früher wurden fast nur Riesling-Trauben verwendet, heute kommen auch aromastarke Sorten wie Sauvignon Blanc, Grüner Veltliner oder die rote Shiraz-Traube in die Flasche.“

Für die Produktion von alkoholfreiem Wein wird zuerst normaler Wein gekeltert, damit sich die typischen Aromen bilden. Dann wird der Wein vakuumdestilliert, wobei mit dem Alkohol auch die Aromastoffe in den Weinbrand übergehen. Ein Teil der Aromastoffe wird danach mittels Verfahren zur Aroma-Rückgewinnung in den nun alkoholfreien Wein zurückgeführt.

Mindful Drinking: Was steckt dahinter?

Beim Mindful Drinking geht es um Achtsamkeit. Man will Gewohnheiten wie „Wein zum Abendessen“ oder „Anstoßen mit Sekt“ hinterfragen, sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien. Mindful Drinker trinken weniger oder keinen Alkohol.

Keinen Alkohol gibt es bei den „sober sensations“ in Berlin. Der Rausch wird aber nicht unbedingt verpönt. So setzen die Veranstalter der alkoholfreien Party auf Sound- und Lichteffekte, die in Trance versetzen können. Zudem werden Getränke gereicht, die ähnliche Wirkungen wie Alkohol haben sollen, etwa Schmetterlingsblütentee.

Achtsam trinken: Wer es ausprobieren möchte, findet Tipps und Tricks im Buch „Mindful Drinking“ von Isabella Steiner und Katja Kauf (Knesebeck Verlag).

Gin und Rum ohne Alkohol: So geht's

Auch Bier und Schaumwein ohne Alkohol können so hergestellt werden. Nur in alkoholfreien Spirituosen wie Gin oder Rum war nie ein Tropfen Hochprozentiges. Man destilliert Wasser, das mit Kräutern versetzt ist, die dem Original seinen Geschmack verleihen. Beim Gin sind es etwa Wacholder, Koriander, Zitrusschalen, Kardamom oder Piment. Die Herstellung alkoholfreier Spirituosen ist eine echte Herausforderung, da das Ersatzprodukt nie ganz an das Original heranreicht. Schließlich ist Alkohol ein Geschmacksträger.

Lecker alkoholfrei: Auf diese Inhaltsstoffe kommt es an

Hersteller von alkoholfreiem Bier, Wein und Sekt haben es leichter. Denn auch Kohlensäure ist ein Geschmacksträger. Im Bier steckt zudem Malz, das süßlich schmeckt und Aromen transportiert. Und auch alkoholfreier Wein darf etwas nachgezuckert werden.

Wer jetzt Lust auf alkoholfreie Getränke bekommen hat, findet im Bio-Laden ein große Auswahl. Es gibt verschiedene Biere und Weine sowie Schaumweine, Aperitifs und Spirituosen in der NOLO-Variante.

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