Kosmetik

Paradiesische Parfums

Duftende Wässer verleihen eine individuelle Note, sie verheißen Leidenschaft, Erfrischung oder Entspannung – ganz natürlich, mit ätherischen Ölen.

Man geht durch die Stadt oder sitzt im Café und plötzlich weht ein Hauch von Duft vorüber: zarte Rosen, süßer Jasmin, Zitrusfrische oder herbes Sandelholz – ein unwiderstehlicher Duft zieht uns sofort in seinen Bann. Wer ihn verströmt, ist uns sympathisch, die Person strahlt etwas ganz Besonderes aus. Zu wem gehört wohl die geheimnisvolle orientalische Note? Ist die Person so aufregend wie ihr Duft verspricht?

Genau das soll ein exquisites Parfum erreichen. Es lässt uns nicht nur gut riechen, sondern betont vor allem die persönliche Ausstrahlung und verbreitet einen Hauch von Extravaganz. Und Parfum bewirkt noch mehr: Es kann beruhigen oder erfrischen, inspirieren und verführen. Das geht ganz ohne Chemie, allein mit den duftenden Essenzen vieler Pflanzen.

Kopf, Herz und Basis – wie ein Duft entsteht

Einen Duft zu komponieren, ist eine Kunst. Es braucht Zeit, viel Wissen über Hunderte von Duftstoffen und eine feine Nase. Denn ein Parfum wird von drei Grundnoten getragen, die sich nach und nach entfalten. Der Geruch, der gleich beim Öffnen des Flakons entweicht, wird Kopfnote genannt. Das ist ein leichter frischer Duft etwa von Zitrusölen, der schon nach kurzer Zeit verfliegt. Die Herznote entwickelt sich langsamer und betört die Sinne nachhaltiger. Blumige Essenzen von Rose, Geranie oder Nelke sind dafür ideal. Schwere Düfte wie Patschuli oder Benzoeöl geben eine kräftige und stabilisierende Basisnote. Sie haften am längsten auf der Haut.

Ein neuer Duft wird aufgebaut wie eine Geschichte, verrät Uwe Manasse, selbstständiger Parfumeur und Aromatherapeut: „Wann soll welcher Charakter (Duftstoff) erscheinen, mit wem interagieren und wann wieder verschwinden?“ Die Essenzen mischt er auf Duftstreifen, einer Art verdichtetem Löschpapier. In Abständen gilt es daran zu riechen und zu verändern, bis die Komposition vollendet ist. Wie lange das dauert, kommt auf die Art der Zutaten an: Bei Naturparfums können Monate ins Land gehen, mitunter auch Jahre. Bei synthetischen geht es meist schneller.

Natur versus Chemie. Was duftet im Parfum?

Naturparfumeure setzen auf natürliche ätherische Öle, die den Duft vieler Pflanzen prägen. Sie sind sozusagen die „Seele der Pflanze“. Die meisten der leicht flüchtigen Verbindungen werden mithilfe von Wasserdampf aus Blüten, Blättern, Rinden, Holz und Wurzeln extrahiert. Für hochkonzentrierte, besonders wertvolle Auszüge (Absolues) nimmt man stattdessen Lösungsmittel. Das wird anschließend wegdestilliert. Zitrusöle kann man aus der Fruchtschale pressen.

Ob Orange oder Rose, jedes ätherische Öl besteht wiederum aus einem Gemisch vieler einzelner Duftstoffe. „Über 300 Riechstoffe besitzt allein Rosenöl“, berichtet Manasse. Diese Vielfalt hat ihren Preis, deshalb baut die Industrie viele einzelne Duftstoffe im Labor nach. Auch synthetisiert sie neue, die es so in der Natur nicht gibt. Die sind billiger und leichter zu verarbeiten als die komplexen pflanzlichen Essenzen.

Der fertige Duftmix wird mit Alkohol und Wasser verdünnt. Am meisten von der wertvollen Mischung enthält Parfum, nämlich 15 bis 30 Prozent. Es folgen die Duftwässer Eau de Parfum mit 8 bis 15 Prozent Parfumölen und Eau de Toilette mit 4 bis 8 Prozent. Eau de Cologne schließlich erfrischt und duftet mit 2 bis 4 Prozent Parfumölen.

Geheime Rezeptur – was die Verpackung verrät

Wo einzig Natur und wo Synthetik mit drinsteckt, erfährt der Parfumliebhaber nicht unbedingt am Aufdruck „Naturparfum“. Denn der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Es kommt daher vor, dass ein mit „Natur“ beworbener Duft synthetische Zutaten enthält. Auch die Liste der Inhaltsstoffe hilft da meist nicht weiter. Womit ein Hersteller seine Komposition verführerisch duften lässt, braucht er nämlich nicht zu verraten – der Aufdruck „Parfum“ oder „Fragrance“ auf der Packung genügt.

Auch zertifizierte Naturparfums geben ihre Duftmischung nicht preis, doch sind synthetische Zutaten nach den Richtlinien von BDIH, Natrue und Ecocert grundsätzlich tabu. Ebenso schließt der Hinweis „naturrein“ oder „100 Prozent natürlich“ – gesetzlich definiert – synthetische Riechstoffe aus.

Wichtig für Allergiker: Einige Duftstoffe, von denen bekannt ist, dass sie Kontaktallergien oder andere Unverträglichkeiten auslösen können, müssen auf der Packung deklariert werden. Zu den 26 gelisteten Substanzen zählen viele wie Limonene oder Geraniol, die auch von Natur aus in ätherischen Ölen von Zitrusfrüchten, Rosen oder Lavendel vorkommen. Wer empfindliche Haut hat, sollte ein Parfum immer zunächst in der Armbeuge testen.

