Umwelt

Die besten Bio-Läden Deutschlands

LESERWAHL Sie haben entschieden: Fast 45 000 Bewertungen flatterten uns ins Haus. Und ganz nebenbei erfahren die Läden, was Sie sich beim Einkauf wünschen.

Achtung, jetzt wirds ein bisschen philosophisch: Ich esse, also bin ich. Und ohne meinen Bio-Laden wäre ich aufgeschmissen. Mir fehlen so gänzlich alle Kompetenzen, die es mir ermöglichen würden, mich selbst mit Essbarem zu versorgen: Ich kann nicht jagen, noch finde ich im Wald und auf der Flur genug Beeren, Wurzeln und Grünzeug, um meinen Hunger zu stillen. Auch meine bäuerlichen Fähigkeiten sind recht dürftig. Wenn ich anbauen müsste, was meine Familie jede Woche so verputzt, wäre ich geliefert. Selbstversorger-Idylle macht mir Angst. Ich brauche meinen Bio-Laden, ich liebe ihn.

Damit befinde ich mich in guter Gesellschaft. Das zeigt die Schrot&Korn-Leserwahl „Bester Bio-Laden“. Fast 45 000 Leserinnen und Leser haben ihrem Bio-Laden gespiegelt, was sie gut oder nicht so gut finden. Unter dem Motto „Frisch, freundlich, fair“ haben sie die Qualität der Produkte, das Sortiment, die Beratungskompetenz, das Preis-Leistungsverhältnis und den Gesamteindruck ihres Ladens bewertet. Es gab viel Lob. Zum Beispiel: „Wenn man mit schlechter Stimmung kommt, geht man mit guter Laune.“ Oder: „Hier ist Einkaufen ein bisschen wie Urlaub.“ Doch es gab auch Kritik und Veränderungswünsche. Zum Beispiel: „Es wäre schön, wenn weniger Plastikverpackungen angeboten werden würden.“ Das sehen wir ganz genauso.

Schrot&Korn unterscheidet bei der Leserwahl vier Ladentypen: Hofläden, Bio-Läden, Fachgeschäfte und Supermärkte. Die vier Gesamt-Gold-Gewinner der diesjährigen Wahl in allen vier Kategorien stellen wir Ihnen in den Kästen oben vor, auf diesen
und den folgenden Seiten. Diese vier Einkaufsstätten sind nach Meinung der Schrot&Korn-Leser Deutschlands Beste Bio-Läden 2018. Eine Urkunde in Gold, Silber oder Bronze haben insgesamt 155 Bio-Läden gewonnen. Sie stehen stellvertretend für alle Bio-Händler, die tagtäglich mit viel Engagement und Überzeugung die Einkaufskörbe ihrer Kunden füllen.

„Ich esse, also bin ich“, sagte schon Bud Spencer. Ich finde, er hat recht mit seiner profanen kulinarischen Weisheit. Mein Bio-Laden ermöglicht mir ein ziemlich sorgloses Leben, in dem ich mir kaum Gedanken machen muss, wo die nächste Mahlzeit herkommt. Darüber bin ich froh. Und wie viel Verpackungsmüll ich mit einkaufe, das kann ich beeinflussen und wünsche mir von meinem Bio-Laden: Bitte mehr verpackungsfrei. Denn wenn unser wundervoller blauer Planet im Müll erstickt, hilft Essen auch nicht mehr.

Eine Übersicht mit allen ausgezeichneten Bio-Läden sowie einen Bericht über unsere Gala und die Preisverleihung auf der BioFach-Messe in Nürnberg im vergangenen Februar finden Sie in der nächsten Ausgabe von Schrot&Korn.

© Thomas Langreder/bio verlag

„Bei uns findet jede Woche zweimal ein großes Hoffest statt – nämlich an unseren beiden Öffnungstagen“, sagt Karin Zenner vom Biolandbetrieb Marienhof Gerlfangen im Saarland. Der Hofladen hat nur mittwochs und freitags offen. Schließlich brauchen Hof und Backstube auch Zeit: Stefan und Karin bauen Brotgetreide an sowie Futter für ihre Rinder und Schweine. Und Karin verbackt jede Woche 400 Kilogramm Mehl zu Brot und Gebäck. Es gibt Rohmilch, Fleisch und Wurst vom Hof. Die Tiere werden in der eigenen Schlachterei geschlachtet. Stefan sagt: „Bei uns darf man in die Ställe schauen. Das schätzen die Leute.“ Hier sehen sie ganz direkt, wo ihr Essen herkommt. Der Laden brummt. Und auf dem Hof brummt es ebenfalls: Um dem Andrang gerecht zu werden, haben die Zenners mehr als 20 Dreiräder und Tret-Traktoren angeschafft. Damit erkunden Kinder den Marienhof. Einkaufen ist ein Ausflug aufs Land, ein Erlebnis für die ganze Familie.
www.marienhof-gerlfangen.de


