Leben

Wie nachhaltig sind Bio-Weihnachtsbäume?

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum ist für viele unvorstellbar. Doch die meisten konventionellen Christbäume wachsen unter massivem Einsatz von Dünger und Pestiziden. Gut, dass es Alternativen gibt.

Weihnachten ohne Tannenbaum? Das ist für viele kaum vorstellbar. Drei von vier Haushalten stellen an Heiligabend einen Weihnachtsbaum auf – als „Symbol familiärer Geborgenheit und heiler Welt“, wie es auf der Website des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger heißt. Und sie folgen damit einer über 400 Jahre alten Tradition.

Leider geht die Tradition mittlerweile stark zu Lasten der Umwelt. Denn 75 Prozent der jährlich verkauften rund 25 Millionen Weihnachtsbäume sind Nordmanntannen, eine Baumart aus dem Kaukasus, die bei uns unter umweltschädlichen Bedingungen kultiviert wird. Sie ist sattgrün und pikst nicht. Die Nordmanntanne ist mit rund 20 Millionen verkauften Exemplaren der beliebteste Weihnachtsbaum in Deutschland. Andere Baumarten spielen an Weihnachten praktisch keine Rolle – selbst die Fichte nicht, die noch bis Ende der 50er-Jahre der Weihnachtsbaum schlechthin war.

Den Siegeszug der Nordmanntanne erklärt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Umweltverbandes Nabu in Bremen, so: „Der Weihnachtsbaum ist ein Lifestyle-Objekt, das ruhig etwas kosten darf, dann aber auch perfekt aussehen muss.“ So wie die Nordmanntanne: gerader, pyramidenförmiger Wuchs; fast waagerecht stehende Äste; dichtes, sattgrünes Nadelkleid. Zudem nadele sie nicht, sagt der gelernte Förster: „Selbst wenn der Baum bereits vertrocknet ist, behält er seine Nadeln.“ Das ist Perfektion in Reinkultur.

Sind Weihnachtsbäume schlecht für die Umwelt?

Doch die künftigen Weihnachtsbäume wachsen in eigens dafür angelegten Plantagen heran, in denen meist kräftig gespritzt und gedüngt wird: Insektizide gegen Schädlinge, wie Rüsselkäfer und Läuse, Herbizide gegen wucherndes Unkraut, das kleine Tannen am Wachsen hindert, und Kunstdünger für perfekt blaugrüne Nadeln seien eher die Regel als die Ausnahme, berichtet Hofmann: „Das sind hochgradig künstliche Kulturen.“ Mit Folgen für den Verbraucher: In einem stichprobenartigen Markt-Check des Umweltverbandes BUND 2014 waren acht von fünfzehn Weihnachtsbäumen mit Herbiziden belastet.

Warum Bio-Weihnachtsbäume?

Alternativ bietet der Markt Bäume aus Bio-Anbau. „Öko-Plantagen verzichten auf Pestizide“, versichert Hofmann. Der Bewuchs zwischen den Baumreihen werde mechanisch kurz gehalten oder von Schafen abgeweidet. Schafe sind doppelt praktisch: Sie fressen nicht nur das Unkraut, sondern düngen gleichzeitig durch ihre Ausscheidungen den Boden. Ökologisch kultivierte Bäume sind von den Anbauverbänden Biokreis, Bioland, Naturland und Demeter zertifiziert oder tragen das EU-Bio-Siegel. Außerdem gibt es noch FSC-zertifizierte Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Schädlinge haben es in Monokulturen besonders einfach. Besser ist da eine Baum-Vielfalt wie im ökologischen Landbau, wo nicht nur Nordmanntannen sondern zum Beispiel auch Blau- und Rotfichten, Weißtannen und Zirbelkiefern angebaut werden. Allerdings können auch hier gefräßige Störer Probleme bereiten. Die beste Vorbeugung ist deshalb Kontrolle. Betroffene Bäume werden gefällt und verbrannt.

Wo gibt es Bio-Weihnachtsbäume?

  • Die Umweltorganisation Robin Wood stellt jedes Jahr eine aktualisierte Liste mit deutschlandweiten Verkaufsstellen von zertifizierten Bio-Weihnachtsbäumen auf ihrer Internetseite zur Verfügung. Hier erläutert Robin Wood außerdem, welchen Siegeln ihr vertrauen könnt und welchen nicht.
  • Beim Verband Naturland könnt ihr hier nach Verkaufsstellen für Bio-Weihnachtsbäume in eurer Nähe suchen.
  • Auch online könnt ihr Bio-Christbäume bestellen, etwa beim Bioland-Hof Koster.
  • Anbieter von Bio-Weihnachtsbäumen aus Bayern findet ihr auf der Website des Bund Naturschutz.

Jeder Bio-Baum sieht anders aus. Kein Wunder: Sie werden kaum beschnitten. Im konventionellen Anbau jedoch sorgt regelmäßiger Schnitt für eine perfekte Baumform. In großen Plantagen fahren dafür Maschinen mit speziellen Kegelaufsätzen durch die Reihen.

Im Übrigen kann man aber auch im örtlichen Forstamt nach einem Baum fragen, der im Zuge der Waldpflege sowieso gefällt werden muss. Das ist dann vermutlich eine Fichte, vielleicht krumm gewachsen und mit Sicherheit nadelnd – aber mit viel Liebe geschmückt, verkörpert sie in jedem Falle weihnachtliche Urwüchsigkeit.

Weitere Infos findet ihr bei der Initiative Bio-Weihnachtsbaum und bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

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