Wie viel bio steckt in Naturparfums?

Die Zutaten für zertifizierte Naturkosmetik müssen natürlich, aber nicht zwangsläufig bio sein. Doch verwenden die Hersteller bevorzugt solche aus kontrolliert biologischem Anbau und/oder Wildsammlung.

Nach den Regeln des BDIH darf ein Produkt nur dann „bio“ heißen, wenn mindestens 95 Prozent der in Bio-Qualität erhältlichen Bestandteile (also ohne Wasser und Mineralien) auch bio sind. Das französische Ecocert-Label mit dem Zusatz „cosmétique biologique“ bzw. „organic cosmetic“ garantiert, dass mindes-tens 95 Prozent der pflanzlichen Zutaten und ein Zehntel der gesamten Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau stammen. Bei Naturparfum, das zu etwa 90 Prozent aus pflanzlichen Zutaten besteht, ist der Bio-Anteil damit recht hoch.

Natrue unterscheidet Naturkosmetik mit einem Bio-Anteil von wenigstens 70 Prozent aller pflanzlichen (und tierischen) Stoffe von Bio-Kosmetik, bei der mindestens 95 Prozent der natürlichen Zutaten aus Öko-Landwirtschaft stammen. Auch gelten Mindestanteile für Naturstoffe und Maximalanteile an naturnahen, also chemisch verarbeiteten Stoffen. Bei nicht zertifizierten Produkten sind mitunter die einzelnen Zutaten als bio ausgewiesen. Ansonsten: beim Hersteller nachfragen.

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Von Moschus, UV-Filtern und ätherischen Ölen

Seit 2012 diskutiert die EU-Kommission, neben Limonenen und Co. noch weitere Duftstoffe stärker zu reglementieren, um Allergiker zu schützen. Ende offen. Auslöser ist ein Gutachten des Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS). Das könnte die Verwendung ätherischer Öle deutlich erschweren, da sie viele der Stoffe von Natur aus enthalten.

Bedenklicher sind chemische Stoffe in konventionellen Parfums, die bewirken, dass der Duft lange haftet, Jahre haltbar ist und schön aussieht. Zum Beispiel polyzyklische Moschusverbindungen. Sie reichern sich im Fettgewebe von Mensch und Tier an und können im Tierversuch die Leber schädigen. Ferner chemische UV-Filter wie Benzophenone-3, die im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken. Gelegentlich sind auch das Konservierungsmittel BHT und/oder Farbstoffe (aromatische Amine) enthalten, die ebenfalls allergen wirken. Zertifizierte Naturkosmetik kommt ohne diese Zutaten aus.

Lange Duftwirkung – betörend oder störend?

Viele konventionelle Kreationen enthalten Diethylphthalat, kurz DEP. Damit wird der Alkohol, der ins Parfum kommt, ungenießbar gemacht, das spart die Branntweinsteuer. Zugleich bewirkt DEP, dass der Duft stabil bleibt und lange anhält. Die Substanz ist aber gesundheitlich umstritten, denn sie kann von der Haut aufgenommen werden und ihren Schutzmechanismus verändern. Auch gibt es Hinweise darauf, dass ein Abbauprodukt des DEP die Spermienqualität beeinflussen kann.

Naturkosmetik-Hersteller vergällen ihren Alkohol mit ätherischen Ölen. Damit ihre Parfums nachhaltig duften, setzen sie für die Basis zum Beispiel ätherische Öle aus Harzen ein, wie das des Benzoebaums. Es dient nicht nur der Fixierung, sondern ist zugleich wegen seines süßlichen, balsamischen Duftes gefragt, der an Vanille und Schokolade erinnert. So andauernd wie synthetische Düfte, die manchmal auch noch am nächsten Tag an Haut oder Kleidung zu riechen sind, betören (oder stören?) natürliche Düfte allerdings nicht.

Scheint der Duft verflogen, einfach nachsprühen, aber mit Bedacht: Wenn einem ständig der gleiche Duft in die Nase steigt, nimmt man ihn mit der Zeit kaum mehr wahr. Andere können ihn aber durchaus noch kräftig riechen.

Gute Nachricht für Veganer:innen

Natürliche Düfte enthalten in der Regel keine tierischen Bestandteile wie Moschus oder Ambra. Für vegane Parfums gibt es etwa die Veganblume als Orientierung. Ebenso wird seit jeher auf Tierversuche verzichtet.

Hals oder Haare – wo gehört der Duft hin?

Parfüm entfaltet sich am besten dort, wo die Haut besonders warm und gut durchblutet ist. Klassisch sprüht man es deshalb hinters Ohr, auf den Puls oder ins Dekolleté. Auch frisch gewaschenes Haar ist ein sehr guter Duftträger, ebenso Kleider aus Naturfasern. Und wie findet man die Marke, die zu einem passt? Uwe Manasse rät: „Lassen Sie sich für den Parfumkauf Zeit und gehen Sie in Abständen ruhig zwei, drei Mal in den Laden. Denn die eigene Stimmung, auch das Wetter zum Beispiel, haben Einfluss darauf, wie man einen Duft wahrnimmt.“

Einmal geöffnet halten sich Duftwässer am besten an einem trockenen, kühlen und dunklen Ort – auch wenn der Flakon dazu einlädt, ihn gut sichtbar zu platzieren. Eine Besonderheit von Naturparfum: Die Duftnuancen wandeln sich mit der Zeit. Herkömmliche Parfüms riechen mit ihren synthetischen Zutaten immer genau gleich.

Was bieten Bio-Läden? Zum Reinschnuppern

Veröffentlicht am - aktualisiert am 11.12.2023

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