© Maria Scherf/bio verlag

Paula Kimmich und Björn Klose haben alles richtig gemacht. Als sie im Sommer 2017 den kleinen Bio-Laden im Dorf Türkenfeld vor den Toren Münchens übernommen haben, blieb der Laden erst mal zu. Drei Monate lang renovierten die beiden, gestalteten um, ließen aber ihre Kunden via Facebook zuschauen, wie ihr Laden sich verwandelte. Im Oktober war Eröffnung: Paula und Björn haben das Tonnengewölbe der alten Käserei edel eingerichtet. Der Laden trägt die Handschrift ihrer Macher. Man merkt, hier geht es auch um das Persönliche. Der Laden dient mitten drin in Türkenfeld, direkt neben Rathaus und Kirche einerseits als gut sortierter Nahversorger, aber – fast noch wichtiger – auch als zentraler Treffpunkt. Schnellen Espresso an der Theke oder bei schönem Wetter an den Tischen vor dem Eingang spendet die italienische Kaffeemaschine. Und wer seine eigenen Gefäße mitbringt, kann Frisches auch verpackungsfrei kaufen.
www.bioladen-alte-kaeserei.de


© Cristina Naan/bio verlag

Jeder Laden hat eine Seele. Die Seele des sParadieserl heißt Hildegard Thiele. Sie führt mit Tochter Stephanie das rund 250 Quadratmeter große Geschäft am Marktplatz in Rotthalmünster, einem Kurort nahe der österreichischen Grenze. Im Bistro gibt es Köstlichkeiten von Kaspressknödel (Käseknödel) bis Kuchen. Für alles Süße ist Stephanie zuständig, Hildgard kocht die herzhaften Sachen. Besondere Verkaufsaktionen oder Verkostungen bietet sParadieserl nicht. Vielmehr dürfen Kunden probieren, was sie wollen. Und wer Entscheidungshilfe braucht, bekommt sie. Hildegard ist der direkte Kontakt mit den Kunden sehr wichtig. Wenn jemand etwa nicht weiß, was in einen Geschenkekorb hinein soll, pendelt Hildegard es aus. Das nähmen viele in Anspruch, manche kämen extra dafür. Eigentlicher Schwerpunkt im sParadieserl sind Obst und Gemüse. Dazu passt der Brunnen vor der Tür: ein Marktweiberl, das Obst und Gemüse anbietet.
www.s-paradieserl.jimdo.com


© Thomas Langreder/bio verlag

„Hier fehlt ein Bio-Laden“, sagten sich Nanni und Ralf Brinker vor 30 Jahren. Und weil es sonst niemand tat, eröffneten sie selber einen. Seitdem gibt es die Kornblume in Lingen an der Ems, einer 50 000-Einwohner-Stadt nahe der holländischen Grenze. Im Laufe der Zeit wuchs der Laden zu einem richtigen Bio-Supermarkt heran. Doch trotz großer Fläche bleibt es persönlich. Mitarbeiter gehören zur Familie. Kunden auch. Sie werden mit Namen angesprochen, halten sich gerne länger im Laden auf. Die Brinkers lassen sich oft besondere Aktionen einfallen, haben z.B. im November einen Riesen-Gorgonzola täglich mit Wein besprüht, an Nikolaus wurde er „geschlachtet“. Oder in der Kosmetikabteilung die Aktion mit Stylist und Fotograf; Kochabende; Geschenkkörbe, die in einer beschützenden Werkstatt hergestellt und zum Selbstkostenpreis weiterverkauft werden. Ralf und Nanni Brinkers Erfolgsrezept: „Wir kommunizieren mit unseren Kunden.“
www.kornblume-lingen.de

Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge